Willkommen in der Gemeinde Fischlham

Geschichte von Fischlham

 

Geschichte von Fischlham

erzählt von Irmgard Fischer

nach den Dokumentationen von Erwin Fischer

Älteste Zeit

 

Mit Sicherheit ist Fischlham sehr altes Siedlungsgebiet. Auch vor der Besiedlung durch Seßhafte war das Gebiet um die Flüsse Alm und Traun nicht gänzlich menschenleer, Jäger und Sammler durchstreiften die Landschaft, die auch während der letzten Eiszeit, die etwa vor 10 - 12 000 Jahren endete, nicht vergletschert war. Aber diese Urbewohner hinterließen uns keine Spuren.

Doch jede Besiedlung hinterläßt Merkmale in der Landschaft. Auch wenn keine schriftliche Überlieferung davon kündet, so hat doch die Arbeit des Bauern unverwechselbare Zeichen in die Landschaft geschrieben. So sind etwa Reste der keltischen Besiedlung (ungefähr ab dem 5.Jhdt. v. Chr.) Wallgräben, Wallhecken, die als Abgrenzung des gerodeten Gebietes angelegt wurden. Auch Flurnamen mit "Graben", "Rain "und "Hochrain" weisen darauf hin. Nachdrängende Siedler, wie Römer und Bajuwaren, veränderten aber das Flurgefüge. Die besonderen Merkmale der römischen Bodenaufteilung sind die rechten Winkel, die die Felder begrenzten. Sie entstanden durch regelmäßiges Längs- und Querpflügen und hatten ursprünglich meist die Seitenlänge von 22o m. In Fischlham gab es Fluren mit römischer Grundvermessung in Eggenberg, Forstberg und Seebach. Aber die Grundzusammenlegungen und der Straßenbau haben nach dem 2.Weltkrieg diese Spuren weitgehend verwischt.

Die Römer haben aber seit der Zeitenwende um Christi Geburt auch noch andere Spuren hinterlassen. Sie waren in erster Linie Eroberer, Besetzer und Handelsleute. Wesentlich waren für die weit vom Herkunftsland Dienst tuenden römischen Soldaten, die nach der Entlassung häufig hier als Bauern und Siedler lebten, gute Straßenverbindungen. Solche Straßen durchzogen Fischlham in mehreren Richtungen, die bedeutendste führte von Wels über Fischlham zur Alm. Reste davon sind kenntlich an der vertieft angelegten Trassenführung, während moderne Straßen erhöht angelegt werden.

Aber auch Funde aus der Römerzeit gab der Boden frei, außer einer römischen Münze im Geibesbergerfeld wurde in Steinerkirchen ein Grab mit Grabstein entdeckt, aber auch Wimsbach, Eberstalzell, Steinhaus, Taxlberg, Sattledt und andere Orte der Umgebung konnten im Lauf der vergangenen Jahrzehnte Funde aus der Römerzeit melden..Kein Wunder, war doch die Stadt Ovilava – Wels eine wichtige römische Siedlung, und zugleich militärischer Stützpunkt und vermutlich Pferdewechselstation.

Aber germanische Völker drängten nach, die Römer mußten diese weit entfernten Provinzen aufgeben. In den folgenden Jahrhunderten prägten Bajuvaren das Bild der Landschaft. Beim Schotterabbau in Hafeld wurden bajuvarische Gräber entdeckt. Vom 15.- 21.11. 1963 wurde dieses Gräberfeld am rechten Alm-Traun-Mündungsdreieck ausgegraben. Es handelte sich um 10 gut erhaltene Körpergräber, weitere waren zerstört. Sie stammten aus dem 7. Jahrhundert und enthielten reiche Beigaben wie Lanzen, Schwerter, Gürtelgarnituren, Lanzenspitzen, Perlenketten und Sargreste.

Das Bild der Geschichte entsteht nicht nur aus den Gegebenheiten der Landschaft und aus Funden, die der Boden bewahrt hat. In späterer Zeit geben Aufzeichnungen kirchlicher und weltlicher Art Kunde vom Leben der Bewohner:

Aufzeichnungen kirchlicher Art sind:

Pfarrmatriken (Geburts- und Sterbebücher)

Verkündbücher

Beichtregister

Kirchenrechnungen

Aufzeichnungen weltlicher Art sind:

Grundbücher (Urbarien)

Urkunden

Verträge

Gerichtsprotokolle

Chroniken

Und schließlich ist jedes noch so kleine Siedlungsgebiet Teil eines großen und was die Menschen hier erlebten und erlitten, ist kleiner Teil der großen europäischen Geschichte.

Das Gebiet bis an die Enns bildete die östlichste Provinz des großen Frankenreiches. Ständige Bedrohungen durch Einfälle aus dem Osten durch Hunnen, Avaren und Slaven boten aber wenig Sicherheit für Bauern und andere Seßhafte.

Im Jahre 777 gründete Herzog Tassilo von Bayern, der seinerseits unter der Oberherrschaft des Frankenkönigs Karl des Großen stand, das Kloster Kremsmünster. Dies diente zur Sicherheit der ansässigen Bauern, war aber sicher auch ein Teil seiner Selbständigkeitsbestrebungen. Er verweigerte seinem Onkel Pippin und später seinem Onkel Karl die Teilnahme an deren Heereszügen und regierte sein Herzogtum weitgehend selbständig. Das neu gegründete Kloster erhielt Wälder, bewirtschaftete Güter und Rodungsland zugleich mit einem Missions- und Kolonisationsauftrag und wurde von Mönchen aus Mondsee geführt.

Die Christianisierung der Alpenslawen beginnt. (Orts- und Flurnamen mit anlautendem "Windisch-" deuten noch auf die slawische Besiedlung hin)

Durch seine Selbständigkeitsbestrebungen fiel aber Herzog Tassilo bei König Karl in Ungnade. Sein Herzogtum wurde 788 dem Frankenreiche einverleibt, er selber wurde in ein fränkisches Kloster gesperrt und ihm der Prozeß gemacht. Die seinerzeitige Verweigerung der Heerfolge diente als Anklage, er wurde zum Tode verurteilt und dann zu lebenslanger Haft begnadigt. Seine Frau, seine Söhne und Töchter wurden in anderen Klöstern eingesperrt. Tassilos Todesjahr ist unbekannt.

Das Kloster Kremsmünster und dessen Besitzungen gingen nun in Königsherrschaft über. Geistlicher Oberhirte wurde der Bischof von Passau. In den nun folgenden relativ friedlichen Jahrzehnten erlebte das Kloster große wirtschaftliche Blüte und erreichte einen Höhepunkt an Ansehen und Besitz.

Doch im 10. Jahrhundert mehrten sich die Avareneinfälle. Im Jahre 900 brachen die Ungarn über die Enns und verheerten an einem einzigen Tag ein Gebiet von etwa 75 Quadratkilometern. Das Gebiet war daraufhin lange Zeit nur dünn besiedelt. Erst etwa 100 Jahre später erholte sich das Kloster und mit ihm das urbar gemachte und besiedelte Gebiet.

1179 wird Fischlham erstmals in einer Urkunde als Filiale von Steinerkirchen erwähnt.

Etwa 1266 setzte der Steinerkirchner Pfarrer einen eigenen Kaplan für Fischlham ein. Dann aber dürften sich die Pfarrer von Steinerkirchen nicht mehr allzu sehr um Fischlham gekümmert haben., denn in der Folge wird Fischlham selbständige Pfarre, die direkt vom Bischof von Passau verliehen wurde - nicht mehr von Kremsmünster aus. Infolgedessen waren Weltpriester an der hiesigen Pfarre.

Das Stift führte aber einen erbitterten Kampf um die Wiedereingliederung, der 400 Jahre dauerte. Erst am 14.5. 1622 wurde die Pfarre wieder voll dem Stift incorporiert.

Der Pfarrbezirk Fischlham umfaßte die Ortschaften Fischlham, Eggenberg, Forstberg, Hafeld, Heitzing, Ornharting und Seebach. Zauset gehörte bis 1797 zur Pfarre Lambach, da die Traun, die bis dahin nahe dem Abhang bei der Schloßmühle geflossen war, sich beim Hochwasser 1795 ein neues Flußbett gesucht hatte und dadurch die 5 Häuser von Zauset von Lambach abgeschnitten worden waren.

 

Bauernleben

 

Die Rodung des Gebietes und die erste Besiedlung waren um die Wende des Jahrtausends im großen und ganzen abgeschlossen. Genaueren Einblick haben wir aber erst ab dem 13. Jahrhundert, denn ab dieser Zeit sind schriftliche Aufzeichnungen vorhanden, sogenannte Urbare, in denen vor allem die zu leistenden Abgaben der Bauern, sowie Hofgrößen, Feldfrüchte, Viehstand etc. genau vermerkt sind. Das älteste Urbar für unsere Gegend stammt von 1299.

Das Land gelangte durch Schenkung von Kaiser oder Fürsten oder durch Kauf in die Hände geistlicher oder weltlicher Obrigkeiten, bzw. Grundherrschaften. Allerdings war das Land schon zum Teil von freien Bauern besiedelt. Diese gelangten nun unter den Schutz von Grundherren, mußten aber dafür Abgaben leisten. Dieser Schutz war im Krieg noch teurer zu bezahlen, denn da mußten sie im Bedarfsfall alles liegen und stehen lassen und Heeresfolge leisten, sich außerdem noch selber ausrüsten.

Von diesem Heeresdienst konnte man sich freikaufen, das führte aber häufig zu großer Verschuldung, so daß sich viele Bauern in ein unfreies Verhältnis als Leibeigene unter den Grundherren begaben. Den eigenen Grundbesitz besetzten die Grundherren ebenfalls mit Leibeigenen.

In der Praxis hatten nun ehemals freie Bauern und Leibeigene dieselben Abgaben, Dienste und Steuern zu leisten. Der Unterschied zwischen Freien und Leibeigenen bestand darin, daß letztere keine Entscheidungsfreiheit hatten, sie durften ohne Zustimmung des Grundherrn dessen Herrschaftsgebiet nicht verlassen und nicht nach eigener Wahl heiraten. Die Unterschiede verwischten sich im Laufe der Zeit immer mehr. Da Adel und Geistlichkeit keinerlei Steuern zu zahlen hatten, fielen sämtliche Lasten den Bauern zu.

So hatten die Bauern zu leisten :

den Zehent, d.h. den zehnten Teil der Ernte

den Robot, d.h. Arbeitsleistungen, Fahrdienste etc. (Die Zahl der Robottage richtete sich nach der Hofgröße)

Steuern

Landsteuer

Kriegssteuer (fallweise) bzw. Rüstgeld

Jagdgeld

Siegel- und Schreibgeld bei Ausfertigung sämtlicher Urkunden und Verträge

Außerdem mußte bei Übergabe des Hofes das sogenannte Freigeld bezahlt werden, d.h. 10% des Wertes des Hofes.

Bei Übersiedlung in einen anderen Herrschaftsbereich die sogenannte Abfahrt in derselben Höhe

Beim Ableben des Bauern oder dessen Hausfrau mußte das Sterbehaupt oder dessen Wert in Bargeld abgeliefert werden, das war das zweitbeste Stück Vieh im Stall.

Handrobot mußte in Fischlham für Kremsmünster nicht geleistet werden, da die Entfernung nach Kremsmünster zu groß war, aber dieser Dienst mußte in Bargeld abgelöst werden.

Zugrobot mußte auch hier geleistet werden - Zugtiere waren die Ochsen- zur Lieferung des Zehents, von Baumaterial, von Wein aus Niederösterreich etc.

Da dieser Robot meist geleistet werden mußte, wenn Ochsen und Gespanne in der eigenen Wirtschaft am nötigsten gebraucht wurden, stellte dies auch eine Härte dar.

Weitere Belastungen ergaben sich durch Wildschäden - lange Zeit war es den Bauern nicht einmal gestattet, ihre Felder einzuzäunen, auf Töten eines Wildes standen schwere Strafen. Wohl aber mußten die Bauern Jagdrobot leisten, d.h. als Träger und Treiber arbeiten.

Eine weitere Beschwernis war auch der Anfeilzwang, d.h. ihre Erzeugnisse mußten sie zunächst dem Grundherrn anbieten, der natürlich den Preis bestimmte.Was dann noch übrig blieb, durfte er nicht einem Zwischenhändler anbieten, sondern konnte es selbst auf Märkten anbieten.

Profit zog die Grundherrschaft auch aus dem sogenannten Tafernenzwang, d.h. die üblichen Tauf-, Hochzeits- und Totenzehrungen mußten im herrschaftlichen Gasthaus, der sogenannten Taferne, abgehalten werden.

Die größte Plage aber waren die Einquartierungen von durchziehenden Soldaten, die sich aus dem Land hauptsächlich durch Plünderungen ernährten.

Außer diesen Leistungen und Abgaben mußten noch sogenannte "Dienste "geleistet werden, d.h. Lieferungen von Naturalien gegen Bezahlung, z.B. zu Ostern, Martini, Weihnachten.. Dabei handelte es sich meist um Lämmer, Kälber, Hühner, Eier, Käse usw.

Die Überwachung der Zehentlieferungen, der Lieferdienste und Robotleistungen oblag dem Maier (oder Amtmann) Der Maierhof war räumlich größer als die übrigen Höfe, mußte er doch Platz für Vorräte und Fahrzeuge bieten.

Der Maierhof wurde mittels eines "Maierbriefes" übergeben, in dem Rechte und Pflichten aufs genaueste festgelegt waren. Der Maier war dem Grundherrn direkt verantwortlich. Er mußte selbst die halbe Feldfrucht abliefern, konnte aber jederzeit gekündigt werden.

Für unsere Bauern waren die Maierhöfe zu Eggenberg und Frohnhofen zuständig.

In dem ältesten Urbar von 1299 sind bereits folgende Höfe erwähnt:

Fischlham Geibesberg

Eggenberg Mairgut

Rathof

Forstberg Untereck Nr. 8

Obereck Nr. 9

Hafeld Dornauersölde Nr. 8

Hieblehnersölde Nr. 13

Hafeldmühle Nr. 17

gehörte ab 1650 nach Bernau

Förch Nr. 19 ab1650 zum Stift Lambach

Heitzing Unterensfeld Nr.4

Oberensfeld Nr.5

Seebach Zurbauer Nr. 10

Peterngütl Nr. 11

Wolfengütl Nr. 12

Lindelgütl Nr. 13

Huemergut Nr. 19

Die hier nicht erwähnten Höfe, so auch die von Ornharting, bestanden sicher auch schon, doch waren sie anderen Grundherrschaften untertan, von denen keine so alten Aufzeichnungen erhalten sind.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden gelegentlich durch Teilung aus einem Hof zwei, aber im großen und ganzen war die Verteilung dieselbe wie heute.

 

Bäuerlicher Wohn- und Lebensbereich

Das Bild der bäuerlichen Wohn- und Siedlungsform ist für unsere Gegend anscheinend untrennbar mit dem Vierkanthof verbunden. Dies trifft aber erst seit dem 18. bzw. 19. Jahrhundert zu. Das ursprüngliche Bauernhaus war aus Holz und Stein erbaut, die Wände des Wohnhauses waren in Holzblockbauweise errichtet. Aus dieser Bauweise ergibt sich die Größe, bzw. Kleinheit der Fenster, aus statischen Gründen konnte nicht mehr als die doppelte Balkenstärke ausgespart werden. In ältesten Zeiten waren diese Fenster nicht verglast - aus Kostengründen- sondern mit Schweinsblasen bespannt.

Auch das "Schichtenmauerwerk" war in unserer Gegend gebräuchlich: eine Lage Lehm, darüber Ziegel (oft ungebrannt) darüber fischgrätartig verlegter Rollschotter. Das Dach war ausnahmslos ein steiles Strohdach.

Das Wohnhaus enthielt meist nur Stube, Küche und 2 Kammern, nur die Meierhöfe hatten auch Vorhaus, Keller und Speis. In späteren Zeiten wurden die Wohngebäude erweitert, aufgestockt, so daß die sogenannte "Hohe Stubn" entstand, die vom Wohlstand des Besitzers zeugte.

Die Höfe hatten allerdings eine Reihe von Nebengebäuden:

Stall (kleiner als heute)

Inleuthäusl (für die Dienstboten)

Auszugshäusl (für den Altbauern)

Backofen

Troadkasten

Haarstubn (zur Flachsaufbereitung, diente auch oft als Badstube)

Holzhütte

Wagenschuppen

Mosthütte (überbauter Mostkeller)

Bienenhütte

Brunnen

Erst mit der Verbreitung des Ziegelbaues setzte sich die geschlossene Bauweise durch, die alles unter ein Dach brachte.

 

Bäuerliches Wohnen

 

In den Räumen dienten Truhen zur Aufbewahrung von Kleidung und Wäsche. Sie wurden meist als Heiratsgut mitgebracht und waren häufig mit Glücks- und Segenszeichen bemalt, wie Lebensbaum, Sonnenrad und Heiligenbildern. Schränke kamen erst Ende des 17. Jahrhunderts in Gebrauch. Die Betten waren nach heutigen Begriffen sehr kurz, man schlief halbsitzend, als Bettzeug dienten Strohsack und Flaimsack. In kleineren Höfen stand das Ehebett der Bauersleute häufig in der Stube, als Kastenbett von 3 Holzwänden und einem Himmel umgeben. In solchen Höfen schliefen die Knechte meist im Pferdestall, die Mägde auf dem Heuboden. Die Beheizung erfolgte in unserer Gegend schon recht früh (seit dem 16. Jhdt.) durch Kachelofen. Der stand allerdings nur in der Stube, bei grimmiger Kälte mußte er "Bettsteine" oder "Bettziegel" aufheizen, die dann in die eiskalten, meist feuchten Betten gelegt wurden. Als Beleuchtung diente bis ins 19.Jhdt. der Kienspan, gleichzeitig gab es natürlich auch Kerzen, die aber wesentlich kostspieliger waren. Den Einzug des strahlenden Petroleumlichtes schildert Peter Rosegger sehr anschaulich in seinen Erinnerungen "Als ich noch der Waldbauernbub war" Damit dieses Licht aber hell erstrahlte, mußte der Glaszylinder immer blank geputzt werden, was ein mühsames und unbeliebtes Geschäft war.

In der Küche gab es ursprünglich einen gemauerten Herd, auf dem ein Dreifuß über dem offenen Feuer stand, an dem ein Wasserkessel hing. Pfannenhalter, Feuerzangen und Schürhaken hatten ebenfalls dort ihren Platz. Verhältnismäßig bald (17./18. Jhdt.) ging man hier über zu gedeckten Herden mit abhebbaren Eisenringen. Eßgeschirr war aus Holz oder Steingut, zum Kochen gab es irdenes oder eisernes Geschirr. Vorratsgefäße waren aus Ton, Holz oder Stroh. Holzschaffel hatten immer Reifen aus Weidengerten, nie aus Metall.

Wichtige Besitztümer eines Hofes waren Gerätschaften, Fahrnisse und Werkzeuge. Nicht nur Gerätschaften zur Bodenbearbeitung und Werkzeuge zur Holzbearbeitung waren vorhanden, sondern auch alles, was zur Textilerzeugung notwendig war, so Gerätschaften zur Flachs- und Wollbearbeitung, Spinnrad und Webstuhl.

Die Wasserversorgung eines Hofes hing von den Gegebenheiten ab. War der Bauer glücklicher Besitzer einer Quelle, ließ man sie einfach in einen aus einem ausgehöhlten Baumstamm geformten Brunnentrog sprudeln. Traf dieser Glücksfall nicht zu, mußte man einen Schacht zum Grundwasser graben und mit einer Seilwinde den wassergefüllten Kübel hochziehen - solche Brunnen sind noch in unseren Märchen erwähnt wie Wolf und 7 Geißlein, Frau Holle usw. Später baute man Pumpbrunnen. Es gab auch kleinere, durch Teilung entstandene Höfe, die keine eigene Wasserstelle hatten und das Wasser mühsam vom nächsten Bach herschaffen mußten.

Eine große Rolle in der Ernährung spielten Milch und Milchprodukte (Rahm, Käse). Zur Aufbewahrung gab es häufig innerhalb des Hauses die sogenannte "Milchgrube", einen kleinen kellerartigen Raum, in dem die großen flachen Milchgefäße, von denen der Rahm abgeschöpft wurde, kühl untergebracht wurden. Dieser Raum war innerhalb des Hauses.

Ernährungsgrundlage war Getreide in Form von Breien, wobei hauptsächlich die später verschwundenen Sorten Buchweizen und Hirse verwendet wurden. Brot wurde hauptsächlich aus Roggen und Gerste gebacken, das Brot wurde auf sogenannten Holzleitern aufbewahrt - gegen Feuchtigkeit und Mäusefraß. Da nur alle paar Wochen gebacken wurde, war das Brot meist schon steinhart, es wurde dann in der Seirsuppe (Suppe aus Sauermilch und Rahm) aufgeweicht, die als Morgen - und meist auch als Abendmahlzeit diente.

Gemüse wurde im Hausgarten angebaut, dieser war meist zehentfrei. Es gab Kraut, Salat, Rüben, Kichern (Erbsen), Möhren, Zwiebeln und Wicken.

Wie erinnerlich, waren Kartoffeln bis ins 17. Jhdt. unbekannt. Das Obst diente zur Bier-, ab dem 17. Jhdt. auch zur Mostbereitung. Konserviert wurde das Obst durch Dörren im Dörrhäusl oder im Backofen. Honig war lange Zeit das einzige Mittel zum Süßen der Speisen.

Fleisch war nur an Festtagen üblich und in Zeiten schwerer körperlicher Arbeit. Die Konservierung erfolgte durch Suren und Selchen.

Die hygienischen Bedingungen waren primitiv, Abtritt war der Misthaufen mitten im Hof hinter dem Stall, die Errichtung eines "Häusls" war bereits ein Fortschritt. Diese Einrichtung hielt sich vielfach noch bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts.

Das Leben auf den Höfen unserer Vorfahren mag uns heute primitiv erscheinen, man möge aber nicht vergessen, welch reiche geistige Kultur unter diesen harten Lebensbedingungen entstand, all die Lieder, Tänze und Volksmusik, Sagen und Märchen, die heute noch zum Teil weiterleben und die Zeugnisse bäuerlichen Kunsthandwerks, die wir in Museen bewundern können.

 

Bäuerliche Wirtschaft

 

Der Viehbestand auf den Höfen war gering. Allerdings war der Fleischverzehr auf die Sonn- und Feiertage beschränkt und auf die Zeiten schwerer körperlicher Arbeit. Arbeitstiere waren Ochsen, seltener Pferde, oft auch Kühe. Als Beispiel sei dient der Viehbestand des Mair zu Eggenberg, der im Maierbrief (Verleihungsbrief ) von 1587 angeführt ist:

2 Roß, 4 Kühe, 9 Schweine, 1 Saubär, 1 Ganser und 2 Gänse, 1 Hahn und 12 Hennen.

Wobei extra erwähnt wird, daß 3 von den 9 Schweinen zum "Dienst" (Lieferung gegen Bezahlung) nach Kremsmünster in diesem Jahr bestimmt seien, weitere 3 jedes folgende Jahr. Bei den Vorschreibungen für zu leistende Dienste scheint bei Fischlham kein Lämmerdienst auf, wohl aber bei Steinerkirchner Bauern, die zum Maierhof nach Frohnhofen zu liefern hatten. Auf den Höfen wurden jedenfalls Schafe gehalten wegen der Wolle, wie aus dem Verlassenschaftsprotokoll nach dem Ableben der Barbara Hofer auf der Dornauer Sölden zu Hafeld hervorgeht, vom 3.7.1630, dort scheinen neben 3 Kühen, 2 Kälbern und 2 Schweinen auch 7 Schafe auf, aber kein Pferd und kein Ochse. Honig scheint es viel gegeben zu haben, was aus den Dienstvorschreibungen hervorgeht. Honig war ja der einzige Süßstoff. Auffallend ist, daß es an Milchprodukten nur Käsedienst gab, nie Butter.

Felderwirtschaft

Bis ins 17. Jhdt wurde Dreifelderwirtschaft betrieben, d.h. Wintergetreide wechselte mit Sommergetreide und Brache (unbebautes Feld). Später wurde die Brache mit Rüben, Hülsenfrüchten und Wicken bebaut.

Die Erträge waren gering, meist nur der 5 - 6 fache Samenertrag. Als Dünger wurden Stallmist und Jauche verwendet. Um den Ertrag zu steigern, wurde auch Mergel auf die Felder aufgebracht (Mergel ist ein weiches Gestein aus Kalk und Ton). Die Verwendung von Mergel ist bis ins 20. Jahrhundert bekannt.

Interessant ist, daß in großen Mengen Mohn angebaut wurde, dieser verschwindet aber aus den Zehentlisten größtenteils im 17. Jhdt. gleichzeitig mit der Zunahme des Weizenanbaues: Es sei daran erinnert, daß die Kartoffel unbekannt war, da sie erst in der 2.Hälfte des 16. Jhdts durch die spanischen Eroberer aus Südamerika eingeführt wurde. Große Verbreitung erfuhr diese Kulturpflanze bei uns erst ab 1850.

Hofgrößen , Abgaben

Ursprünglich war sicherlich ein Großteil der hiesigen Bauern nach Kremsmünster zehentpflichtig. Im Lauf der Zeit wechselten die Zehentherrschaften häufig, weil die Güter oft verkauft, vertauscht, verpachtet und verpfändet wurden.

Die letzte Pfarrbeschreibung vor Aufhebung der Grundherrschaften (Bauernbefreiung 1848) gibt die Herrschaften innerhalb der Pfarre wie folgt an

Steinhaus 48 Häuser

Stift Lambach 27 Häuser

Burg Wels 26 Häuser

Kremsmünster 21 Häuser

Bernau 9 Häuser

Almegg 6 Häuser

Gotteshaus Fischlham 4 Häuser

Pfarrhof Steinerkirchen 4 Häuser

Peuerbach 2 Häuser

Hartheim 2 Häuser

Irnharting 1 Häuser

Insgesamt 150 Häuser

Der Zehent war keine fixe Abgabe, sondern ein Zehntel des tatsächlichen Ertrages. Zur genauen Feststellung waren 2 Personen nötig, einer davon war der Gehilfe des Amtmannes, bzw. Grundherrn. Entweder man verwendete Zehentstecken, die auf dem Feld in jede zehnte Reihe eingesteckt und mit Kerben versehen wurden oder jedes zehnte Kornmandl wurde umgeworfen zum Zeichen, daß es dem Grundherrn gehörte. Die Robotleistung war von der Hofgröße abhängig.

Zwar waren die Fischlhamer wegen der Entfernung von Kremsmünster größtenteils von der Handrobot befreit und mußten dafür "Robathgeld" bezahlen, aber Zugrobathen, also Fuhrdienste, mußten auch die Fischlhamer in natura leisten.

So zum Beispiel war an Zugrobot zu leisten :

(pro Hueb)

beim Scheiterführen 1 Klafter

beim Schindelführen 20oo Stück

beim Ladenführen 96 Stück usw.

Wobei die Hofgrößen von 1650 zum Vergleich dienen mögen

Abraham Geibesberger 1Hueb

Leonhard Weißenmaurer 1Sölden

Hans Rizendorfer am Silberhof 1 ½ Hueb

Erasmus Seethaler (Seeb. 12) ¼ ¼ Acker

Die Hofgrößen sind in absteigender Größenordnung wie folgt angegeben :

1 Hueb, ½ Hueb, ¼ Acker, 1/8 Acker, 1Sölde, 1 Häusl

Gelegentlich taucht der Begriff "Rechtlehen" in den Urbarien auf. Das waren Besitzungen, welche vom "Dienst" befreit waren, aber bei Besitzwechsel doppeltes "Freigeld", also 20% zu zahlen hatten.

Einige Beispiele von Abgabenleistungen aus dem Eyselsbergschen Haupturbar 1719 - 1734:

(Währung: Florint (Gulden) und Denari (d))

Florian Cranabetmayr aufm Jungpaurnguett

Landsteuer 3Fl 50

Diennst 9 d

Roboth 8 Fl

Weinfuhrgeld 4 Fl 15 d

Jaggelt 18 d

Rüstgelt 6 Fl

Vogthenn 1 Stück

Hans Pühringer aufm Parzhof

Landsteuer 1 Fl 20 d

Diennst 8 Fl 8 d

Robathgeld 7 Fl

Weinfuhrgeld 4 Fl 15 d

Jaggelt 18 d

Rüstgeld 4Fl 30 d

Hierbei handelte es sich bei Dienst, Robot und Weinfuhrgeld um Ablösen.

Zum Vergleich dazu Schätzungen beim Nachlaß der Barbara Wolfen Hofer auf der Pernauer Sölden zu Hafeld: Der Wert ist in Gulden (Fl ) und Soldi (s) angegeben.

3.Juli 1630.

Grundstück 220 Fl

Erstlich 3 Khir (Kühe) aine 10 Fl 30 Fl

2 Khälbl 3 Fl

7 Schaaff 3 Fl 4 s

2 Schweindl 1 Fl 2 s

1 Mezen orn 2 Fl

2 Mezen Haimb 2 Fl 4 s

½ Mezen Gersten 7 s

1 halben Mezen Waiz 7 s

1 Stuckh härbes Duch 5 Fl

1 Stren rupferes Garn 7 s

½ Pfundt Woll 6 s

1 Ziech Wägl 1 Fl 4 s

1 Pflueg und ain Eggen 1 Fl 6s

2 Druchen sambt dem

Leingewandt 1 Fl 1 s

ain gerichtes Pöth 4 s

vas mit Raiffen umbschlagen 1 s

Khuchlgschirr 6 s

Im Verhältnis dazu waren also die Abgaben beachtlich. Aber auch die "Dienste", d. h. die vorgeschriebenen Ablieferungen gegen Bezahlung (wobei der Grundherr den Preis festsetzte ) waren belastend.

Als Beispiel dafür die Hofdienstvorschreibung des Anderl Schaighof zu Egkhenperg von 1539

Ostern 2 Kalb

Ostern 2 Lamp

Item (ebenso) im jar 5 Talente Ayr (Eier)

Marie 8 Hofhannen

Martini 6 Gennß

Weinachtn 3 Schwein

Item 3 pf Wochenkhäß für 15 s

Item Martine ain Jar ain Pern (Eber) oder darfür 3 s

das ander Jar ain Schlagrindt oder darfür 4s

für Stadlmalz 6 s

Vischpfennig 6 s

für aine Wiße (Wiese) 40d

für 2 Halblat Khäß 9 s

ainem Khelner 2 Khäß

ainem Richter 2 Khäß 4 s

Pohn (Bohnen) 2 Metzen

Arbeiß (Erbsen) 2 Metzen

Gersten 2 Metzen

ain Stain Haar (Flachs) 16 Tl

Item 3 metzn Rurben

Item soll jerlich von Enns füren 2 Fuhr Wein

Item das Drittl im Khornfeldt

Magn (Mohn) ½ metzn

Hier wurde der Originalität halber die alte Schreibweise beibehalten. Man schrieb wie man sprach, beim Lesen ist es zum besseren Verständnis empfehlenswert, sich die Worte laut vor zulesen oder sich vorlesen zu lassen. Rechtschreibregeln gab es im 16. Jhdt. noch nicht.

Die Maierhöfe

waren, wie schon erwähnt, zwangsläufig die größten Höfe, da sie ja Fahrnisse und Gerätschaften zur Roboteinbringung und Ablieferung beherbergen mußten. Sie waren aber abgabemäßig schwerer belastet als die Bauern, z. B. gehörte die Hälfte der Getreideernte dem Stift, bzw. dem weltlichen Grundherrn. Der Maier war jederzeit kündbar. Der Maierbrief, d.h. der Lehensvertrag zwischen Grundherrn und Maier war ein bis in die kleinsten Einzelheiten festgelegtes juristisches Meisterstück.

Dieser "Moarbrief" beinhaltete aber auch, was auf dem Hof zur Übergabe belassen werden sollte, das sogenannte "Hofgricht", so zum Beispiel im Maierbrief von 1563:

Hofgricht, so dem Hof gelassen werden soll

2 Roß 1 Ganser

4 Kühe 2 Eggen

9 Schweine 2 Pflüge

1 Eber 1 Holzwagen

2 Gäns mit Zugehör

1 Hahn 1 Weinwagen mit Zugehör

12 Hennen

1 Tisch 1 gemerkter Metzen (Getreidemaß)

Same genug Heu genug

 

Bauernunruhen, Aufstände

 

Der Bauer stand auf der untersten Stufe der sozialen Leiter, auf ihm lagen alle sozialen Lasten. Das Land war dem Kaiser untertan. An seiner Stelle regierte ein Landeshauptmann in Linz. Ihm waren die 4 Stände beigeordnet:

der 1. Stand

waren die Vorsteher der 15 oberösterreichischen Klöster und Stifte, also

die hohe Geistlichkeit

der 2. Stand

waren Grafen, Freiherrn und Herren, also der höhere Adel

der 3. Stand

waren die niederen Adeligen, sofern sie im Land Güter besaßen

der 4. Stand

waren die 7 landesfürstlichen -also direkt dem Kaiser untertanen - Städte: Freistadt,

Linz. Enns, Wels, Steyr, Vöcklabruck, Gmunden.

Die Bauern hatten keinerlei Vertretung in der Regierung. Sie waren die einzigen, die Steuern zu zahlen hatten, außer den bereits erwähnten Abgaben wie Zehent, Robot, Sterbhaupt usw. Um so erstaunlicher aber ist es, daß die Bauern absolut nicht als gedrückte Sklaven zu betrachten waren, sondern durchaus Selbstbewußtsein besaßen wofür eine Reihe von Beschwerden Zeugnis ablegen.

So schrieb P. Rudolf Graser, der in Fischlham von 1772 - 1775 Pfarrer war, in seiner Darstellung der Pfarre Fischlham:

Verzeichnis der allergrößten Erzflegel

1.) Der Parzmaier ,"ein heimtückischer Bösewicht"

2.) Der Zurbauer, "ein unbiegsamer Schädel"

3.) Der Reitknecht (Faschingsölde) ,"ein recht eichener Lümmel"

4.) des Leonhard Schneiderbauer am Forstberg Sohn "ein boshafter Rädelsführer der Aufrührer"

5.) Franz Strantl, Bräumeister "rechter Auswurf vor Gott und den Menschen, ein Mann ohne Religion und Gewissen, ohne Ehre, voll Heuchelei und Eigennutz, List und Hoffahrt, Prahlerei und Verführungsgeist gegen alle wahren Katholiken, ein widerspenstiger Starrkopf gegen alle weltliche und geistliche Obrigkeit - kurz der verabscheuungswürdigste Charakter, den man sich denken kann und eine rechte Pest der Pfarrgemeinde," wobei zu sagen ist, daß P. Graser zwar hochbegabt, aber bei seinen Mitbrüdern gefürchtet war wegen seiner bösen Zunge.

Aber Querköpfe scheinen sie schon gewesen zu sein, wie P. Graser weiterhin berichtet:

"...starb des Mayr zu Eggenberg Eheweib. Der Mann verlangte das Begräbnis so herrlich, als es sein konnte. Ich tat es, und ich verrechnete für mich, Mesner, Kirche und Buben 32 fl (Die Jahreseinnahmen des Schulmeisters in Fischlham betrugen 1755, also 30 Jahre früher, 107 fl 20 Kr.). Anfangs war ihm nichts zu viel. Tags darauf beklagte er sich..."

Im Verlauf des folgenden Disputes erklärte der Maier, er werde den Abt schriftlich um Nachlaß bitten. Der Abt schrieb zwar zurück, daß der Pfarrer nicht zuviel gerechnet habe, wies aber in einem zweiten heimlichen Brief den Pfarrer an, freiwillig etwas nachzulassen. Widerwillig leistete der Pfarrer dieser Empfehlung Folge, aber nicht ohne sich daran zu erinnern, daß der Mair einmal sagte "...wenn sein Weib einmal stürbe, wollte er sie vor das Kirchhoftor stehen lassen, man würde sie schon begraben müssen. Er aber würde nichts zahlen."

Als durch den Tod des alten Grashag (Ornharting) 4 Kirchenstühle frei wurden, gab sie der Pfarrer dem Rathmair "... weil seine Buben viel sind und fleißig in die Pfarrkirche gehen." Dagegen protestierte der Leitenbauer, der sie haben wollte. Um seinem Wunsche Nachdruck zu verleihen, verweigerte er ein Vierteljahr den Kirchenbesuch, bis es zur Beichtzeit zu einem Vergleich kam: der Pfarrer bot ihm 2 Kirchenstühle an, mit dem Bemerken, die vorigen könne er ihm nicht geben, damit der Leitenbauer merke, wer Herr über die Kirchenstühle sei.

Dieser Triumph wurde aber dadurch etwas getrübt, daß der Leitenbauer sich rühmte, dem Pfarrer die Kirchenstühle abgetrotzt zu haben. Als der Pfarrer daraufhin den Pfarrumgang etwas abkürzte und daher nicht mehr bis zur steinernen Säule des Leitenbauern kam, ließ dieser anfragen, ob er sie entfernen könne, da sie ja seine Vorfahren in der Absicht einer Segenstätte hätten errichten lassen. Der Pfarrer hatte nichts dagegen, aber im folgenden Jahr nahm der Pfarrer wieder den ursprünglichen Weg - und die Säule stand noch dort.

Aber wesentlich ernstere Konflikte gab es schon geraume Zeit früher.

Die Lasten der Abgaben, die die Bauern zu leisten hatten, wurden seit dem Ende des Mittelalters ständig erhöht, auch wurden die geforderten Robotleistungen immer drückender, zuletzt wurden sogar Auszügler und Inwohner zu Steuerleistung und Robot herangezogen. Proteste und Beschwerden halfen nichts, die Beschwerdeführer wurden eingekerkert.

So fanden schon 1472 im Salzburgischen und 1515 in der Steiermark die Verzweiflung und die Rechtlosigkeit der Unterdrückten ihren Ausdruck durch Zusammenrottungen und Aufstände, die blutig niedergeschlagen wurden, zu einer Zeit, da der Wunsch nach Religionsfreiheit noch keine Rolle spielte (Martin Luther veröffentlichte erst 1517 seine Thesen).

In den Jahren 1588 bis 1594 begannen die Erhebungen der Bauern um Sierning und Steyr, dann im Mühlviertel und im Hausruckgebiet. Da die Bauern zuerst Erfolge zu verzeichnen hatten, gewann der Aufruhr immer größeren Umfang und ergriff auch den Traunkreis. Anführer waren hier ein gewisser Tasch, Wirt in Pettenbach, und Hans Selig, ein Bauer in Weißkirchen. Die Bauern plünderten Wimsbach und andere Schlösser und belagerten am 25. 11. 1596 das Stift Kremsmünster. Abt Johannes gelang es, sie durch gütliche Mittel zum Abzug zu bringen.

Später lagerten sie um Wels auf beiden Seiten der Traun, 1597 ermordeten sie den Pfarrer von Gunskirchen, Georg Ziegler. Der Aufruhr endete 1599 mit der Hinrichtung der Bauernanführer.

Ob und wieweit Fischlham beteiligt war, ist nicht bekannt, aber ein Bericht aus Steinerkirchen ist in diesem Zusammenhang interessant:

Am 28.12. 1596 schrieb Laurentius Schwarzmayr, Pfarrer in Steinerkirchen, an den Hofschreiber Raminger, daß die Steinerkirchner Bauern ihre ganze Hoffnung auf den Tasch setzten, besonders der Schmied in Steinerkirchen laufe zu ihm nach Wels. "Wäre der Tasch nit geborn, so hätten die Bauern ihren Handel verlorn", so sagen die Aufrührer. Sonst seien die Unfläten, die Bauern, so verschwiegen, daß einer nicht leichtlich was erfährt, der Schmied sei ein Hetzer. "Wo der Satan nit kann, schickt er seinen Boten"..."Die Fischlhamer fangen auch ein neues Liedlein an zu singen, wollen auch der Religion halber streiten, sind stark gegen ihren Pfarrer und Mesner, wer es verschuldet, weiß´ich nit."

Am 3. Juni 1597 schrieb derselbe Pfarrer an den Hofschreiber :

Die Steinerkirchner Bauern seien fleißig im Abliefern der Waffen, auch der Schmied und seine Konsorten seien beim Pfarrer gewesen und haben sich angegeben als solche, die keine Waffen haben, "sie seien gar gerecht und haben nie kein Wasser getrübt". Es sei aber kaum glaublich, daß sie keine Waffen haben.

Am 11.Juni schrieb Raminger an den Pfarrer von Steinerkirchen, der Bauernhauptmann Tasch sei vom Welser Burgvogt bei Großendorf gefangen worden, auch der Schmied in Steinerkirchen und ein gewisser Kaßberger seien "ins Finstre" gesetzt worden. Der Pfarrer solle nachforschen, ob der Schmied Schriften hinterlassen habe und welchen Aufruhr er in Steinerkirchen gestiftet.

Immerhin kam es 1598 zu Verhandlungen mit den Bauern. Viele, auch solche, die nicht revoltiert hatten, hatten wegen der zu großen Belastung Klage geführt. Vom 9.3.1598 bis 22.5.1598 wurde von den kaiserlichen Kommissaren Rolf Wilhelm von Volkersdorf, Paul Garzweiler und Franz Ruprecht Högenmüller mit dem Abt, den Pfarrern und Untertanen abgehandelt und Verträge geschlossen.

Auszugsweise sei wiedergegeben, was Fischlham betrifft:

Die Fischlhamer beschwerten sich wegen des gesteigerten "Seelschatzes", wegen Einsetzung der Pfarrherrn und Mesner und wegen der großen Zehrungen bei den Kirchenrechnungen.
Worauf der Abt feststellte, daß die Einsetzung der Pfarrer und "Kirchenoffiziere" könne nicht in "der Untertanen Willkür" gestellt werden. Zur Kirchenrechnung habe er nie mehr als 2 Personen geschickt, die könnten keine großen Unkosten verursacht haben.
Hans Huebmer zu Niederheitz bringt vor, er sei vom Freigeld befreit, weil er das aber nicht beweisen kann (der Freibrief war ihm abhanden gekommen), wird dem Abt sein Recht gelassen. Es wird zwar Punkt für Punkt genau abgehandelt über Freigeld, Landsteuer, Rüstgeld usw. doch heißt es im Vertrag, es solle sich so lange nichts ändern, bis von der Obrigkeit anders verfügt werde. Auch beim Robot bleibt alles beim bisherigen Brauch, aber der Abt verspricht, seine Untertanen weitgehend zu schonen. Hochzeiten und Totenmähler könne jeder im eigenen Haus halten, falls die Taferne mehr als eine Meile entfernt sei, Speisen und Getränke müßten aber weiterhin von der Taferne genommen werden.

Vertrag des Abtes mit den Maiern (auf den Amtshöfen).Verleihung durch den Abt, Abgaben und Leistungen verbleiben wie bisher in den Maierbriefen festgelegt, nur von den Roboten werden ihnen von den bisherigen 8 Fuhren 2 nachgelassen. In diesem Zusammenhang ist folgende Vereinbarung interessant: Verabreichen von Essen und Trinken bei der Lieferung des Getreides ist keine Schuldigkeit des Abtes, sondern steht ganz in seinem Belieben. Er verspricht ihnen aber - wenn bessere Weinjahre kommen - eine Halbe Wein, ein Hoflaibl und eine Suppe. Aber "Minderung oder Mehrung steht im Belieben des Abtes". Man sieht also, allzuviel Änderung für die Bauern brachten die Verträge nicht.

 

EINDRINGEN DES PROTESTANTISMUS

 

Bis zur Mitte des 16. Jhdts. liegen kaum Berichte über die Seelsorge in Fischlham vor, auch dann sind nur bruchstückhafte Berichte vorhanden. Es läßt sich daher nicht nachvollziehen, wann und auf welche Weise die neue religiöse Lehre Einzug gefunden hat.

Neben den sozialen Ungerechtigkeiten trug auch der sittliche Verfall der katholischen Geistlichkeit zur Verbreitung der "reinen Lehre" bei, auch daß fast der gesamte Adel evangelisch war. Durch die sog. Religionskonzession von 1568 erhielten die Stände des Landes konfessionelle Freiheiten, da sie dem Kaiser Maximilian II 1.200.000 fl zur Abwehr der drohenden Türkengefahr bewilligten. Die Herren und Ritter durften auf ihren Schlössern, in ihren Dörfern und Städten und allen Kirchen, deren Patronat sie innehatten, das lutherische Bekenntnis ausüben. In Fischlham war von der Mitte des 16. Jhdts. an der größte Teil der Pfarrgemeinde evangelisch. Der hauptsächliche Verbreiter des Protestantismus war der hiesige Pfarrer Stephan Khreyl (1557 - 1584), Förderer waren auch die Jagenreutter auf Pernau sowie der lutherischen Burgvögte von Wels, aber auch unter den Kremsmünsterer Untertanen gab es nicht wenige Lutheraner. Pfarrer Khreyl wurde vom evangelischen Vogt zu Wels eingesetzt, der sich weder um Abt noch um Bischof kümmerte.

Khreyl predigte die evangelische Lehre, schimpfte über die Katholiken, leistete allen Vorladungen von Dechant und Bischof keine Folge, verrichtete den Gottesdienst nach "Veit Dietrich" (evang. Theologe, Zeitgenosse Luthers), betrachtete den Burgvogt von Wels als alleinige Obrigkeit in geistlichen und weltlichen Dingen, war verheiratet und hatte eine große Anzahl von Kindern. Er kaufte 1559 mit seiner ehelichen Hausfrau die Taxlmühle. Als Pfarrer Christoph Sillagh von Steinerkirchen, der sich in dortiger Pfarrkirche mit Brigitta, einer Müllerstochter von Weibern öffentlich hatte trauen lassen und im Pfarrhof Hochzeit gehalten hatte, 1572 gestorben war und 5 unmündige, ehelich erzeugte Kinder hinterlassen hatte, wurden als Vormünder aufgestellt: Stephan Khreyl, Pfarrer zu Fischlham, Andreas Schachenreutter, Pfarrer von Vorchdorf (Gevatter von Khreyl) und Valentin Mayr zu Eggenberg, Pfarre Fischlham.

Im Gegensatz zu dem aufmüpfigen Fischlhamer Pfarrer war der Steinerkirchner Pfarrer, Dechant Krabler, streng katholisch. Der verklagte seinen Amtsbruder Khreyl beim Passauer Bischof. Eine Vorladung Khreyls nach Passau erfolgte prompt, aber Khreyl leistete dieser keine Folge.

Dafür fanden am Markustage 1567 die Steinerkirchner und Eberstalzeller die Fischlhamer Kirche versperrt, als sie nach ihrer Prozession dort Gottesdienst halten wollten. Natürlich erhielt Khreyl deswegen scharfe Rüge, diesmal durch den Hofrichter von Kremsmünster, der im Auftrage des Abtes den Brief sandte.

Dechant Krabler hatte seine liebe Not mit Pfarrer Khreyl. So beklagte er sich in einem Brief an den Weihbischof Hektor von Passau, daß unter anderen sektischen Pfarrern auch der Fischlhamer alle Leute, welche der katholischen Religion anhangen, lästere und verdamme. Außerdem beschwerte sich der Dechant in einem Brief an den Abt, daß sich die destruktive Tätigkeit des Fischlhamer Pfarrers auch auf Steinerkirchen erstrecke. Als der Dechant den Steinerkirchner Schmied, welcher als einziger in der Pfarre nicht kommunizieren wollte, beim Prälaten verklagt habe, sei er zum Pfarrhof gelaufen, habe an das Tor geschlagen, dem Dechant gedroht, "er wolle ihm das Bett mit einer geladenen Büchsen gesegnen" und habe den jungen Priester Mathies übel geschlagen. Der Dechant fügte bei, daß "dieser Unrat" gewißlich vom Pfarrer von Fischlham komme.

Aber auch die Absetzung Pfarrer Khreyls bereitete Probleme. Die Fischlhamer überreichten durch 9 Pfarrmänner eine Bittschrift an den Abt in Kremsmünster, in der sie beteuerten, daß Khreyl allzeit ihr verständiger, gottesfürchtiger und christlicher Seelsorger gewesen sei und sie keinen anderen wollten als den, der sie 28 Jahre lang begleitet habe. Der Abt wies die Bitte ab und somit war Khreyl abgesetzt.

Inzwischen sollte ein Gesellpriester (Kaplan) von Steinerkirchen den Gottesdienst abhalten. Vorsorglich gab man ihm den Hofrichter von Kremsmünster mit, da man befürchtete, daß die Fischlhamer Schwierigkeiten machen könnten.

Als am Sonntag, den 5. 5. 1584 der Hofrichter zur Kirche nach Fischlham kam, war vor dem Friedhof eine große Menge Volkes versammelt. Der Hofrichter drang durch die Friedhoftür zur Kirche vor aber diese war versperrt. Er stellte den Mesner zur Rede, warum er nicht läute und die Kirchtür nicht aufsperre, es werde gleich ein Priester kommen. Der Mesner gebrauchte die Ausrede, er habe keinen Schlüssel. Als der Hofrichter dann verlangte, mit den Zechleuten zu sprechen, kamen diese wohl vor das Kirchenportal, stellten aber sehr selbstbewußt die Forderung, sie dächten die Kirche nur einem Priester zu öffnen, von dem man wüßte, welcher Religion er sei. Der Abt von Kremsmünster möge wohl Lehensherr sein, aber über ihren Willen könne er nicht verfügen. Weitere Versuche des Hofrichters, durch gütliches Zureden sie Sache zu schlichten, blieben ergebnislos.

Daraufhin machte Dechant Krabler von Steinerkirchen den nicht sehr christlichen Vorschlag, man solle an einem Werktag den Mesner beim Läuten überfallen und ihm die Schlüssel nehmen, auch solle man ihn zur Abdankung und Räumung des Mesnerhauses zwingen. Außerdem solle man von Wien einen Befehl an die Pernauer und den Burgvogt von Wels erwirken, wodurch diese gezwungen würden, ihre störrischen Untertanen "in die Zucht zu nehmen".

Kremsmünster aber suchte diese Angelegenheit mit Vorsicht und Milde zu ordnen. Es wurde der Priester Johann Wilpinger nach Steinerkirchen gesandt, der sollte den Gesellpriester ersetzen. Wie sich aber später herausstellte, war dieser Johann Wilpinger eine Laus im Pelz. Denn Dechant Krabler berichtete nach Kremsmünster, er habe erfahren, "...wie der fremde Priester mit den Fischlhamern verhalte und sie, welche ohnehin stützig genug sind, noch aufrührerisch gemacht hat... "Weil er (Wilpinger) denn gleichwohl von Steinerkirchen in Hosen und Wams, denn das andere hatte er vertrunken, gewichen , hält er sich doch bis auf diese Stunde zu Vischlham im Wirtshaus auf, beruft die Bauern täglich zusammen und hat es soweit gebracht, daß heute der Schickmayr, ein Zechprobst, in der Pfarre herumgelaufen, den Pfarrleuten angesagt, daß sie sich auf den nächsten Sonntag auf Pernau zur Predigt verfügen und läßt sich die Sache wohl ansehen, als ob dieser Schwärmer alles Übel anrichten werde..."

Inzwischen hatten die Fischlhamer wieder eine Bittschrift an den Abt gerichtet des Inhalts, daß sie ihren alten Pfarrer behalten wollten. Als wieder als Antwort ein abschlägiger Bescheid kam, lenkten die Fischlhamer ein, denn sie wollten unter allen Umständen verhindern, daß sie zur Pfarre Steinerkirchen geschlagen würden.

Aber die Herrschaft Pernau leistete den Bauern Hilfe. Besitzer des Schlosses waren die Jagenreutter, protestantischen Glaubens. Sie richteten eine Fürsprache an den Abt, daß den Fischlhamern der über 28 Jahre bei ihnen weilende Pfarrer belassen werden solle. Auf den abschlägigen Bescheid sandten sie ein weiteres Schreiben an den Abt, in dem sie ersuchten, daß den Fischlhamern wenigstens ein Pfarrer augsburgischer Konfession eingesetzt werde, da sie alle dieser Religion zugetan wären.

Inzwischen hatte der Abt einen katholischen Pfarrer, Johannes Hueber aus dem Kloster Herrenchiemsee (Bayern) eingesetzt. Eine neuerliche Schwierigkeit lag nun darin, daß Pfarrer Khreyl den Pfarrhof besetzt hielt und zwar seit der Kündigung nichts an Feldfrüchten angebaut hatte, aber die Pfarrwiese fleißig nutzte. Letztendlich zog er aber doch den Kürzeren und verbrachte seine letzten Lebensjahre als Gesellpriester bei seinem Gevatter Pfarrer Schachenreutter in Vorchdorf.

Die Installation (feierliche Einsetzung) des Johannes Hueber bereitete auch noch Schwierigkeiten. Pfarrer Strasser von Kematen und der Hofschreiber von Kremsmünster versuchten es am 17.6.1584, aber keiner der Pfarrleute kam zur Kirche. Auch zwei weitere Versuche scheiterten, auch der Mesner machte sich davon. Die in der Folge ausgesetzten Kirchenrechnungslegungen wurden unter allerhand Ausreden mehrmals verschoben.

Endlich, am 8.7.1584 erfolgte die Einsetzung - unter Protest der wenigen überhaupt noch anwesenden Fischlhamer, die noch vor der Predigt die Kirche verließen. Schon wenige Tage danach bat Pfarrer Hueber um seine Enthebung, da er sich seines Lebens nicht sicher fühlte. Tatsächlich war er von etlichen Pfarrleuten auf dem Weg von der Kirche zum Pfarrhof (Alter Pfarrhof) "über die Gstetten gestoßen" und weidlich verprügelt worden. Die Söhne des ehemaligen Pfarrers Khreyl waren beteiligt, aber auch die Weibspersonen rotteten sich zusammen und drohten dem Pfarrer.

Allerdings war Pfarrer Hueber kein Unschuldslamm, er war ein starker Trinker und Schuldenmacher, war zwar nicht verheiratet, hatte aber mit einer Konkubine 4 Kinder. Er entließ die Konkubine auf Vorhaltungen von Kremsmünster hin, nahm aber eine neue auf, die mit ihrem Liebhaber anrückte, der wiederum ein Zechkumpan des Pfarrers wurde. Er gelobte dem Abt Besserung, nahm seine frühere Konkubine wieder zu sich und entfloh mit ihr bei Nacht und Nebel unter Hinterlassung der unversorgten Kinder und beachtlicher Schulden. Er wurde aufgegriffen und kam nach Kremsmünster in Haft, aber aufgrund eigener demütiger Bitten und durch Fürsprache gutmütiger Pfarrleute durfte er wieder nach Fischlham zurückkehren, von wo er alsbald wieder - diesmal aber mit dem ganzen Anhang - entwich. Bei der Installation seines Nachfolgers war diesmal nicht die Kirche versperrt, sondern die Sakristei, die Schlüssel hatte ein Zechprobst, der Untertan der Burgvogtei Wels (protestantischen Bekenntnisses) war.

Wie fließend die Übergänge zwischen Katholiken und Protestanten damals waren, ersieht man aus den Aussagen Isaak Mammingers, des von Kremsmünster endlich eingesetzten katholischen Pfarrers, anläßlich einer Visitation: er habe mit seiner Köchin 4 Kinder, bete sein Brevier, kommuniziere alle Jahre in Lambach, verabreiche die Kommunion unter beiderlei Gestalten (Brot und Wein).

Im übrigen kam es zu Streitereien wegen etlicher Begräbnisse, die er nicht im Friedhof stattfinden lassen wollte, was zu ausgedehntem Briefwechsel der gegnerischen (kirchlichen und weltlichen) Obrigkeiten führte. Aber auch über die Vernachlässigung seiner Seelsorgerpflichten führten die Pfarrleute Klage, die aber im übrigen fleißig zum evangelischen Prädikanten nach Pernau liefen, der dort Gottesdienst hielt. Der Rittersaal diente wegen des großen Andranges als Kirchenraum. Natürlich schickte der Abt diesbezüglich ein geharnischtes Schreiben an den Pfarrer Isaak Mamminger und an den Herren von Pernau, Wolf Christoph Jagenreutter, aber ohne Erfolg. Dies änderte sich erst, als das Schloß 1617 in den Besitz der katholischen Spindler überging.

 

Der große Bauernkrieg

 

Der religiöse Zwiespalt bestand aber weiterhin. Die evangelischen Untertanen forderten, daß der Gottesdienst in deutscher Sprache gehalten und die Kommunion unter beiderlei Gestalten (Brot und Wein ) verabreicht werde. Wohl hatte Kaiser Maximilian II dem Adel und dessen eigenen Untertanen eine gewisse Religionsfreiheit zugestanden, diese galt aber nicht für fremde Untertanen und in den landesfürstlichen Städten.

Maximilians Nachfolger konzentrierten sich aber darauf, das fast zur Gänze evangelische Land wieder katholisch zu machen, und zwar mit Gewalt. Unter Soldatenbedeckung setzten der Landeshauptmann Löbl und die kaiserlichen Kommissäre 1598 katholische Priester ein, unter anderem in Gunskirchen, Lambach, Neukirchen, Aichkirchen. Haag und Gaspoltshofen.

Im Salzkammergut setzten sich die Bürger und Salzarbeiter zur Wehr, wurden aber durch die Truppen des Erzbischofs von Salzburg unterworfen, die Rädelsführer hingerichtet und ihre Häuser niedergebrannt. Der Erzbischof war in erster Linie weltlicher Herrscher und die Wiedererlangung der religiösen Oberherrschaft hatte ja auch wirtschaftliche Gründe.

Kaiser Rudolf hatte sich in sein Schloß in Prag zurückgezogen. Sein Bruder Mathias zwang ihn mit Hilfe der Stände mit einer Armee zur Abdankung und versprach den Ständen den Erhalt ihrer religiösen Freiheiten Er dachte aber nicht daran, diese Zusagen zu erfüllen Es kam in Prag zur Revolution, kaiserliche Truppen rückten in Böhmen ein. Mathias starb 1619.

Die oberösterreichischen Stände und die protestantischen Adeligen von Niederösterreich verweigerten seinem Nachfolger Ferdinand die Gefolgschaft, auch die böhmischen Stände sagten sich von ihm los, weil er die versprochenen Verpflichtungen bezüglich Religionsfreiheit und Erhalt der Privilegien nicht erfüllte. Die böhmischen Stände wählten daraufhin den deutschen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum böhmischen König.

Ferdinand war inzwischen zum deutschen Kaiser gewählt worden und schloß mit Maximilian von Bayern ein Bündnis. Dieser war bereit, dem Kaiser mit einem Heer von 24.000 Mann militärische Hilfe gegen die Stände zu leisten. Als Ersatz seiner Unkosten verpfändete der Kaiser das Land ob der Enns (das heutige Oberösterreich) an Bayern.. Als Statthalter wurde Graf Adam von Herberstorf eingesetzt. Der Bayernherzog rückte nach Böhmen weiter, hinterließ aber im Land ob der Enns etwa 4500 Mann Infanterie und 500 Reiter als Besatzungstruppen. Die Kosten dieser Einquartierung hatte die Bevölkerung zu tragen.

Ein Kriegsheer bestand damals nicht nur aus Soldaten, die aus aller Herren Länder stammten, sondern mit ihnen kam ein ungeheurer Troß ins Land, Weiber und Kinder, Freudenmädchen, wie ein Heuschreckenschwarm fraß sich das Heer durchs Land, da den Soldaten meist kein Sold ausbezahlt wurde. Den Forderungen der Soldateska wurde durch Brandschatzung (der Markt Offenhausen wurde 1620 niedergebrannt), Mord, Vergewaltigung und Folter Nachdruck verliehen. Inflation und Hunger waren die Folge. Trotzdem ließ sich der Kaiser nicht abhalten, das Land "katholisch zu machen", was trotz aller Gewaltmaßnahmen bisher nicht zum Erfolg geführt hatte.

Am 4.10.1624 setzte der Kaiser den ersten Akt zur Gegenreformation. Er verfügte die Ausweisung aller evangelischen Prediger und Schulmeister innerhalb von 8 Tagen. Statt ihrer wurden die Pfarren mit katholischen Priestern besetzt und zwar vorwiegend mit italienischen, die kaum deutsch sprachen und ziemlich ungebildet waren. Aber auch um die einheimischen Priester war es nach wie vor ziemlich schlecht bestellt, sogar der Statthalter Graf Herberstorf beklagte, daß der sittenlose Lebenswandel des Klerus ein Haupthindernis zur Wiederherstellung des Katholizismus sei. Auch der Dechant von Linz war Italiener, er wollte der Pfarre Natternbach einen italienischen Priester aufdrängen. Die Bauern aber rotteten sich zusammen, besetzten den Friedhof, bewarfen den Geistlichen mit Steinen, so daß Priester, Dechant und Regierungskommissär das Weite suchten. .Der Statthalter ließ gegen die Rebellen Milde walten, aber der Kaiser erteilte den Befehl, es sei in künftigen Fällen äußerste Strenge anzuwenden.

Als sich daher ein ähnlicher Vorfall in Frankenburg ereignete, wo ein katholischer Geistlicher eingesetzt werden sollte und die Bevölkerung die Installierung verhinderte, kam Statthalter Herberstorf mit 600 Mann Fußvolk, 50 Reitern , 3 Geschützen und dem Henker nach Frankenburg.

Mit dem Versprechen der Straffreiheit ließ er auf dem Haushamerfeld am 15.5.1625 die Bevölkerung der Gegend zusammenkommen, die angesehensten Bürger festnehmen und je 2 um ihr Leben würfeln, wer verlor, sollte gehenkt werden. Tatsächlich wurden 16 gehenkt, 4 gleich an der Haushamer Linde, die übrigen auf den Kirchtürmen der umliegenden Orte. Dieses grausame Strafgericht ging in die Geschichte unter dem Namen "Das Frankenburger Würfelspiel" ein.

Der Kaiser erließ am 10.10.1625 das Reformationspatent. Dessen wesentlichste Bestimmung besagte. daß bis Ostern 1626 alle Einwohner Oberösterreichs katholisch zu sein hätten. Wer sich nicht bekehren wollte, mußte das Land verlassen, aber je 10% Freigeld und Nachsteuer bezahlen und sein Hab und Gut unter ungünstigen Bedingungen verkaufen. Um der Pflicht zur Bekehrung außerdem Nachdruck zu verleihen, wurde in den Städten und Märkten die Einquartierung von Soldaten als Zwangsmittel gegen die Bürger angewendet, außerdem ließen etliche Prälaten, wie der von Schlägl und der von Lambach, widerspenstige Untertanen in den Kerker werfen.

Die Anwendung aller dieser Gewaltmaßnahmen führte endlich zum Erfolg: der Großteil der Bevölkerung war wieder katholisch, allerdings nur äußerlich, im Geheimen hielten sich Reste des Protestantismus bis in die Zeit Maria Theresias. Aber für die Bevölkerung war das Maß des Erträglichen voll. Unter der Führung von Stefan Fadinger und Christoph Zeller erhoben sich die Bauern im ganzen Land gegen die bayrische Besatzung unter dem Statthalter Herberstorf.

Anfangs hatten sie beträchtliche Erfolge, zahlreiche Herrschaften Städte und Klöster - darunter Lambach- wurden erobert. Auch die Stadt Linz wurde belagert, aber Stefan Fadinger fand dabei den Tod. Als aber auch kaiserliche Truppen von Norden und Osten heranrückten und sich mit den bayrischen Truppen vereinigten, war die Niederlage des Bauernheeres nicht mehr aufzuhalten. Im Frühjahr 1627 wurden die Anführer des Bauernaufstandes hingerichtet.

Nun war für den Kaiser der Weg frei, die begonnene Gegenreformation fortzusetzen. Wenn auch Ruhe und Ordnung äußerlich weitgehend wieder hergestellt waren, so war das Leben keineswegs friedlich. Die um diese Zeit begonnenen Pfarrmatriken berichten von Plünderungen und Raubüberfällen, die durch die vom Krieg entlassenen Söldner begangen wurden auch setzte eine gewaltige Teuerung ein. Sicherlich hingen die Einbrüche in die Pfarrkirche und in die Kirche St. Georgen damit zusammen..

Auch die ungewöhnlich vielen Todesfälle sind ein Erbe des Krieges. So starben 1649 von September bis März 1650 in Hafeld 16 Personen, allein in der Sölde in der Ösen (Hafeld 1) 7 Personen. 1660 starben 11 Personen an der Ruhr.

Die Fischlhamer Matrik beginnt 164o, aber die Steinerkirchner Aufzeichnungen vermelden schon vorher, 1629, 3o Todesfälle "...leider an der Pestilenz ... in Vischlhaimer Pfarr."

Im Jahr 1684 starben 74 Personen, die meisten an der Ruhr. An der Verbreitung der Seuchen waren sicherlich die schlechte Ernährung und die Qualität des Trinkwassers schuld. Aber merkwürdigerweise meldet 1713 die Pfarrmatrik von Steinerkirchen, daß 57 Personen an der Pest starben, während Fischlham keinen einzigen Pestfall meldet.

 

Gegenreformation

 

Wenn auch im Visitationsprotokoll vom 21.1.1645 berichtet wird, daß alle Einwohner der Pfarre Fischlham katholisch seien, so lebte doch der Protestantismus im Untergrund weiter. Unterstützung fanden die heimlichen Protestanten im Land ob der Enns durch die evangelische Gemeinde von Ortenburg in Bayern. Der dortige Pastor sandte den Protestanten in Oberösterreich Instruktionen, wie sie sich zu verhalten hätten, um verborgen zu bleiben. Diese "Vorschrift" von 1756 ist ein Meisterstück diplomatischer Unterweisung :

Vorschrift, nach welcher sich die im Land ob der Enns heimlich verborgenen Evangelischen zu verhalten haben

1) Sollen sie ihren Pfarrern, Capellanen, wie auch Mönchen, alle Ehrerbietigkeit erweisen, ihnen fein höflich und freundlich begegnen und den Bettelmönchen das verlangte Almosen willig reichen,

2) Fleißig in ihrem pfarrlichen Gottesdienst erscheinen, und was in den papistischen Predigten mit dem reinen Worte Gottes übereinstimmt, sich fleißig und gut merken, der Messe können sie ohne Sünd beywohnen, bey der Elevation der Hostie sollen sie ihr Gemüth zu Gott erheben und ihn in dem Himmel anbethen..

3) Zur Beichte können sie mit den Papisten auch gehen, weil ja auch die Papisten Pfarrer zum Predigtamt gültig ordinieret, und die Vergebung der Sünden ankünden können, doch sind sie nicht verbunden alle, sondern nur jene Sünden zu sagen, die sie wollen, um sich darüber aus Gottes Wort trösten zu lassen.

4) Mit dem Abendmahl ist es freilich hart, weil es die Papisten nicht nach der Einsetzung Christi halten, sondern verstümmelt haben. Daher, wo es immer möglich und thunlich ist, sollen sie sich heimlich aus dem Land hieher zu uns begeben, um zu Ostern sich mit dem Abendmahl zu stärken. Sollte es aber nicht seyn können, so raten einige unserer Gelehrten, man solle den Wein, der in einigen papistischen Kirchen nach der Comunion gereicht wird, empfangen, dabey einen lebendigen Glauben erwecken, daß er das Blut Christi werde, oder man könnt im Geheim die Worte der Einsegnung darüber sprechen: Nehmet hin ..etc.

5) Sollen sie sich in acht nehmen, daß sie in Schenken und Gasthäusern sich in kein Glaubensgespräch einlassen, viel weniger disputieren, worüber es leicht die papistischen Pfarrer erfahren könnten.

6) Auch den Dienstboten nicht trauen, in ihrer Gegenwart nicht wider das Papsttum reden, oder ihnen evangelische Bücher vorlesen, weil sie alles leicht den Pfaffen und Mönchen verrathen könnten; es sey denn, daß man von ihrer Treue, Verschwiegenheit und wahrer Neigung zur evangelischen Lehre recht versichert ist.

7) Solang ihre Kinder in die Schule gehen, sollen sie ihnen nicht das mindeste von der Evangelischen Lehre beybringen, weil sie durch ihren Unverstand und unbehutsame Reden sie leicht verrathen könnten.

8) Ich rathe einem ieden, daß er Bilder im Zimmer habe, denn wenn keine im Hause zu sehen so schöpfen die Papisten sogleich Argwohn. So darf man Rosenkränze und ihr sogenanntes Weihwasser wohl haben: es ist aber nicht notwendig, sich desselben zu gebrauchen.

9) Da man zur österlichen Zeit einen Katechismus vorher eingeführt hat und auch um solche fragt, die mit unserer Lehre nicht übereins kommen : so antwortet entweder zweydeutig oder stellt euch unwissend.

10) Werden euch von ungefähr Bücher weggenommen : so redet euch auf alle mögliche Weise aus : gebt vor, ihr habt nicht gewußt, daß sie im Hause wären :oder ihr hättet sie nicht erkannt, daß sie unrecht wären: oder sagt, ihr könntet nicht lesen.

11) Dringet man auf euch, das Glaubens Bekentnuß abzugeben: so machet es folgendermaß :Es ist zu wissen, daß bey den Papisten im Anfange das Glaubens Bekenntnuß gelesen wird, wie es zu Nicaea von den Bischöffen wider die Arianer ist verfasset worden:dieses ist recht und schriftmäßig, auf dieses müsset ihr schwören, daß ihr es glaubet, was aber die Papisten zu Trient in ihrer Versammlung von ihrer Menschenlehr hinzugesetzt, das müßt ihr nicht beschwören, sondern im Herzen verabscheuen.

12) Werdet ihr krank, so sollet ihr euch das Abendmahl reichen lassen: Bey Abwesenheit des Pfarrers nehmet alsdann den gesegneten Wein wie in Nr. 4 erkläret worden; die Letzte Ölung, wie es die Papisten nennen, verschiebt, solang ihr könnt, gebt vor, die Gefahr wäre so groß nicht :dringt man stärker in euch, so empfangt sie, verdammen kann sie euch doch nicht.

  1. Wer diese Puncten beobachtet, wird so leicht nicht entdecket werden. Es soll auch der Joseph Grödlinger diese Puncte im Geheim den anderen seinen Glauben Genossen öfters vorhalten und die darinnen unterrichten.

Ortenburg, den 25. Merz 1756 M.F.B. Pastor

Es schien also, daß alle Untertanen katholisch seien, aber gegen Mitte des 18. Jhdts war ein allgemeines Wiederaufleben des Protestantismus wieder spürbar. Inzwischen war Maria Theresia, die Tochter des letzten Habsburgerkaisers Karl VI, Erzherzogin von Österreich und als Gattin des deutschen Kaisers Franz von Lothringen auch Kaiserin. Sie ließ sich das Katholischmachen aller ihrer Untertanen besonders angelegen sein. Als Mittel hiezu dienten häufige Visitationen der Pfarreien, überraschende Hausdurchsuchungen bei den Untertanen, um festzustellen, ob sich evangelische Bücher im Hause befänden, Missionierung durch Angehörige der Klöster. Für Übertretungen gab es empfindliche Geldstrafen, zum Beispiel, wenn ein evangelisches Buch aufgefunden wurde. In manchen Truhen oder Schränken aus dieser Zeit finden sich Geheimfächer, die sicherlich als Versteck für "gefährliche" Bücher dienten.

Die überraschend angesetzten Visitationen bei den Untertanen brachten aber häufig nicht den gewünschten Erfolg. Die Missionare beklagten sich nämlich beim Hofrichter zu Kremsmünster, daß sie keine heimlichen Visitationen durchführen könnten, weil bei den meisten Bauernhäusern große Hunde herumliefen, "... von welchen sie sodann verrathen oder wohl gar gebüßen wuerden"

Der Religionskommissär Graf Schlick gab allerdings zu bedenken, daß es nicht tunlich sei, den abgelegenen Höfen, auf denen während der Kirchen- oder Arbeitszeit oft niemand außer kleinen Kindern anwesend sei, das Halten von Hunden abzustellen.

Die Theresianische Verfolgung zeigte aber große Härten gegen jene Untertanen evangelischen Glaubens, die ihrem Bekenntnis nicht abschwören wollten. Sie mußten Haus und Hof zurücklassen und wurden nach Linz gebracht, dort inhaftiert und wenn eine Schiffsladung beisammen war, nach Siebenbürgen deportiert. So wurden allein aus Oberösterreich in den Jahren 1752 bis 1762 über 200 Personen verschickt, wobei in den Listen meist nur die Namen der Erwachsenen vermerkt sind.

Besonders berührend ist der "Fall Dicketmüllerin" von 1754. Die Akten darüber befinden sich im Archiv des Stiftes Lambach, da das Haus Dicketmühl diesem untertan war. (Haus Fischlham Eggenberg Nr.7):

In einem Brief an den Hofrichter von Lambach vom 20.3. 1754 wird des Wolfgang Austallers Weib der "Langversteckten Heuchlerey" verdächtigt. Der Pfarrer von Fischlham schrieb darin, die Dicketmüllerin habe sich als evangelisch erklärt, ebenso ihr Sohn - ein Zimmermann - mit seinem Weib, die im gleichen Hause wohnen, ebenfalls die 3 Töchter im Alter von 13 bis 2o Jahren. Der Mann sei katholisch. Man möge baldmöglichst eingreifen, die 13-jährige könne beim Vater bleiben, da sei noch Hoffnung übrig.

Die Verdächtigte wurde gefangengenommen und dem Hofrichter im Stift Lambach vorgeführt, bereits 4 Tage später, am 24.3. Von diesem Tage liegt das Einvernahmeprotokoll vor.

Aus dem sehr ausführlichen Protokoll seien zur Illustration einige Absätze wiedergegeben.

Constitutum

So mit der irrgläubigen Catharina Austallerin auf Veranlassung ihres aignen gots Catholischen Ehemannes aufgenohmen worden.

Interrogata Responsoria

Wie Constituta mit Tauf-und Zunamen gebürtig heiße, woher gebürtig wo und unter was von einer obrigkeit sie ansessig, auch wie alt sie seye ?

Wessen Religion sie seye ?

 

Ob Oponentin verehelicht, auch wivill kinder in solcher Ehe erzeugt und wo sich die aufhalten?

Wo ihre Eltern gebohren und was vor einen glauben dieselben beygethan waren?

 

Was Constituta geschwistrigte habe und wo sich selbe befinden oder ansessig seyn

 

 

Was vor glaubens gedacht ihre Geschwisterigte waren?

 

Woher ihr ehewürth gebürtig, wessen Handwerchs, und ob dieser nicht katholisch seye ?

Ob sie Deponentin des Lesens und Schreibens kundig ?

Nenne sich Catharina Austallerin, in dem Vischerhaus zu Schauersberg ansässig, auf der unter das Löbl. Stift Lambach gehörigen Dicketmühl, 43-jährigen Alters.

Evangelischer Religion wie selbe zu letzterer Mitfasten Zeit gegen Herrn Pfahrer zu Vischlhamb hierzu sich offenherzig beckhent hat

Ja, sie seye verheyratheten Standes, und habe 8 kinder im Leben, seynd alle imHaus bis auf die ältere Tochter, welche bey de Prügerl in Dienst ist

Sie waren der burg Wels unterwürfige Fischer Leuth in Thalhamer Pfahr und seind ebenfahls gleichen glaubensnemblichen der Augspurgischen Confessio

Sie habe einen schon vor 18 des glaubens nach Regenspurg ausgetriebenen unwisse Tod oder lebendig brudern und 3 Schwest nemblichen die sogenannte Schoberlein zu Waldhausen, dan die Prügerlin in selbiger Gegend, und die verwitibte Haasi zu Uräthing

Die ersten 3 seynd mit Refrondentin bereits öffentlich erklärt gleichen glaubens, vom der letzten Schwester aber benantlich der Haasin, welche gering sinnig ist, könne sie keine eigentliche auskunft geben

Ihr Ehegatt seye von ihrer besitzenden Dickhetmühl gebürtig, könne keine Profession sondern seye ein Paursmann jedoch allzeit Catholischen Glaubens gewesen

auf die Schrift versteht sie sich nicht vill wohl aber seye selbe in druckh lesen erfahren

 

Die weiteren Fragen beziehen sich auf ihre Kinder: ob sie diese das Lesen und Schreiben hätte erlernen lassen, was sie bejaht, welchen Glauben die Kinder hätten, was sie damit beantwortet, daß die älteren 6 Kinder, die bereits hinlänglich Vernunft hätten, die Glaubenssachen zu begreifen, ebenfalls evangelischen Glaubens seinen und daß sie auch willens seien , des Glaubens halber mit ihr verschickt zu werden.

Auf die Frage nach verbotenen Büchern antwortete sie freimütig, daß sie 3 evangelische Bücher besitze, und zwar "Das wahre Christentum", ein Ortenburgisches Gesangbuch und das "Paradeisgärtl" und sie schließt die demütige Bitte an, man möge ihr gestatten, diese Bücher auf ihre Verschickung mitzunehmen.

Fragen nach der Teilnahme an verbotenen Zusammenkünften beantwortet sie bereitwillig positiv, weigert sich aber, Orte und Teilnehmer solcher Zusammenkünfte zu nennen. Auf die Frage, ob sie denn von ihrem geistlichen Seelsorger nicht bekehrt worden sei, antwortet sie, daß ihnen der Pfarrer zu Fischlham wohl einen Glaubensvortrag gehalten habe, der ihnen aber nicht gefallen habe und daß sie willens sei, in ihrem Glauben fernerhin zu leben und zu sterben.

Was war das weitere Schicksal der Katharina Austallerin ?

Die aufgespürten evangelischen Untertanen der Herrschaften kamen zunächst ins Gefängnis der Grundherrschaft und wurden dann in den Wasserturm nach Linz eingeliefert. Wenn eine größere Anzahl (200 - 300 Personen) beisammen war, wurde die Gruppe mit Flößen nach Siebenbürgen verschickt. Sie durften auch später nicht in ihre Heimat zurück. Die Fahrt nach Siebenbürgen dauerte 6 Wochen.

Die Familie erscheint in der Folge in einem Verzeichnis der nach Linz eingelieferten Personen und zwar Catharina Augstahlerin von Dickhetmüllergut, die Kinder Barbara 18-jährig und Catharina 15- jährig der Sohn Joseph Augstaller dessen Eheweib und das Kind Joseph, 16 Wochen alt. Jede Person mit Ausnahme des Säuglings erhielt 12 Gulden, da sie sich auf der weiten Fahrt selbst verpflegen mußten. Von den übrigen der 8 Kinder ist nur noch die 13-jährige Tochter aktenkundig. Ein Brief des Dr.P. Antonius von Kremsmünster an den Fischlhamer Pfarrer P. Weygounne fordert diesen auf, das Mädchen zum Umerziehen in das sogenannte Konversionshaus nach Kremsmünster zu schicken.

Von Fischlham wurden außerdem deportiert: Tobias Dallinger, Asengut, Seebach 2, Ehefrau, Kinder und 3 Dienstboten.

Die Theresianische Verfolgung der Lutheraner war heftig und ausdauernd. Die Kaiserin wies die Obrigkeiten an, der Geistlichkeit bei ihrem Vorhaben an die Hand zu gehen, verbot streng die lutheranischen Begräbnisse und die Teilnahme an diesen, Zusammenkünfte zum Postillelesen und den Besitz lutheranischer Bücher, Auf jedes Buch setzte sie ein Strafgeld von 3 fl fest - man erinnere sich, das Verpflegsgeld zur Deportation nach Siebenbürgen betrug für die wochenlange Reise 12 fl – 1/3 des Bücherstrafgeldes bekam der Anzeiger, 1/3 der Pfleger, 1/3 der Amtmann. Bei der Landesregierung in Linz wurde eine eigene Kommission gebildet, der das Verfahren gegen die "Irrgläubigen " zustand. In Oberösterreich gab es 4 Missionsbezirke, jeder unter der Leitung eines Superiors. Diese waren: Der Prälat von Kremsmünster, der Stadtpfarrer von Gmunden, der Dechant zu Gunskirchen und der Vizedechant von Eferding. Eine Belehrung wies den Missionären den Weg, wie sie die geheimen Lutheraner erkennen könnten.

Ein geheimer Zusammenkunftsraum der Fischlhamer Protestanten im Untergrund war höchstwahrscheinlich beim Leithenbauern (Heitzing). Der offensichtlich dafür vorgesehene Raum lag hinter der Stube, hatte einen eigenen Hinterausgang, ein Fresko an der Decke und ein Geheimfach unter dem Wandkästchen neben der Tür.

Übrigens ist in so mancher alten Bauerntruhe ein doppelter Boden als Versteck für verbotene Bücher zu entdecken.

Die Verfolgung der Protestanten wurde durch das "Toleranzpatent" vom 13. Oktober 1781 des Kaisers Josef II beendet, mit welchem den Protestanten die freie Religionsausübung garantiert wurde. Mit dem Toleranzpatent begann also eine neue Zeit. Ob sie besser ist?

Auch unsere Zeit kennt Kriege und Verfolgungen anderer Menschen auf Grund ihrer Rasse oder Religionszugehörigkeit. Ich weiß nicht, ob der Mensch so beschaffen ist, daß er aus dem Vergangenen eine Lehre zieht. Aber jedenfalls ist alles, was Geschichte ist, was unsere Vorfahren erlebt und erlitten haben, der Anfang und Urgrund unseres eigenen Lebens und somit ein Vermächtnis.

 

Die Pfarre Fischlham

 

Bereits 1179 wird in einem Papstdiplom Fischlham zusammen mit Eberstalzell als Filialkirche von Steinerkirchen genannt. 1267 wurde Fischlham von der Pfarre Steinerkirchen abgetrennt. In der Folge überließ der Steinerkirchner Pfarrer Konrad die Pfarre einem Kaplan, wodurch sie unter freie bischöfliche Verleihung geriet. Als solche unterstand sie dem Bistum Passau, da die Diözese Linz damals noch nicht existierte. Allerdings vergaß Kremsmünster die Pfarre Fischlham nicht völlig, der Kampf um die Rückführung unter seine Patronanz dauerte mehr als 300 Jahre, erst am 14. 5. 1622 wurde die Pfarre dem Stift incorporiert. In der Zwischenzeit war die Pfarre von Weltpriestern besetzt, die vom Bischof zu Passau ernannt wurden.

Die Pfarre war auch Grundherrschaft. So waren im Jahre 1526 dienstbar :

die Lungelschmiedsölde (Steinerkirchen)

das Webergütl am Hart (Steinerkirchen)

diese beiden waren wahrscheinlich nicht Untertanen, sondern Schuldner, ferner

die Taxlmühle

die Bäckersölde zu Rugenhaimb

des Wolf Hafelder Sölde zu Rachling

das kleine Häusl in Fischlham Nr. 2.

Außerdem erhielt der Pfarrer von einigen Pointen in Hafeld den Zehent, ebenso von anderen 19 Gütern und Gütchen der Pfarre, der Ertrag war:

80 ½ Metzen Korn,

112 Metzen Hafer,

4 Metzen Weizen

Als Wohnung war dem Pfarrer von Fischlham ein kleines Bauerngut zugewiesen, das bis zu seinem Abbruch 1968 den Namen "Alter Pfarrhof" führte, dazu gehörten auch einige Grundstücke. Welche dies waren, läßt sich nicht mehr genau feststellen, aber der Visitationsbericht von 1540 besagt, daß der Pfarrer von Fischlham einen "ziemlichen", d.h. geziemenden, also guten Hofbau habe, 4 Kühe halte und mit 6 Personen hause und die Steuern von seinem Einkommen an die Vogtei Wels gehen.

Dieser alte Pfarrhof war ursprünglich ganz aus Holz, wurde aber 1581 gemauert, mit einem neuen Getreidekasten versehen und war noch bis zu seinem Abriß mit Stroh gedeckt. Noch Mitte des 18.Jhdts. war er ein ganzer Hof, also ringsum geschlossen. Im Jahr 1663 mußten die Pfarrer auf Anordnung des Bischofs von Passau nach Steinerkirchen übersiedeln. Der Pfarrhof fiel mit allen Gründen dem Pfarrhof Steinerkirchen zu und blieb in dessen Untertänigkeit bis 1848, also bis zur Aufhebung de Grundherrschaften. Die Pfarrer wohnten aber auch nach ihrer Rückkehr nicht mehr im alten Pfarrhof.

Zur Kirche gehörte auch das sogenannte "alte Mesnerhaus", Fischlham Nr.4. Es war ursprünglich vom Mesner bewohnt. Als aber ab 1785 die Pfarrer wieder in Fischlham residierten, wurde dieses Haus der Pfarrhof. Das "neue Mesnerhaus", Fischlham Nr.5 , wurde Ende des 16. Jhdts. erbaut. Es war Wohnung des Mesners, als das alte Haus verpachtet war, dann bewohnte es der Totengräber, bereits 1785 wird dieses Haus schon das "Graberhaus" genannt. In diesem Jahr bezog der Schullehrer, der zugleich Mesner war und bisher im alten Mesnerhaus (Nr.4) gewohnt hatte, die Wohnung. An die Stelle, wo früher eine Zeughütte gestanden war, baute man ein Lehrzimmer, die sogenannte "alte Schule". Bis dahin hatte der Unterricht im alten Mesnerhaus stattgefunden.

Einkünfte

Der Totengräber bestritt seinen Lebensunterhalt durch eine Sammlung von Korn, Brotlaiben und Geld in 87 Häusern, er hatte die Naturalwohnung und die Benutzung eines kleinen Teiles der Kirchengründe, dazu kamen die Grabgebühren. Erst um 1870 wurde diese Sammlung abgelöst und er erhielt 15 fl 21 kr.

Seine Aufgaben waren genau schriftlich festgelegt. Dazu gehörten außer den üblichen Totengräberdiensten auch das tägliche Gebetläuten, das Schneekehren im Winter und an Sonn- und Feiertagen die Besorgung des Mesnerdienstes, da an diesen Tagen der Mesner, der zugleich Lehrer war, an der Orgel saß.

Das Jahreseinkommen des Schulmeisters, bzw. Mesners, betrug im Jahr 1755, aufgeschrieben vom Mesner Wolfgang Strasser: an Schulgeld 18 fl, für Todesfälle und Kindstaufen 13 fl, für Kirchenwäsche etc. 23 fl und an Naturalien, wie Weizen, Korn und Eiern den Wert von 45 fl, zusammen also ein Jahreseinkommen von 99 fl 20 kr, wozu noch von der Herrschaft

Pernau 8 fl 20 kr kamen.

Zur etwa gleichen Zeit hatte der Pfarrer von Fischlham bei freier Kost und Wohnung im Pfarrhof von Steinerkirchen ein jährliches Einkommen von 313 fl 23 kr. Er konnte es sich also leisten, für Tobak 12 fl und für Kleidung 40 fl auszugeben.

Nach 1848 fielen Zehent und Robot weg, auch "Dienste" waren nicht mehr zu leisten, dies bedeutete für alle Grundherrschaften, so auch für das Stift Kremsmünster, empfindliche Einbußen von mehr als der Hälfte der Einnahmen.

Die Zechpröpste

waren die Verwalter des Kirchenvermögens, daher innerhalb der Pfarre wichtige Persönlichkeiten. Es waren in der Regel zwei, die jeweils auf 3 Jahre bestellt wurden. Am Ende dieser Frist konnten sie neu bestätigt oder abgelöst werden. Bei einem Wechsel trat meist nur einer zurück und ein neuer trat an seine Stelle, der andere blieb. Sie waren nicht nur Rechnungsleger – die Rechnungslegung fand alle 3 Jahre in Kremsmünster statt, sie hatten auch für die Ablieferung des Zehents zu sorgen und allerlei Gänge im Dienst der Kirche zu leisten. Diese Tätigkeit war ehrenamtlich, aber nach jeder Amtshandlung gab es eine Zehrung, die sich häufig auf eine ganz ansehnliche Rechnung beim Wirt belief. So erscheinen in einer Kirchenrechnung von 1623 folgende Ausgaben: Wachs gekauft um 29 fl 2 s. Beim Kerzenmacher verzehrt 11 fl 12 s.

Im 18. Jhdt .verlor sich die Macht der Zechpröpste immer mehr, die Verwaltung des Kirchenvermögens kam in die Hände des Pfarrers und die Zechpröpste hatten nur mehr die Schlüssel der Opferstöcke.

Von 1614 an hatte die Filialkirche St. Georgen eigene Zechpröpste, zunächst je zwei, ab 1655 nur mehr je einen.1752 legte der letzte Zechpropst von St. Georgen sein Amt zurück. Daß dieses Amt nicht ohne Versuchungen war, zeigt der Fall des Zechpropstes Hans Geibesberger, Bauer im Tal:

Beim Rechnungsabschluß 1695 fehlten an Bargeld 526 fl 1s 27 d. Der Zechpropst gestand, daß er das Geld der Kasse entnommen und für sich verwendet habe. Außerdem schuldete er der Kirche ein Kapital von 350 fl, außerdem den nicht ersetzten Rechnungsabgang von 1692 in der Höhe von 43 fl 1s 10d , sodaß es sich insgesamt um eine Schuldenlast von 921 fl 3s 7 d handelte. Geibesberger wurde abgesetzt, er mußtte sein Gut verkaufen, aber davon konnte kaum die Hälfte seiner Schuld bezahlt werden. Sein Nachfolger, der die Restschuld von 459 fl 1s 27 d übernehmen mußte, konnte den Betrag ebenfalls nicht aufbringen und war gezwungen, das Gut 1716 zu verkaufen. Der Erlös war aber wegen anderer Schulden so gering, daß die Filialkirche den Betrag auf das Verlustkonto setzen mußte.

Anfang der Matriken in Fischlham

Schon 1598 versicherte der Pfarrer Ignaz Mamminger bei einer Visitation, daß er "halte ein eigenes Buch, darin alle getauften Kinder samt ihren Eltern und Gevattern, alle Hochzeiten und Verstorbenen werden eingeschrieben". Leider sind alle Matriken vor 1640 verloren gegeangen. Erst von diesem Zeitpunkt an stehen sie hin bis zur Gegenwart zur Verfügung. Der damalige Pfarrer P. Sigmund hat in die Matriken manches aufgenommen, was in heutigen Matriken nicht zu finden wäre, aber gerade dieser Umstand macht die Matrik zu einer wertvollen Chronik der Zeit. So geben Besonderheiten in den Totenbüchern Aufschluß über die sozialen Verhältnisse.

Eine Eintragung aus dem Totenbuch von 1622, 26. April :

"...ist begraben worden ein Weib, daß auf der Trag herumbgetragen worden und am Mayrhoff zu Egenberg khomen, daselbst gestorb, weil sie aber weder Roßkranz noch Agnus Dei noch Beichtzettel bei sich gehabt, iß sie außer des Freithoffs begraben worden".

Auffallend in den Totenbüchern ist die überaus große Kindersterblichkeit. So starben in Fischlham zwischen 1790 und 1839 1076 Personen, von diesen waren 346 Kinder, die das erste Lebensjahr noch nicht erreicht hatten. Auch Seuchen verschonten die Fischlhamer nicht: im Jahr 1684 starben insgesamt 74 Personen an der Ruhr, auch werden bis 1825 immer wieder Todesfälle durch Blattern verzeichnet.

Aber im Zeitraum von 1840 bis 1891 erreichten immerhin 45 Personen ein Alter von über 80 Jahren, das höchste Lebensalter in diesem Zeitraum betrug 93 Jahre.

1836 wurden Drillinge geboren, der Josepha Wimmerin auf der Penzenbergersölde. Die drei Mädchen starben aber im Alter von 2 Tagen.

Die Totenbücher geben auch Aufschluß über die Berufe der Verstorbenen, Neben den üblichen Schustern , Schneidern, Bäckern Bindern etc. sind auch folgende Berufe interessant: Bader, Flößer, Wächter im Schloß, Pfeifenmacher, der blinde Mann im Badt, Überführer an der Alm, ein armer Soldat, ein armes Soldatenweib, Zwerg zu Pernau, 70 Jahre alt.

Auch die Todesursachen aus dem Totenbuch von 1790 bis 1840 sind interessant, wenn auch medizinisch nicht mehr alle zu identifizieren:

...in Fäulniß übergegangener Aussatz, ..schon faulartig geboren, an dem Gedärmbrand, augenblicklich tot infolge Erschüssens, an Puergenalfieber mit zurückgetretenem Frinsel, Verhärtung des Magens, Okken und Krätze, an der Gicht des Magens, Windwassersucht, durch ein Holz welches im auf den Kopf fiel tödlich beschädigt... und natürlich häufig infolge einer schweren Geburt oder an Kindbettfieber.

Bei den Berufen der im Totenbuch Dokumentierten kommt aber auch häufig der Name "Einleger" vor, das waren Besitzlose, die in ihrer Heimatgemeinde das Recht hatten, jeweils einen oder mehrere Tage in einem Bauernhof zu nächtigen. Bei einem Ziegelschläger steht die Bemerkung "Italiener". Es handelte sich hier um einen jener Saisonarbeiter, die jedes Jahr den Sommer über in dem noch heute "Italien" genannten Grundstück Lehmziegel formten und brannten – bis zum ersten Weltkrieg.

Aber auch Einzelschicksale berichtet das Totenbuch, die noch heute schmerzlich berühren. So hatte das Schloßmaierehepaar Radinger zwischen 1862 und 1874 8 Kinder, die alle tot geboren wurden. Im übrigen gab es im Zeitraum von 1892 bis 1914 hier 30 totgeborene Kinder.

Eine interessante Eintragung in der Matrik ist die über eine "Dienerhochzeit".

Am 27. Februar 1651 wurde der "Diener" (dies war ein Gerichtsdiener) zu Pernau mit der Tochter eines "Dieners zu Offenhausen" getraut. Bei der Eintragung in die Matrik fehlt bei den Eltern beider Brautleute das Prädikat "Ehrbar", welches in der damaligen Zeit den Eltern der ärmsten Brautleute und den ärmsten Brautleuten gegeben wird, auch scheinen sonst bei Trauungen immer 3 Trauzeugen auf, bei dieser Hochzeit aber nur einer, und das war der "Abdecker von Wimsbach". Gerichtsdiener galten als ehrlos, ebenso wie Abdecker und andere Angehörige "schimpflicher Gewerbe". Sie durften nur untereinander heiraten.

Eine interessante Eintragung ist in der Taufmatrik von 1762 zu finden :"Am 12.November wurde ein Kind unbekannter Eltern getauft, welches bei der S.Johannis-Kapelle nächst dem Schlosse Pernau gefunden worden war durch die Dienstleute des Schlosses. Weil es bei der Kapelle gefunden war, nannte man es Johannes Nepomuk und mit dem Zunamen Kapeller. Die Patenstelle übernahm Herr Wohlzogen Ferdinand, Bräuer allhier.

Über das weitere Schicksal des Findlings ist leider nichts bekannt.

 

Bemerkenswerte Pfarrer in Fischlham

 

Wohl der berühmteste unter den Fischlhamer Pfarrern war sicherlich P.Simon Rettenbacher (1689 – 1706 hier) Er pflegte ganz besonders die Sprachwissenschaften.

Abt Placidus Buechauer schickte ihn nach Rom zum Studium der morgenländischen Sprachen (arabisch, hebräisch). Nach seiner Rückkehr war er Gymnasialpräfekt und lehrte die Bibelsprachen. 1671 bi1 1675 war er an der Universität Salzburg tätig und lehrte dort Geschichte und Ethik. Er war auch ein ausgezeichneter Dichter, der mehrere Schauspiele in lateinischer Sprache verfaßte. Er kam 1675 ins Stift zurück. Er verherrlichte die 900-Jahrfeier des Stiftes 1677 durch seine Geschichte des Stiftes "Annale Monasterii Cremifanensis", gedruckt in Salzburg. Das Werk erregte in der damaligen Dichterwelt Aufsehen. Auch ein von ihm zu diesem Anlaß verfaßtes Schauspiel wurde aufgeführt.

Als am 13.9. 1680 Kaiser Leopold I. mit seiner Gemahlin das Stift besuchte, verherrlichte P. Simon dieses Ereignis durch die Aufführung eines Singspiels, zu dem er auch die Musik geschrieben hatte.

Nachdem er noch 1678 die persische und türkische Sprache erlernt hatte, beherrschte er nun Latein, Griechisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Hebräisch, Arabisch und Türkisch. Seine Schriften sind fast durchwegs in lateinischer Sprache abgefaßt und beinhalten Jus, Sprachwissenschaft, Geschichte, Geographie, Rhetorik, Poesie, Dramatik usw.

Im Herbst 1689 wurde P. Simon Rettenbacher Pfarrer in Fischlham. Während seiner Amtsperiode wurde die Kirchenkasse von der Filialkirche St. Georgen durch den Zechpropst Hans Geibesberger, Bauer im Tal, um eine beträchtliche Summe betrogen. Da er die Schuldenssumme von insgesamt 921 fl 8ß 7 s nicht ersetzen konnte, mußte sie eingeklagt werden. Aber kaum war die Hälfte der Summe ersetzt, hauste Hans Geibesberger ab, ebenso sein Nachfolger auf dem Gute im Tal, so daß der Filialkirche ein Verlust von 459 fl verblieb.

In diese Zeit fällt auch eine Silberablieferung. Um den Spanischen Erbfolgekrieg zu finanzieren, brauchte das Haus Habsburg wieder einmal Geld, daher wurde im ganzen Land das Kirchensilber eingefordert. Abt Honorius Aigner (1703 –1704) erließ aber an alle Stiftspfarrer den Befehl, die Pfarrer sollten die Herausgabe verweigern mit dem Hinweis, der Abt werde für die Pfarren Ablöse geben. Dies geschah auch ,der schöne silberne Kelch und die kostbare Monstranz von Fischlham wurden gerettet, aber beide fielen später Einbrechern in die Hände.

P. Simon kehrte 1706 in das Stift zurück und starb dort noch im gleichen Jahr.

Ein besonderes Denkmal setzte sich P. Nepomuk Weylgounne. Er war Pfarrer in Fischlham von 1752 bis 1760. Nach seinem Entwurf wurde die Fischerkanzel geschaffen und am 28.6.1750 aufgestellt. 2 Lambacher Künstler führten das Werk aus: der Bildhauer Xaver Leithner und der Maler Adam Racher. Die Kosten beliefen sich auf 49o fl.

Dieses bemerkenswerte künstlerische Werk besticht nicht nur durch seinen architektonischen Aufbau, die Lebendigkeit der Darstellung und die Qualität der handwerklichen Ausführung, sondern auch durch die gedankliche Konzeption, wobei die 3 Ebenen: Unterwelt, Erde, Himmel in logischer Anordnung übereinander erscheinen, sondern auch die 3 göttlichen Personen, wobei Gott Sohn das Leben der Menschen teilt. Merkwürdig ist nur, daß von den 3 Künstlern kein anderes größeres Werk bekannt ist.

Ein weiterer bemerkenswerter Pfarrer, der hier in Fischlham als Seelsorger wirkte, war P. Rudolf Graser (1772 – 1775). Er verfaßte eine kurze Geschichte von Fischlham und war Sprachwissenschaftler, dessen Anliegen die Verbesserung und Reinhaltung der deutschen Sprache war. Er korrespondierte mit bedeutenden Gelehrten seiner Zeit und erregte Aufsehen mit seinen Kanzelreden. Graser wurde Professor der Poesie und wagte es, seinen Schülern außer den Poeten des klassischen Altertum auch Werke deutscher und österreichischer Dichter des 14. und 15. Jhdts. vorzulegen. Er studierte die französische, italienische, spanische und englische Sprache und lebte ein Jahr in Paris zum Studium des Französischen

Am 7.1.1772 wurde er Pfarrer von Fischlham. Hier arbeitete er seine Predigten für den Druck aus, übersetzte auch Predigten aus dem Französischen. Am berühmtesten wurde sein Werk "Vollständige Lehrart zu predigen", wodurch er in ganz Deutschland Anerkennung fand, auch bei den Protestanten.

Bei seinen Mitbrüdern war er gefürchtet wegen seiner Selbstüberhebung und seiner bösen Zunge. Wenn man sich an das "Verzeichnis der allergröbsten Erzflegel" erinnert, das von ihm stammt, so scheint dieses Urteil nicht ohne Berechtigung zu sein. Ein arges Ärgernis bereitete ihm, daß er in Steinerkirchen wohnen mußte.

Im Jahr 1664 empfahl der Bischof von Passau, daß die mit der Seelsorge auf dem Lande befaßten Priester in geistlicher Gemeinschaft leben sollten und von da an bis 1784 oder 85 wohnten die Fischlhamer Pfarrer in Steinerkirchen, 12o Jahre lang, trotz häufiger Bittschriften der Fischlhamer Pfarrmänner.

Immerhin enthielt P.Grasers "Darstellung der Pfarre Fischlham" eine Menge interessanter Details über kirchliche Bräuche der damaligen Zeit, über bauliche Veränderungen und Reparaturen und – wie bereits berichtet- Berichte über Streitereien und Reibereien mit der Pfarre.

Inzwischen hatte 1780 Kaiser Josef II. die Regentschaft von seiner Mutter Maria Theresia übernommen und weitgehende Reformen eingeleitet, unter anderem auch bestimmt, daß die Pfarrvikare an ihren Pfarrorten zu wohnen hätten. Zugleich erfolgte die Gründung der Diözese Linz.

Die Rückkehr des Pfarrers -es handelte sich diesmal um Professor P. Leo Peternader – ging aber auch nicht ohne Schwierigkeit vonstatten, wie eine neuerliche Protestschrift der Fischlhamer an den Abt darlegt. Darin beklagen die Fischlhamer Pfarrmänner unter anderem auch, daß der Pfarrer nicht das Evangelium predige, daß er einige Pfarrleute verflucht und vermaledeit haben und daß es bei einer vom Pfarrer herbeigeführten Zusammenkunft beinahe zu Tätlichkeiten gekommen sei.

Es scheint sich auch hier um einen nicht ganz einfachen Gottesmann gehandelt zu haben. Aber auch die Fischlhamer führten eine harte Klinge. Sie verlangten, daß der Pfarrer abberufen werde und ein anderer komme, "der mit dem Pfarrvolk einen friedlichen Umgang hält und die Steinerkirchner Bissigkeiten von sich schiebt, welches nicht anders geschehen kann, als daß der Pfarrer im Pfarrhof lebe, allwo Raum genug für zwei, mit Kost und Nahrung, ohne es zu Steinerkirchen zu halten, damit doch einmal Ruhe und unter dem Pfarrvolk Friede verschafft würde. im widrigen Fall aber ... wenn es inner drei Tagen nicht vollzogen wird .... wenn wir unser Gerechtsame ... zu suchen gezwungen werden.." Es folgen die Unterschriften von 45 Pfarrmännern.

Aber es gab weiterhin Schwierigkeiten. P. Kajetan, der nach Fischlham beordert wurde, weigerte sich, weil der Pfarrhof nicht vorbereitet und das Schulhaus nicht geräumt war. Mit dem Schulmeister lag er im Kriegszustand und schrieb dem Abt : "....lasse ich mich lieber in eine Kanone laden als hierbleiben." Abt Erembert aber erinnerte ihn in ziemlich scharf gehaltenen Briefen an seine Pflicht, seine Leidenschaften zu mäßigen und nicht so unüberlegt, hitzig und unanständig zu handeln

P. Kajetan blieb, aber der Kampf gegen den Schulmeister ging weiter. Selbst als der alte Schulmeister durch eine neuen ersetzt und die Wohnungsangelegenheit des Pfarrers geregelt war, kehrte kein Friede ein, es ging jetzt unter anderem um die Grundstücke, deren rechtliche Zugehörigkeit zum Pfarrhof Fischlham – oder zum Pfarrhof Steinerkirchen nur unter großen Schwierigkeiten geklärt wurde. Eine Untersuchungskommission unter Josef Leopold Freiherr von Eiselsberg wurde eingesetzt und auf Grund von dessen Bericht erfolgte am 16.2. 1787 ein Erkenntnis der Landesregierung in Linz, das dem Stift Kremsmünster den Auftrag erteilte, die Ordnung der pfarrlichen Realitäten herzustellen und den Antrag der Fischlhamer um einen Kooperator aufs schärfste abzuweisen.

In diese Zeit fällt auch die Einpfarrung der Ortschaft Zauset, welches mit seinen 5 Häusern vorher zur Pfarre Lambach gehörte. In der Pfarrmatrik Fischlham steht über dieses Ereignis zu lesen :

"1797 den 15. Oktober ist die kleine Ortschaft Zauset von der Pfarre Lambach in die Pfarre Fischlham eingepfarrt worden, weilen 1795 bei einer nicht gar zu großen Überschwemmung der Traunfluß, der dieses kleine Dorf von der Pfarre Fischlham abgetrennt, ein ander Rinnsal genommen und diese Häuser von der Pfarre Lambach abgeschnitten hat."

Die Traun floß vorher nahe der jetzigen Schloßmühlkurve, auch waren die Arme der Alm anders verteilt.

 

Die Filialkirche St. Georgen

 

Die Anfänge dieser Kirche sind gänzlich unbekannt. In der Kremsmünsterer Urkunde von 1179 ist zwar Fischlham als Filiale mit seinen übrigen Kapellen erwähnt, aber es bleibt Vermutung, daß die Georgskapelle damit gemeint sein könne, genau so wie die Annahme, daß es sich hier um ein altes keltisches Quellenheiligtum handelt, das später christianisiert wurde. Am Baukörper ist zu erkennen, daß verschiedene bauliche Veränderungen schon in früher Zeit stattfanden. Urkundlich belegt aber ist St. Georgen erstmals in den "Einlageschriften 1526", in denen das Vermögen der Kirche zu St. Georgen mit den "Diensten" erwähnt wird. Auch ein Visitationsbericht von 1544 spricht von "S.Jörgen-Filial". Ein anderer Visitationsbericht von 1605 verlangt, daß aus dem auf der rechten Seite des Altares befindlichen Kasten das unbrauchbare Gerümpel zu entfernen und zu verbrennen sei. Das Kirchweihfest in St. Georgen wurde von Anfang an am 24. April gefeiert. An diesem Tag war von den ältesten Zeiten her ein Jahrmarkt, bis 1895 ließ die Kirche Krämerstände aufschlagen. Die Stände wurden in einer Hütte im Friedhof aufbewahrt. Dem Bauern im Tal wurde von der Kirche ein Platzgeld bezahlt und von den Krämern ein Standgeld eingehoben.

Der Hochaltar war schon immer dem hl. Georg geweiht, die Seitenaltäre wechselten ihre Titel:

1666: S. Josephi et S. Mariae Magdalenae

1834 statt hl. Magdalena ein Bild "Pieta"

1880 übertrug P. Basilius den hl. Josef nach Fischlham, die "Cathedra S. Petri" nach St.Georgen.

Aus einer "Tabelle über im Traunviertel liegende Kirchen" aus dem Jahre 1782 wird sogar entnommen, daß um die Errichtung einer eigenen Pfarre für St. Georgen angesucht wird, mit der Begründung "... wegen des so bergig, als sehr schlechten Weg, da die alt- und Mühseligen Leute eine gute Stund in die Pfarrkirch zu gehen haben".

Zwischen 1647 und 1878 scheinen laufend kleinere Umbauten und Restaurierungsarbeiten auf, aber erst gut 100 Jahre später geriet erst wieder die in mehreren Schichten vorhandene Bemalung des Innenraumes in das Bewußtsein der Pfarre. Ein Geläute war jedenfalls1887 vorhanden, da in diesem Jahr berichtet wird, daß die größere der beiden Glocken zersprang. Die Orgel scheint erstmals in der Kirchenrechnung von 1783 auf, wo es heißt, sie sei geputzt worden. Sie muß also damals schon längere Zeit bestanden haben. Die heutige Orgel stammt aus dem Jahr 1890. Die Paramente und kirchlichen Geräte von St. Georgen wurden immer in Fischlham aufbewahrt.

Die Kirchenrechnungen von St. Georgen beginnen 1614, die Rechnungslegung geschah immer zusammen mit der Pfarrkirche, aber St. Georgen hatte bis 1752 eigene Zechpröpste. Die Filialkirche hatte zwei dienstbare Häuser: die Kleingrub in Oberschauersberg und den Kleinlaher in Seebach, deren Dienst blieb bis zur Abschaffung der Untertanenverhältnisse 1848. Anderen Grundbesitz oder Zehent hatte die Kirche nicht. Aber durch Sammlungen, Opfer, Widmungen und Spenden hatte die Filialkirche ein ganz ordentliches Einkommen. So wurden am St. Georgstag 1614 8fl 7s 16d geopfert, das war beim damaligen Wert des Geldes recht viel. Von diesem Opfer bekam der Pfarrer den 3. Teil, der Mesner 1 bis 2 s.

In St. Georgen wurden aber auch Viktualien geopfert: Käse, Schmalz, Eier, Getreide, Flachs und Wolle. 1617 wurde dafür ein Betrag von 1s 6d eingelöst. Ebenso wurden alte Hufeisen und Wachs geopfert. Einige Male wurde auch lebendes Vieh gewidmet.

Anfangs hatte die Filialkirche einen eigenen Mesner - es war immer der Bauer im Tal, der dafür jährlich 2 fl bekam.

Dieses wohlhabende Gotteshaus hatte gelegentlich Geldaushilfen an andere Kirchen zu leisten, so 1790 der Pfarrkirche Steinerkirchen 193 fl, ebenso den Kirchen von Ried, Viechtwang, Eberstalzell, Neuhofen. Aber auch Diebe wurden angezogen, wiederholt wird von Kircheneinbrüchen berichtet. Aber am meisten wurde das Kirchenvermögen 1695 vom eigenen Zechpropst, Hans Geibesberger, Bauer im Tal, geschädigt., wie bereits vorhin berichtet. Beim Rechnungsabschluß 1699 fehlten an Bargeld 526 fl, mit dem Kapital, das er der Kirche schuldete, ergab sich ein Fehlbetrag von 921 fl. Die Summe mußte eingeklagt werden, aber auch der Verkauf des Gutes konnte nicht den ganzen Abgang decken, auch der Nachfolger konnte den noch ausstehenden Fehlbetrag nicht aufbringen, so daß die Kirche St. Georgen 429 fl auf die Verlustliste setzen mußte.

 

Der Kampf der Fischlhamer um einen eigenen Pfarrer

 

Auf das Verlangen der Diözese Passau nach dem Tod des im Jahre 1664 verstorbenen Pfarrers P. Sigismund "...daß zur Beförderung des geistlichen Wandels die zur Seelsorge auf dem Lande ausgesetzten Religiosen womöglich in einer Gemeinschaft leben sollten" wurden Fischlham und Eberstalzell bis zum Jahre 1784 von Steinerkirchen aus versorgt und die Fischlhamer Pfarrer wohnten in Steinerkirchen. Die Fischlhamer richteten allerdings gleich darauf eine Bittschrift an den Abt Placidus, er möge ihnen nach dem Tod des Pfarrers Siegmund wieder einen eigenen Pfarrer geben, ...sintemal sie von ihren Voreltern gehört, daß Vischlham eine der ältesten Kirchen im Land sei und jederzeit mit einem eigenen Pfarrer versehen gewesen". Diese Eingabe hatte aber keinen Erfolg.

Durch 120 Jahre wohnten nun also die Fischlhamer Pfarrer in Steinerkirchen. Dies aber fand weder die ungeteilte Freude der Fischlhamer noch der geistlichen Hirten:

So schreibt der bereits erwähnte P. Rudolf Graser, der Pfarrer von Fischlham sei ein Kostgänger des Pfarrers von Steinerkirchen geworden, der doch von den Fischlhamer Einkünften größtenteils erhalten werde. Besonderen Schimpf häuft er auf das Haupt jenes Fischlhamer Pfarrers, der "die unverzeihliche Dummheit, würdig des Fluchens aller seiner Nachfolger, begangen und mit Sack und Pack nach Steinerkirchen zog, der alberne Geck überlieferte Haus und Hof, Gründe und Untertanen dem Steinerkirchner und dingte sich nichts als Verpflegung wie ein Kooperator und jährlich 100 fl, von denen der Pfarrer Wisintho Scherfemberger, der gewohnt war, den großen Hansen zu spielen, 25 fl abzog, so daß jetzt der Pfarrer von Fischlham nur 75 fl bekommt in vier Quartalen und das Recht auf ein Reitpferd oder einen Wagen hat...."

Ab 1775 begannen aber die Bestrebungen, die großen Pfarreien in kleine zu zerlegen. und kleine zu errichten, um dem Volk den Kirchenbesuch zu erleichtern. Am2.6.1782 richteten die Fischlhamer folgende Klageschrift an das Ordinariat zu Passau :

1.) haben wir die ganze Woche keine heilige. Messe in unserer Pfarrkirche, außer es wird von uns Pfarrleuten eine bezahlt, und die wir zahlen können, können wir zu keiner gewissen Zeit und Stunde haben, er liest oft 3, 4 Tage keine hl. Messe und bleibt oft im Bett liegen.....

2.) haben wir im ganzen Jahr keine ordentliche Predigt, der Pfarrer setzt sich hinauf auf den Predigtstuhl und liest ein wenig was herum aus seiner Schrift, es hat weder Kraft noch Geschmack.......

3.) Haben wir das ganze Jahr keine Christenlehr......der Pfarrer hat nicht Zeit vor lauter Spielen bis in die Nacht...

4.) Haben wir an einem Frauentag keine hl. Messe....

5.) Können wir den Pfarrer nie haben zum Speisengehen ....es sind schon viele Seelen ohne Sakrament gestorben und versäumt worden.....

Wir bitten demütig um einen rechten Seelsorger, der uns das Wort Gottes recht vorbringt, sonst wären wir gezwungen, vor unseren Kaiser zu gehen......

Die Fischlhamer führten also eine recht stolze Sprache. Vom Ordinariat kam am 8.6. (man beachte die rasche Erledigung!) der Auftrag an das Stift Kremsmünster, die Sache in Ordnung zu bringen. Der Pfarrer P. Ildefons rechtfertigt sich in einem längeren Schreiben, in dem er unter anderem betont, daß er noch bei zwei Geistlichen in dem eine Viertelstunde entlegenen Pfarrhofe in Steinerkirchen wohnt, er aber im übrigen alle Pflichten gewissenhaft erfülle. Aber das Ordinariat befiehlt, den Pfarrer abzusetzen und durch einen anderen, tauglichen zu ersetzen. Die Übersiedlung eines Pfarrers nach Fischlham stieß aber auf Schwierigkeiten, da der alte Pfarrhof vermietet war, das sogenannte Mesnerhäusl (heute Fischerkeller) hatte der Lehrer inne und war zugleich Schule.

Im Zuge der kaiserlich-Josefinischen Reformen wurde durch eine Regierungsverordnung vom 13. 10. 1784 bestimmt, daß der Pfarrer samt einem Kooperator wieder in Fischlham wohnen müsse. Weil man in Kremsmünster mit der Durchführung zögerte, sandten die Fischlhamer eine neuerliche Beschwerde an die Kreisregierung. Daraufhin wurde dem Abt mit einer Strafe von 5o fl gedroht, worauf er sich beeilte, dem Kreishauptmann nach Steyr zu melden, daß Professor P. Leo Peternader als Pfarrer für Fischlham bestimmt habe. Dieser wohnte aber wieder in Steinerkirchen. Darüber erfolgte wieder eine neue Beschwerde der Fischlhamer beim Kreisamte. Der Kreishauptmann erließ ein scharfes Dekret an den Abt unter Androhung der Strafe von 50 fl bei nicht sofortiger Befolgung. Hierauf zog P.Leo in Fischlham im Schulhause ein.

Recht viel Freude scheinen die Fischlhamer mit ihrem Pfarrer nicht gehabt zu haben, denn bald, .am 30.3. 1785 sandten sie eine Beschwerdeschrift an den Abt, in der sie sich darüber beklagen, daß er, obwohl der Schullehrer aus dem Schulhause ausgezogen sei, schon wieder einige Nächte in Steinerkirchen geschlafen habe, daß er, "wenn der Gottesdienst vorbei ist, Stecken und Hut genommen und nach Steinerkirchen, allwo er bis acht oder neun Uhr bleibt..." Bei einer Aussprache mit dem Pfarrer sei es zu einer hitzigen Debatte gekommen, bei der er einige verflucht und vermaledeit habe. Sie verlangen , daß ein anderer Pfarrer käme, der "mit dem Pfarrvolk einen friedlichen Umgang hält und die Steinerkirchner Bissigkeiten von sich schiebt" und daß er im alten Pfarrhof wohne, wo Raum genug für zwei "Mit Kost und Nahrung". Als aber nun P.Kajetan als Pfarrer nach Fischlham kam, war der alte Pfarrhof nicht vorbereitet und das Schulhaus nicht geräumt. Darüber beklagt sich nun P.Kajetan bitterlich beim Abt ..."so lasse ich mich lieber in eine Kanone laden als hierbleiben.."

Der Abt mahnte zur Mäßigung, P.Kajetan blieb, hatte aber eine erbitterte Fehde mit dem Schulmeister, der nicht ausziehen wollte, solange er nicht seine Bezahlung hatte. Schließlich räumte er das Haus und kam an einen anderen Posten, der Pfarrer zog nun in das ehemalige Schulhaus, das von nun an d er neue Pfarrhof war.

Aber auch mit dem neuen Schulmeister gab es Schwierigkeiten , es ging um die zum Pfarrhofe gehörenden Gründe und um die vom Schulmeister geforderte Erhöhung der Bezüge. Die ans Stift und bis zur Landesregierung hin und her gehenden Beschwerden und Klagen hatten endlich doch den Erfolg, daß der Pfarrer von nun an in Fischlham im Pfarrhof und der Schullehrer im Totengräberhaus wohnte. Die Fischlhamer hatten nun ihren eigenen Pfarrer, aber der Wunsch nach einem Kooperator war abgelehnt worden.

Die Ortschaft Zauset, die zur Pfarre Lambach gehört hatte, wurde am 15.10. 1797 in die Pfarre Fischlham eingepfarrt, weil 1795 bei einer Überschwemmung die Traun einen anderen Verlauf genommen hatte und die Häuser von Zauset von der Pfarre Lambach abschnitt.

 

Die Franzosenkriege

 

Die große Weltgeschichte hinterließ auch ihre Spuren in unserem kleinen Dorf. Die Machtbestrebungen Napoleon Bonapartes, der durch einen Staatsstreich 1799 Alleinherrscher in Frankreich wurde, hatten Bündnisse zwischen dem König von Preußen, dem Zaren von Rußland und dem Kaiser von Österreich zur Folge, um die Machtausbreitung Frankreichs einzudämmen. Napoleon wiederum, der sich 18o4 zum Kaiser gekrönt hatte, schloß Bündnisse mit Spanien, Baden , Württemberg und Bayern und unterwarf in der Folge ganz Europa mit Ausnahme von Rußland und England.

Die ersten kriegerischen Auseinandersetzungen hatten für unsere Gegend die Ablieferung des Kirchensilbers zur Folge. Die Pfarre mußte 1797 Silber im Werte von 75 fl abliefern und erhielt dafür Obligationen, die in Bargeld 29 Kreuzer wert waren. In der Folge mußten Heulieferungen für die österreichische Armee geleistet werden, die in Bayern gegen Napoleon kämpfte.

Schon 1799 mußten über kaiserliche Verordnung Betstunden abgehalten werden, um Gottes Segen für die kaiserlichen Waffen zu erflehen. In den Verkündbüchern sind genau die Zeiten vermerkt, an denen die einzelnen Ortschaften nach den Gottesdiensten ihre Betstunden zu halten hatten. Es ist bedauerlich, daß außer den spärlichen Aufzeichnungen in den Verkündbüchern kaum schriftliche Nachrichten über diese Zeit in Fischlham vorliegen. Immerhin durchzogen die Franzosen nach einem Gefecht bei Lambach am 20.12. 1800 auch Fischlham, während sich die österreichischen Truppen über Steinhaus nach Kremsmünster und Steyr zurückzogen.

Über diesen Franzoseneinfall berichtet Ignaz Gielge, Hofrichter in Lambach, in seiner "topographisch –historischen Beschreibung des Landes O.Ö." :

"...der 20. Dezember. Wilde, von Ordnung und Pflicht abgerissene Krieger und Nachzügler überschwemmten die Gegend, plünderten die Häuser, quälten und mißhandelten diewehrlosen Leute. auch manche zu tot. In der Ortschaft Ohrnharting wurden die anwesenden Bauern auf das Feld genötigt, die republikanischen Franken machten um die Geängstigten einen Kreis, zogen ihre Gewehre und forderten von ihnen Silbergeld. Da sie dazumal wegen angehäuften Papiergeldes keines hatten oder nicht anzeigen wollten, mußten sie sich ordentlich zum Tode bereiten. Nach langem Ängstigen wurden sie endlich entlassen, der angesehenste unterihnen als Kirchenprobst (Johann Hochleithner, Schmiedbauer) gehaut, gestoßen, endlich, um seinem Leiden eine Ende zu machen, im eigenen Hause auf der Ofenbank erschossen."

Diese durchziehenden Truppen dürften der Hauptsache nach weniger reguläre Truppen, als vielmehr fliehende Korps, Nachzügler und Marodeure gewesen sein. Am ärgsten hausten sie gleich am Tage ihres Einzuges, am 2o. 12. 1800. Unter diesem Datum berichten die Pfarrmatriken wie folgt:

  1. 1800, 20. Dezember wurde in Seebach beim Schauerbauer ein militärischer Fuhrmann, von dem nichts bekannt, ohne Kinnlade erschossen aufgefunden, begraben am 24. Dezember.

  2. 20. Dezember: gestorben Wolfgang Guggenbergeer, Auszügler und Witwer, ein Zimmergeselle in Seebach 13, von den Franzosen erschossen, 62 Jahre alt, begraben 24. Dezember.
  3. 20.Dezember : gestorben in Forstberg 8, Anna Maria Dichtinger, ledige Voglhubertochter, von einem Franzosen erschossen, circa 21 Jahre alt. Ermordet in defensione virginitatis (Verteidigung ihrer Jungfräulichkeit). Begraben 24. Dezember.
  4. 2o. Dezember : gestorben Johann Hochleithner, Besitzer des Schmiedbauergütls in Ohrnharting 7, gewesener Zechprobst allhier, von den Franzosen erschossen und erstochen, 43 Jahre alt. Begraben 24. Dezember. (Siehe obiger Bericht).
  5. 1801, 12. Jänner : gestorben Wolfgang Mailenzer, verheirater Söldner auf der Bartlsöde in Gstaudach, Forstberg 17, von den Franzosen angeschossen, 33 Jahre alt, an Kinnbackenzwang. Begraben 14. Jänner.
  6. 1801, 17. Februar: gestorben Johann Georg Ertl, Bindermeister, Besitzer des Haarhauses in der Dürrsölde Fischlham 15, verheiratet, 45 Jahre alt. Ist ihm von den Franzosen die Hüft angeschossen worden. Begraben 19. Februar.
  7. 1805, 1. November: gestorben Gottfried Pfarl, lediger Fischer in Zauset 1, welcher im Dezember 1800 durch militärische Stöße viel gelitten hat.
  8. Auch dieser Fall ist in der Totenmatrik angeführt : 1800, 23. Dezember:gestorben in Zauset Nr. 1 Theresia Hamingerin, alte Person von der Pfarre Lambach, die sich wegen Feindesgefahr geflüchtet hat, 80 Jahre alt, gestorben an Stickkatarrh und Kummer. Begraben am 24. Dezember.

Alle diese Morde und Mißhandlungen wurden bei Plünderungen verübt. Ob sonst noch Gewalttaten geschehen sind, ist aus den Matriken nicht ersichtlich. Daß aber auch Vergewaltigungen vorkamen, zeigt der Fall Nr. 3.

Aber auch die Taufmatrik Fischlham berichtet:

Im Jahre 1801 am 20. 8. und am 11. 9. je eine uneheliche Geburt bei der unter der Rubrik "Vater" folgende Worte geschrieben sind: " ein stuprierender Franzos im Einfall". Die erste Vergewaltigte war Barbara Kranawetter, ledig, in Fischlham Nr. 8, der Vergewaltiger "ein voll Wut und Gier dieses mühselige und krüppelhafte Geschöpf packender Franzos".

Dies sind nur ein paar bekannt gewordene Einzelschicksale, aber wieviel solches durch den Krieg verursachtes Leid mag es noch gegeben haben?

Auch der Pfarrgottesdienst war gestört, die Leute wagten nicht, ihre Häuser zu verlassen. Das Verkündbuch der Pfarre Fischlham berichtet,

daß am 4. Adventsonntag kein Nachmittagsgottesdienst gehalten werde, "wegen der herrschenden Unsicherheit"

daß am Weihnachtsfeste Mettenamt und Frühamt gehalten werde, wenn es die herrschende Unsicherheit gestatte, die Gläubigen sollten auf das Läuten achtgeben und sich darnach richten, ...eine Nachmittagsandacht werde auch am Weihnachtsfeste nicht stattfinden,...am St. Stephanstage eine hl. Messe, "wenn kein Hindernis eintritt":

Es konnte am Weihnachtsfeste weder Mettenamt noch Frühmesse gehalten werden, nur um 9 Uhr war das "Amt" und bei diesem verkündete der Pfarrer, daß nach dem Amte 2 stille heilige Messen gelesen werden, denen beizuwohnen aber niemand schuldig sei. Das Fest "Erscheinung Christi" wurde aber mit großer Feierlichkeit begangen, denn da hatten die Franzosen die hiesige Gegend bereits verlassen. Am 25. 12. 1800 war in Steyr der Waffenstillstand beschlossen worden, dem am 9.2. 1801 der Friede von Luneville folgte.

Den materiellen Schaden, den dieser Einfall der Franzosen in der Pfarre verursachte, kann man nicht errechnen, was aber Kirche und Pfarrhof erlitten, ist festgehalten, da am 20. Mai 1801 alle Pfarrer der incorporierten Pfarreien einen Bericht an das Stift Kremsmünster einsenden mußten über den Schaden, den die Franzosen in den Pfarreien anrichteten.

Pfarrer P. Norbert Stahl berichtet, was der Kirche und ihm vom Feinde abgenommen wurde 1.) an Kirchensachen im Werte von . 96 fl....

2.) vom Pfarrhofe : Bargeld 300 fl....

Pretiosen, Mobilar, Kleidung 150 fl....

Getreide und Hausgeräte 50 fl....

Kost und Trunk. 70 fl

Heu, Holz, Stroh etc. 10 fl 30 kr

Zusammen.. 676 fl 30 kr

Der zweite Franzoseneinfall

Im August 1805 brach der dritte französische Krieg aus und brachte für unsere Gegend den zweiten Franzoseneinfall.

Die Franzosen rückten von Bayern aus rasch gegen die österreichische Grenze vor, die mit den Österreichern verbündeten Russen zogen sich über Lambach zurück und plünderten die Ortschaft Fluchtwang. Am, 31.10. gab es einen heftigen Kampf bei Lambach, wobei die Österreicher nach langem Widerstand doch weichen mußten. Am nächsten Tag erzwangen die Franzosen den Übergang über die Traun, die Österreicher zogen sich über Steinerkirchen zurück. Der größte Teil der französischen Truppenblieb am linken Traunufer und zog rasch nach Linz und Wien. Der rechte Flügel der französischen Armee unter Marschall Davoust überschritt die Traun und zog über Wimsbach, Fischlham und Steinerkirchen nach Kremsmünster und Steyr.

Bei diesem Einfall scheint Fischlham nicht so viel gelitten zu haben wie im Jahr 1800. Diesmal waren es aber fast durchwegs disziplinierte reguläre Truppen, die hier durchzogen. Gewitzigt durch den Einfall vom Jahr 1800 wurden alle wertvollen Kirchensachen weggebracht und verborgen. Es ist nicht bekannt, wohin die Sachen gebracht wurden, wahrscheinlich kamen sie mit den Pretiosen des Stiftes nach Wien, später nach Preßburg und zuletzt nach Ofen (Ungarn).

Ganz ohne schwere Opfer und Drangsale ging es aber auch diesmal nicht ab. In den hiesigen Matriken finden sich nur einige Andeutungen von 1805 und 1806 :

  1. 1805, 1. November : gestorben ist in Zaußet Nr.1 Gottlieb Pfarl, lediger Fischer, der im Dezember 1800 durch militärische Stöße viel gelitten, am Schlagfluß. Wegen fortdauernden Einmarsches französischer Truppenbegraben 4.November.

  2. 1805, 1. November :gestorben ein Kind ....wegen französischen Einmarsches begraben 2. November.
  3. 1805, 4. November 3 Uhr nachts in Zaußet , während der Plünderung einiger Voleurs geboren ein Söhnlein des Johann Georg Dirnstorfer, ein emigrierter Taglöhner von der durch Russen ausgeplünderten Ortschaft Fluchtwang, Pf. Lambach.
  4. 1805, 28. November: gestorben in Eggenberg 16 Matias Reisinger, Dienstknescht beim Ratmair, durch die feindliche Vorspann zum Tode hingeopfert, 29 Jahre alt, Gallenfieber.

Dieser letzte Fall ist eines der vielen Opfer, die Vorspann leisten mußten und durch erlittene Quälereien und Überanstrengung sich den Tod holten. Viele sind auch mit Roß und Wagen verschwunden und hinterließen keine Spuren.

Der Ausmarsch der Franzosen aus Österreich begann am 22.1.1806. Es folgten nun endlose Durchmärsche der heimkehrenden Franzosen und deren Verbündeter. Wieder kam es zu Einquartierungen, die der Bevölkerung schwere Opfer auferlegten, bis endlich gegen Ende März das Land von Feinden frei wurde. Diese Durchmärsche kommen in den Matriken nur andeutungsweise vor:

  1. 1806, 15. Jänner gestorben ein Söhnlein von der Förchensölde in Hafeld 19. Begraben 17. Jänner wegen des feindlichen Durchmarsches.
  2. 1806, 28. Jänner gestorben Elisabeth Schickmayr, Inwohnerin in Fischlham 30, begraben 29. Jänner wegen französischen Quartiers.
  3. 1806, 28. Jänner gestorben ein Kind in Forstberg, begraben 29.Jänner , wegen französischen Quartiers.

Solche Fälle mit der Bemerkung "wegen französischen Quartiers" gibt es noch etliche. Daß es bei solchen Einquartierungen und Durchmärschen auch zu Gewalttaten kam, läßt folgende Eintragung vermuten :

"1806, 26. März begraben eine vom Rauscher in Zaußet nach dem Einmarsch der Franzosen in der Traun gefundene Mannsperson, agnosciert als Benedikt Strasser, Schrankbaumzieher in Lambach. Ertrunken oder..."

Diese Punkte deuten die Vermutung an, daß er ein Opfer der Franzosen war.Die Folgen dieser Ereignisse, der Kriege und Durchmärsche, waren Not und Teuerung,es kam zu einer Inflation. Oberösterreich mußte beinahe 4 Millionen Gulden Kontributionen zahlen. Ein anderes Erbe des Krieges läßt sich auch aus den Matriken herauslesen : 1806 sind in der Pfarre Fischlham 42 Personen gestorben, darunter 19 an Pocken, hitzigem Faulfieber und Ruhr. In Hafeld allein 7 Personen an diesen Krankheiten.

 

Der dritte Franzoseneinfall 1809

Der vierte Krieg mit Frankreich führte zum dritten Franzoseneinfall. Am 9. 4. 18o9 hatte Kaiser Franz von Österreich Napoleon den Krieg erklärt. Am 30. April waren die Franzosen schon in Lambach. Wieder zogen die Hauptarmeen von dort nach Linz und dann weiter nach Ebelsberg nach Enns, und wieder ging ein Flügel der Armee über die Traun und marschierte über Wimsbach, Fischlham und Steinerkirchen nach Kremsmünster, wo er am 3. Mai eintraf. Zwar erkämpften die Österreicher unter Erzherzog Karl zunächst einen Sieg bei Aspern am 22. Mai, aber die Schlacht bei Wagram am 5. und 6. Juni ging für Österreich verloren und im Friedensvertrag zu Wien am 15. Oktober verlor Österreich 2000 Quadratmeilen Land und 3 ½ Millionen Einwohner. Ein Großteil des Innviertels und die westliche Hälfte des Hausruckviertels mußte an Bayern abgetreten werden.

Über Fischlham liegen aus dieser Zeit keinerlei Nachrichten vor

Es gab aber nicht nur Verlustträger in dieser Zeit. Der 1771 in Hall in Tirol geborene Wolfgang Tieffenthaller kam als Müllerjunge nach Oberösterreich und heiratete 1798 eine Müllerstochter aus Steinhaus. Er verband mit dem Müllerhandwerk einen umfangreichen Getreidehandel und kaufte ein der Familie Eiselsberg gehörendes Haus am Welser Stadtplatz. Beim Einmarsch der Franzosen 1809 in Wels wurden zwar Vorräte im Hause Tieffenthallers geplündert, doch sein Schaden war nicht allzu groß, denn er hatte 12 Mühlen gepachtet und konnte im Jahr 1811 das Schloß Bernau um 11 000 fl kaufen.

Der Krieg selber hatte aber noch andere Folgen. So erging am 7. 8. 1809 vom Kreisamt Steyr der schriftliche Auftrag, die von Napoleon auferlegten Geldkontributionssachen schleunigst einzutreiben und abzuführen. Dieser Auftrag wurde in Steyr um 9 Uhr abends gegeben, erreichte Sierning um 1 Uhr nachts, Kremsmünster um ½ 6 Uhr morgens, Steinhaus um ½ 9 Uhr früh und Pernau um 12 Uhr mittags. Eine beachtliche Kurierleistung! Pernau hatte demnach zu zahlen 682 fl 48 kr, zahlbar in 6 Raten, zwischen 12. 8. 1809 und 1. 10. 1809.

Inzwischen münden die Machtkämpfe zwischen Frankreich und Rußland im Krieg zwischen beiden Mächten, Napoleon mußte zu Beginn des Winters 1812 nach ungeheuren Verlusten mit den Resten seines Heeres den Rückzug aus Moskau antreten. Endlich schließt Preußen einen Bündnisvertrag mit Rußland, dem Schweden und Großbritannien beitreten. Mit dieser Rückendeckung erklärt Österreich Frankreich den Krieg. In der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16.–19.10.1813 wird Napoleon vernichtend geschlagen. Am 6.4.1814 dankt Napoleon ab und wird auf die Insel Elba verbannt. Am 1.3.1815 gelingt ihm von dort die Rückkehr, am 18.6.1815 nach dem Sieg der Aliierten dankt er ein zweitesmal ab und wird auf die Insel St. Helena gebracht. Dort stirbt er1821.

Der Widerhall dieser großen weltgeschichtlichen Ereignisse in unserer Pfarre war diesmal gering. Durch O.Ö. zogen zwar auch jetzt beständig Truppen und es gab viele Einquartierungen, aber Fischlham dürfte diesmal nicht unmittelbar betroffen gewesen sein. Wir lesen in den Matriken und Verkündbüchern lediglich von ständig wiederkehrenden Betstunden und Bittgottesdiensten.

Eine interessante Eintragung anderer Art ist aber bemerkenswert: 1814 wird erstmals die Kuhpockenimpfung hier durchgeführt. In der Bevölkerung stieß diese Maßnahme zunächst auf massiven Widerstand, daher mußte von der Kanzel aus eine kreisamtliche Verordnung verlesen werden, die besagte, daß jedes ungeimpfte Kind, das an den Blattern stirbt, mit Namen und Stand der Eltern von der Kanzel aus vermeldet werde und das Begräbnis ganz in der Stille, ohne Begleitung durch Eltern oder Verwandte stattfinden müsse.

Das durch den Krieg arg belastete Land hatte unmittelbar danach Unglück anderer Art zu tragen: 1816 und 1817 gab es wegen Mißwachs ein große Teuerung. 1816 war die Ernte sehr schlecht und der folgende Winter sehr streng. Noch am 29. April lagen Eis und Schnee. Die Getreidepreise erreichten enorme Höhen. Die allgemeine Not brachte Krankheit und große Sterblichkeit in den ärmeren Bevölkerungsschichten. Als die folgenden Jahre sehr fruchtbar waren, bedeutete dies nicht das ungetrübte Glück für die Bauern, da ihre Ernteerträge nur niedrige Preise erzielten.

 

Das Schloß und seine Besitzer

 

Die alte Schreibweise des Namens ist Pernau, nach dem alten Adelsgeschlecht, das als erstes das Schloß innehatte, die Schreibweise "Bernau" kam erst im 19. Jahrhundert auf.

Die Edlen von Pernau, ca- 1180 bis 1406

Das Wappen der Pernauer stellt einen von einem Schwert durchbohrten aufrecht stehenden Bären dar.

  1. Timo von Pernau
  2. In einer Schenkungsurkunde des Dietmar von Aist an das Kloster Adlerspach (Bayern)erscheint ein Gottfried von Pernau als Zeuge. Der Name Gottfried erscheint bei den Pernauern von der Traun häufig, auch sind sie in Urkunden bis zum Gebiet um Spital am Pyrn häufig als Zeugen erwähnt. Wenn also auch die Geschichte der ersten Pernauer hier ziemlich im Dunkeln liegt, ist doch anzunehmen , daß Timo von Pernau, der um 118o das Schloß erbauen ließ, ein Sohn oder Vetter jenes Gottfried war.

  3. Luithold I. von Pernau
  4. ca. 1200 – 1242

    Über diesen Pernauer ist mehr bekannt, er erscheint ebenfalls wieder häufig als Zeuge, schenkte aber auch selbst 1242 an das Spital am Pyrn eine Pfründe von 50 Pfd und 6 Metzen Korn und 6 Metzen Hafer jährlich, außerdem ein Gut in Ellingen. Außerdem "vergabte" er mit Einwilligung seiner Frau Jeute(Jutta), die ihn überlebte , und seines Sohnes Leutold an Wilhering einen Hof in Pernau, von dessen Einkünften die Lebenshaltung der Brüder zu verbessern sei. Das Kloster Wilhering "diente" daraufhin nach Pernau jährlich ein Paar Filzschuhe, was eine Anerkennung dessen war, daß die Pernauer in die Wilheringer Konfraternität aufgenommen waren.

  5. Leutold II. von Pernau
  6. ,

    Sohn des Leutold I.(Luithold) und der Jutta, tritt als Zeuge in dem um 1250 ausgestellten Salzbrief des Heinrich von Garsten an das Spital am Pyrn auf, sein Zeitgenosse Timo II., vielleicht sein Bruder, erscheint als Zeuge in einer Urkunde in Wels im September 1249.

  7. Gottfried I. von Pernau

  8. war einer der angesehensten Ministerialen (Gefolgsleute) der Pollheimer. Er erscheint 1266 in einer Kremsmünsterer Urkunde als Zeuge, 1283 im Verein mit Ulrich von Pernau als Zeuge bei einer Stiftung der Pollheimerschen Geschwister zur Grabstätte ihres Vaters in Wilhering. Gottfried wird auch in einer Kremsmünsterer Urkunde vom 5.9.1287 in einem Vergleich der Pollheimer mit dem Abte von Kremsmünster über die Fischerei am Ausfluß des Almsees unter den Zeugen an 5. Stelle angeführt, an 14. Stelle sein Sohn Timo. Eine Tochter, vermählt mit Sibrant von Geltingen, wird in einer Urkunde von Wels 1293 genannt.

  9. Timo III. von Pernau

  10. Er ist sicherlich der Sohn Gottfried I. und wird im Vergleich von1287 erwähnt. Ein Zeuge dieses Namens erscheint noch 1331 in einem Revers des Dietmar von Lerbuchel an Eberhard von Wallsee wegen Schloß Tollet.

  11. Leutold III. von Pernau

  12. kommt recht oft in den Kremsmünsterer Urkunden vor, vor allem zwischen 1286 und 1303, so 1286, 1289, 1300, 1303,- in diesem Jahr gleich dreimal.In einer dieser Urkunden ist derselbe Leutold mit dem Charakter "miles" (Ritter) unterschrieben.

  13. Gottfried II. von Pernau

gab 1360 mit seiner Hausfrau dem Abte Ulrich von Lambach einen Revers über die ihnen als Leibgedinge verliehene Fischweide in der Traun bei Pernau, die nach ihrem Tode an seinen Bruder Ulrich II. fallen sollte. Am 13.11.1367 war Gottfried Spruchmann in einem Gerichtsbriefe des Landrichters ob der Enns, Ludwig von Stein, an das Stift Lambach.

8. Jörg der Pernauer,

vielleicht ein Sohn Ulrich II. (Gottfried dürfte entweder kinderlos oder ohne männlichen Erben gestorben sein.), war noch Siegler eines Verkaufsbriefes der Margareta, Witwe Gerlachs des Pachleithners an Abt Ulrich von Lambach.

9.Joachim von Pernau,

sein Nachfolger, verkaufte das Schloß an Wofgang Anhanger zu Roit Joachym der Pernawer siegelt aber noch später unter diesem Namen eine Handschrift am 21.9.1420, die ihres Inhalts wegen interessant ist: "Peter Grashach und seine Söhne Jorig und Gengel, auch im Namen ihres Bruders Der Stammvater Liendlein, ferner Mert Mair zu Ekchenperig, sein Sohn Jörig und Thömel Hass erklären, daß der Streit und die Feindschaft , die zwischen den Grashakh und Berhart Jorig und Hennslein den Schökch entstand und die drei Todschläge im Gefolge hatte, an Nicklein, des Mairs zu Ekchenperig Sohn und an Ullein und Stefflein, Söhnen des Wernhergen des Schökch, von nun an gänzlich beigelegt und aufgehoben sein soll bei sonstiger Strafevon 200 Pfund an die Herrschaft Kremsmünster."

Worum es bei diesem Streit mit 3 Toten ging, ist leider nicht bekannt. Unter den 18 Bürgen dieses Vergleichs ist auch ein Mertel Schuester zu Vischenhaym – bemerkenswert die alte Schreibweise des Namens Fischlham. Gesiegelt haben :Hainrich der Viechtenstainer, die Zeit Richter ze Chremsmünster und Joachym der Pernawer.

 

Die Edlen von Anhang 1406 – 1466

Der Stammvater dieses Geschlechteswar Dietmar, ein Müllerssohn von Ried, der auf dem Kreuzzuge von 1189 des Kaisers Friedrich Barbarossa im Gefolge des Herzogs von Bayern war und nie von dessen Seite wich. Deshalb sei er "Anhanger" genannt worden.

Als später in einer Schlacht die Kreuzfahrerfahne, die dem Herzog von Bayern anvertraut war, in die Hände der Sarazenen geriet, zog Dietmar seinen Bundschuh ab, heftete ihn auf seine Lanze und um dieses Feldzeichen sammelten sich die christlichen Streiter und kämpften tapfer. Der Herzog nahm den Bundschuh in sein Wappen auf, der Kaiser verlieh Dietmar das Eichenlaub als Wappen und beschenkte ihn reichlich..

Mag diese Geschichte auch vielleicht in das Reich der Sage gehören- jedenfalls begegnen wir den Anhangern schon ab 1279 als Zeugen, Lehensnehmern und Herren auf Köppach

Im 14. Jahrhundert teilte sich das Geschlecht in 2 Linien: die erste Linie von Peter von Anhanger, Herr zu Köppach , starb in 4. Gliede aus.

Ahnherr der zweiten Linie war Veit, Herr zu Roit, der 4 Söhne hatte,Hans, Kaspar, Ulrich und Wolfgang. Dieser Wolfgang erwarb 1406 das Schloß Pernau an der Traun.

Wolfgang I. Anhanger

kaufte das Schloß 1406 von Joachim dem Pernauer. Er dürfte aber ohne männlich Erben gestorben sein, denn Pernau ging an seinen Bruder über.

Ulrich IV. Anhanger

hatte aber ebenfalls keine Söhne, er dürfte erst nach 1449 in den Besitz des Schlosses gekommen sein und es nicht lange besessen haben. Nachdem das Schloß schon 1466 im Besitze des Mathes Oberhaimer war- wie aus einer Verkaufsurkunde hervorgeht, deren Siegler Oberhaimer war, muß Ulrich der Anhanger vor 1466 gestorben sein. Seine Tochter Benigna, die mit Hildebrand Jörger verheiratet war, erbte den Besitz, dürfte aber kein größeres Interesse daran gehabt haben. Die Familie der Jörger bezog auch hier nicht ihren Wohnsitz

 

Die Jörger 1461 (?) bis 1466

Die Jörger waren um die Mitte des 13. Jhdts Starhembergische Lehensleute und Ritter. Sie waren hauptsächlich in der Gegend von St. Georgen bei Grieskirchen begütert, daher der Name Jörger – von Jörg oder Georg. Sie traten schon früh in verwandtschaftliche Beziehungen zu den Anhangern. So heiratete Hans II. Jörger um 1393 eine Elisabeth Anhanger, der ältere Sohn Wolf I. Jörger verehelichte sich 1411 mit Brigitte Anhanger.

Hildebrand I.Jörger

vermählte sich1461 mit Benigna der Anhangerin. Durch diese Heirat kam Pernau mit anderen Gütern der Ahanger an dieFamilie der Jörger. Der Besitz der Jörger in Pernau dauerte aber nur ganz kurze Zeit, denn durch die Heirat ihrer Tochter Amley (Amalie) mit Mathias Oberhaimer ging Pernau an dieses Geschlecht über (um 1465).

Seit den Pernauern war also das Schloß kaum von den Besitzern bewohnt gewesen, es ging meist als Heirats- oder Erbgut an neue Besitzer über. Erst die Edlen von Oberhaim wurden hier auch wieder de facto ansässig.

Die Edlen von Oberhaim

Das Geschlecht stammte wahrscheinlich aus Franken, muß aber schon gegen Ende des 13. Jhdts nach Österreich gekommen sein, da Oberhaimer um diese Zeit bereits in Neukirchen bei Lambach, Gaspoltshofen und Pennewang begütert waren.

Matthias von Oberhaim

war mit Amley von Anhang vermählt, die ihm Pernau als Heiratsgut zubrachte.Sein Sohn

Wahrmund Oberhaimer zu Pernau

wohnte ganz bestimmt auf Pernau. Er starb ohne männliche Erben hier in Pernau und liegt in der Pfarrkirche begraben, in der sich auch an der Rückwand sein Grabstein befindet. Dieser ist eine Platte aus rotbraunem Marmor, in die die lebensgroße aufrechtstehende Gestalt eines Ritters gemeißelt ist. Er ist bartlos, trägt Helm und Harnisch und eine Fahne in der Hand. Die Umschrift lautet: "Hie liegt begraben der Edl und Vest Wahrmund von Oberhaim zu Pernau, gestorben im 1519.Jar Dem Gott gnadig sei. Amen."

Seine Witwe, Frau Ursula von Oberhaim, spendete der Pfarrkirche zu Fischlham eine kostbare Monstranz, ganz von Silber, teilweise vergoldet, mit echten Steinen besetzt - "ein rares Stuck". Sie wurde aber leider am 25.7.1750 nachts nebst anderen Kostbarkeiten gestohlen.

Dieser Wahrmund Oberhaimer hatte eine bewegte, aber für die damalige Zeit nicht unübliche Vergangenheit. Sein Bruder Hans von Oberhaim zu Parz und Falkenstein saß auf Burg Falkenstein an der Donau. Er habe "sich des Faustrechts bedient und gleich anderen des Adels vom Stegreif sich ernähret, wozu sein Bruder Wahrmund ihm treulich geholfen."

So ist aktenkundig, daß beide dem Kaufmann Valentin Rottenberger von Steyr auf der Donau 700 Fl wegnahmen, wofür sich Hans einige Bauern zu Pernau kaufte. Es ist also nicht von der Hand zu weisen, daß die Witwe des Wahrmund die kostbare Monstranz als Sühne für die von ihrem Mann und ihrem Schwager begangenen Räubereien stiftete.

Nach Wahrmunds Tod 1519 dürfte das Schloß Pernau bald an die Jägenreuter übergegangen sein, denn schon 1522 siegelt in einer im Lambacher Stiftsarchiv liegenden Urkunde ein Sigmund Jegenrewter zu Pernau. Die Witwe des Wahrmund dürfte also zur Zeit ihrer großherzigen Spende nicht mehr auf Pernau gelebt haben.

Die Jagenreutter auf Pernau

Das Geschlecht kam ursprünglich aus Bayern.

Hans III. Jagenreutter

starb 1494. Er hinterließ 3 Söhne: Max wurde Domherr zu Passau, Christoph Kämmerer des Königs Ladislaus Postumus und Siegmund II gelangte in den Besitz des Schlosses Pernau an der Traun.

Siegmund II. Jagenreutter

Ritter zu Pernau, war unter anderem Landtagskommissär, d.h. er versah die Stelle des abwesenden Landeshauptmannes Cyriacus von Polheim und führte dessen Geschäfte.1527 war er Landesanwalt, 1527 – 1529 niederösterreichischer Regierungsrat, 1536 Landtagskommissär der o.ö. Stände, also ein sehr angesehener Herr. Sein Sohn

Wolfgang Jagenreutter

Herr zu Pernau, heiratete 1540 Sabine Schöller von Adldorff und erhielt durch sie ein Viertel dieser Herrschaft. Sonst ist nicht viel von ihm zu berichten, erst sein Sohn

Hans Siegmund III. Jagenreutter

war für Fischlham bedeutsam, denn er war ein eifriger Förderer des Protestantismus wie wahrscheinlich auch schon sein Vater, .denn die meisten Adeligen dieser Zeit waren Anhänger Luthers. Er starb hier im Schloß am 8.9.1578 im Alter von nur 37 Jahren.

Sein Grabstein befindet sich in der Kirche an der rückwärtigen Wand, eine Platte aus rotem Marmor, darauf eine stehende lebensgroße Rittergestalt mit Schnurrbart, in Helm und Harnisch, mit einer Fahne in der rechten Hand. Die Umschrift lautet: "Hie ligt begraben der edl und gestreng Herr Hans Siegmund Jagenreutter zu Pernau und Ibm, gestorben den 8. Septembris 1578.Jar. dem Gott genat. Amen".

Er hatte 5 Söhne, von denen jedoch 3 im jugendlichen Alter starben, zwei von ihnen sind in Fischlham begraben und besitzen in der Vorhalle der Kirche einen Grabstein aus weißem Marmor, darstellend Christus am Kreuz, dahinter Jerusalem, links vom Beschauer knien zwei betende Knaben mit Kreuzlein über ihren Köpfen. Darüber die Tafel: "Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen." Rechts ist ein schlafender Engel mit Totenkopf und Sanduhr und Spruchband: ""Wir müssen alle sterben." Darüber befindet sich eine zweite Tafel mit den Worten "Der Name des Herrn sei gelobt. Joh.1."Über dem Ganzen :"Anno 1573" (Setzung des Grabsteins), "Dein Wort ist vom Anfang Wahrheit gewest". Die Unterschrift lautet: "Hi ligen begraben des Edl und Vesten Hans Siegmund Jagenreutter zu Pernau und Ibm, Rosina geborenen von Sündendorf seiner Hausfrauen beider zween eheliche Söhne, so Xto entschlafen: Erstlich Wolf Andre den 5. Januarii (15)68, und Wolf Sigmund den 25. Septembris im (15)71. Jahr, denen der allmechtige Gott eine fröhliche Urstand verleihe." Die beiden Seiten des Grabsteins sind von einer Anzahl Wappen eingefaßt. Wo Wolf-Ehrenreich, der dritte Sohn startb, ist unbekannt

Die beiden überlebenden Söhne Wolf-Hektor und Wolf Christoph waren beim Tod des Vaters noch minderjährig und standen unter der Vormundschaft des Johel von Franking zu Riedau und des Christoph von Haydn zu Dorf, Salzamtmann zu Gmunden. Diese Vormünder waren auch evangelisch und unterstützten die lutherischen Fischlhamer in ihrer Widersetzlichkeit gegen das Stift Kremsmünster.

Wolf Christoph Jagenreutter zu Pernau, Adldorf und Ibm

war dann Herr zu Pernau. Er begünstigte die Protestanten in Fischlham. Er hatte bereits 1605 einen lutherischen Prädikanten im Schloß, der in der Kapelle und im Rittersaal Gottesdienst hielt. Die Fischlhamer Pfarrleute liefen sehr zahlreich zu ihm, nicht nur die Pernauerischen Untertanen, sondern auch andere, sogar Leute aus anderen Pfarreien.

Er starb am 13.8.1616 und liegt in der Pfarrkirche zu Holzhausen begraben.

Bereits 1617 wurde das Schloß an Johann Baptist Spindler verkauft. :

 

Die Spindler von und zu Hofegg auf Pernau

Johann Baptist Spindler

Sohn des Veit I. , erhielt von seinem Vater den Sitz Waldbach, ein Lehen des Frauenklosters Traunkirchen. Er kaufte 1617 den Sitz Pernau dazu und wohnte auch hier. Er heiratete die Felicitas zu Grueb aaus dem Salzburgischen. Auch er spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte Oberösterreichs, er waar kaiserlicher rat, Landesanwalt, Verwalter der Landeshauptmannschaft.

Er spendete der Kirche Fischlham ein kostbares, mit Silber gesticktes Ziiboriummäntelchen samt einer Krone aus Silberdraht, das mit Perlen reich besetzt war. Es wurde zusammen mit der Oberhaimschen Monstranz am 27.5.1750 gestohlen.

Sein Sohn und Erbe

Johann Anton von Spindler

, von und zu Hofegg und Pernau,

wohnte ebenfalls in Fischlham. Ihm und seiner Frau Sara von Haydn zu Dorf wurde am 21, 2. 1649 in Pernau ein Sohn geboren, der auf den Namen Johann Achaz getauft wurde.

Dieser wurde aber nicht Herr zu Pernau, denn Johann Anton Spindler zog auf sein Gut zu Weier am Traunsee. Sein Bruder

Veit II. Jakob Spindler

,

Freiherr von und zu Hofegg auf Pernau, war sicherlich schon 1653 Herr auf Pernau, denn am 27.2.1653 wurde in der Pfarrkirche Fischlham sein erstes Kind getauft.

Am 8.6.1647 waren Veit Jakob, sein Bruder Johann Friedrich und deren Oheim Johann Paul von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrnstand erhoben worden. Bei allen Söhnen Veit Jakobs ist Abt Plazidus von Lambach als Taufpate eingetragen. Seine Kinder und Verwandten wiederum waren Taufpaten der Kinder der Pernauer Untertanen. So erscheint sein Sohn, "der junge Herr", Franz Adam am 7.2. 1658 als noch nicht 6 Jahre alter Knabe als Taufpate eines Häuslerkindes auf.Die Patenstelle vertrat P. Georgius Emanuel, ein polnischer Karmelit. Auch später kommt immer wieder Franz Adam als Taufpate vor, wie ebenfalls die "Fräulein aus dem Schloß" in gleicher Eigenschaft im Taufregister zu finden sind.

Von seinen 10 Kindern erreichten nur 4 das Erwachsenenalter. Seine beiden Töchter Eva Maria und Eva Katharina wurden in der Schloßkapelle getraut, erstere mit Johann Georg von Fieger am 25.11.1685, letztere mit Jobst Christoph Schmidauer von Oberwallsee am 18.11. 1692.

Franz Adam Spindler, Freiherr von und zu Hofegg auf Pernau

heiratete am 4.10. 1682 die Maria Anna von Salla zu Wald. Sie brachte die Herrschaft Wald in die Ehe ein. Franz Adam besaß auch die Herschaft Oberweis, die schon sein Vater erworben hatte, die ging aber bald wieder in den Besitz der Fieger über, da seine Schwester Anna Franziska sich mit Johann Georg Fieger vermählte. Als deren erstes Kind, das noch in Pernau geboren wurde, in der hiesigen Pfarrkirche getauft wurde, wurde der Vater als "Fieger von Oberweis" in die Matrik eingeschrieben

Franz Adam zog auf sein Gut Wald in Niederösterreich, sein Sohn Johann Gottfried Albert hinterließ keine männlichen Erben, seine Tochter heiratete den Grafen Unverzagt, an den die Herrschaft Wald überging. Schloß Pernau fiel an den Bruder Franz Adams, den jüngsten Sohn Veit Jakobs.

Franz Mathias Spindler

,

Freiherr von und zu Hofegg zu Pernau er war zweimal verheiratet: mit Maria Isabella Freiin von Kriechbaum, getraut hier in Pernau am 16.4.1703. Die Ehe blieb kinderlos, es ist unbekannt wann und wo Maria Isabella starb. Die zweite Ehe mit Maria Isabella Freiin von Grienthal zu Dietach und Ollstorf wurde in Pernau getraut am 4.4.1717. Dieser Ehe entsproß ein Sohn, Franz Jakob Ignaz, getauft in Fischlham am 9.2.1719. Er starb aber schon am 8. Mai desselben Jahres. Franz Mathias Spindler verkaufte den Besitz 1730 an die Freiherrn von Eiselsberg.

Die Spindler waren – nach den protestantischen Oberhaim und Jagenreutter – wieder ein streng katholisches Adelsgeschlecht.

 

Die Eiselsberg auf Pernau

Leopold Rainald von Eiselsberg

erwarb 1730 das Schloß von den Spindlern. Seine Frau war eine Fieger von OberweisSein Vater Mathias II. von Eiselsberg war Seiner Röm. Kaiserl. Majest. Rat und Landmann von Öst. ob der Enns. Er hatte 5 Söhne: Franz Plazidus, der 1688 in den Freiherrnstand erhoben wurde, Jakob Friedrich – dessen Enkelin Maria Johanna später das Schloß Pernau erbte, Johann Mathias, dessen Sohn Leopold Rainald Schloß Pernau 1730 kaufte

Leopold Rainald starb aber schon vor 1738,denn ab diesem Jahr wird nur von der "gnädigen Frau, geborenen Fieger, Witwe Rainalds von Eiselsberg" als Schloßbesitzerin gesprochen. Die Ehe dürfte kinderlos gewesen sein. Die Enkelin des Jakob Friedrich von Eiselsberg (2.Sohn des Mathias II.) wohnte sicher schon 1736 hier in Pernau, weil sie am 19.6. 1736 als "Fräulein Jophanna (Maria Johanna Friderika) von Eiselsberg vom Schloß Pernau" als Taufpatin eingetragen ist. Sie hat vermutlich von ihrem Onkel Leopold Rainald oder von dessen Witwe Pernau übernommen Am 25. 9. 1742 heiratete sie in Maria Taferl den

Franz Josef,

Freiherrn von Eiselsberg,

Enkel des Franz Plazidus, des ersten Sohnes des Mathias II., mit dem sie also verwandt war. Bei den hier getauften Kindern des Freiherrn Franz Josef und seiner Gemahlin ist zu wiederholten Malenals Taufpate "Bartholomäus Haußmayr, ein armer Steinhausscher Untertan, wohnhaft in Steinhaus" eingeschieben.

In dieser Zeit wird auch von einem Hofzwerg in Pernau berichtet. Die hiesige Totenmatrik berichtet, daß am 11. 2. 1761 ein gewisser "Petrus Guggenberger, Zwerg in Pernau" auf dem hiesigen Friedhof begraben wurde.

Von den vielen – vermutlich 8 – Kindern des Paares erreichten nur einige das Erwachsenenalter. So wurden am selben Tag begraben der 2 Jahre alteFranz Josef Johann Adam Fidelis Petrus Bartolomäus und sein knapp ein Jahr altes Schwesterchen Maria Rosalia Eva Thekla Josepha Euphemia Apollonia Walburgis und zwar am 21.3.1753.

Die Familie dürfte nur zeitweise hier gelebt haben, sondern wahrscheinlich ihren Aufenthalt in Steinhaus genommen haben, denn hier in Fischlham ist eine Tochter begraben, die fünfjährig hier starb, aber nicht hier geboren wurde. Auch der Sohn Josef Leopold, der Stammhalter ist nicht hier geboren worden.

1763 verkaufte Freiherr Franz Josef von Eiselsberg das Schloß Pernau an Johann Wahrmund von Gabelkoven und zog nach Steinhaus, wo er am 17.10.1785 starb.

 

Die Herren von Gabelkoven auf Pernau

Stammsitz des Geschlechtes war Griesbach in Bayern.

Adam von Gabelkoven

, geb. 1605, war in zweiter Ehe mit Regina Christina von Jagenreutter (Schwester oder Tochter des Wolf Christoph Jagenreutter, des letzten Besitzers von Pernau aus diesem Geschlecht) verheiratet. Er war Protestant.

Karl Friedrich von Gabelkoven

, geb. 1649, wurde wieder katholisch. Er starb am 12.8.1711 in der Folge eines Sturzes mit dem Wagen. Er war zweimal verheiratet und hatte viele Kinder. Aus seiner zweiten Ehe mit Brigitta Freiin Fieger von Hirschberg hatte er unter anderem einen Sohn Karl Wahrmund, den späteren Besitzer von Pernau.

Karl Wahrmund von Gabelkoven auf Pernau,

geb. 11.11.1693, vermählte sich 17130 mit Maria Anna Freimann zu Randegg zu Ulmenfeld NÖ. Er war Ritterstandsverordneter in Öst. ob der Enns.

1763 kaufte er vom Freiherrrn von Eiselsberg das Schloß Pernau, das aber jetzt zu einem einfachen Landsitz mit nur unbedeutenden Herrschaftsrechten absank, denn den weitaus größten Teil der Pernauer Untertanen behielt sich Eiselsberg vor und schlug sie zu Steinhaus dazu. Bei Pernau blieben nur wenige unbedeutende Häuser.

Das Schloß Pernau erwarb er, als er schon alt – 74 Jahre- und krank war.Er starb hier am 24.12.1771 und wurde in der Pfarrkirche beigesetzt. Seine Frau war schon am 8.8.1765 hier gestorben. Sie wurde "beim Hochaltar unter der Ampel" beigesetzt. Die Grabsteine befinden sich in der Turmhalle. Die Inschriften lauten:

Hier ruhet in Gott der hochwohlgeborene Herr, Herr Karl Wahrmund von Gabelkoven, Herr zu Pernau, vermählt mit Frau Maria Anna von Randegg, gestorben 1771 den 24. Dezember im 77. Jahr seines Alters nach einer zehnjährigen Lähmung seiner Füße. Seine zwo Töchter, Claudia von Haydn und Franziska Gräfin von Seeau setzten ihrem geliebten Vater diesen Leichenstein und wünschen ihm die ewige Ruhe.

Hier ruhet in Gott die Hochwohlgeborene Frau, Frau Maria Anna von Gabelkoven, geborene vopn Randegg, Frau zu Pernau, gestorben den 8. August 1765, ihres Alters im 54. Jahr. Ihre zwo Töchter, Claudia von Haydn und Franziska Gräfin von Seeau setzten ihrer geliebten Mutter diesen Leichenstein und wünschen ihr die ewige Ruhe.

Die beiden Töchter wurden nicht in Fischlham getraut, aber die Trauungsakte sind im Trauungsbuch Fischlham eingetragen.

Karl Wahrmund hatte drei Söhne, aber zumindest die beiden ältesten hatten keine männlichen Erben, denn schon 1772 ging Pernau an die Grafen Spindler über.

 

Die Grafen Spindler von Pernau

1772- 1798

Johann Philipp

, war der erste Graf von Spindler, Freiherr zu Wildenstein , Herr zu Irnharting, wurde von Kaiser Karl VI. am 30.7. 1722 in den reichs- und erbländischen Grafenstand erhoben. Er hatte sechs Söhne, der zweite dieser Söhne

Johann Weikhart Graf von Spindler

, hatte drei Söhne :Johann Philipp, Johann Karl und Johann Franz Alois. Letzterer kaufte Schloß Pernau.

Johann Franz Alois Graf von Spindler

auf Irnharting und Weidenholz, k.k. Kämmerer, Landrat in OÖ und seit 28.11. 1764 Geheimer Rat, kaufte 1772 von Jos. Joh. von Gabelkoven den Sitz Pernau. Er war wahrscheinlich zweimal verheiratet, zuerst mit Maria Philippine Gräfin von Andern, das zweitemal mit Josefa Gräfin von Rebach. Von ihr stammt die älteste Stiftung bei der Pfarrkirche zu Fischlham, und zwar eine jährliche Messe am 1. 10. jeden Jahres . Sie erlegte 50 fl, von deren Zinsen der Pfarrer 45, der Mesner 12 und der Ministrant 5 Kreuzer erhalten sollten, der Rest gehörte der Pfarrkirche. Er starb 1797 und hinterließ einen Sohn

Johann Leopold Joseph Cajetan Constantin Adam Alois

,

der aber bald nach seinem Vater starb. Mit ihm erlosch der Mannesstamm der Grafen Spindler.

Bald nach dem Tode des Grafen Johann Franz Alois wurde Pernau an einen Herrn von Anacker verkauft.

Joseph von Anacker

1798 – 1811

Von ihm ist fast nichts bekannt, in der Pfarrmatrik erscheint sein Name ein einziges Mal, als sein Sohn Franz von Anacker am 21.9. 1808 als Taufpate eingetragen ist mit den Worten "Herr Franz von Anacker, Sohn des Herrn Kriegskommissärs in Pernau". Der Überlieferung nach soll Franz von Anacker ein Freund des Spieles gewesen sein, er sei oft zu den benachbarten Herrschaften geritten, hinter ihm ein Diener mit dem Geldsack. Die Baulichkeiten des Schlosses habe er sehr vernachlässigt, sodaß es beim späteren Besitzwechsel in ziemlich üblem Zustand gewesen sei.(1811)

Wohin er und sein Sohn zogen, ist nicht bekannt. Er scheint auch ziemlich oft von Pernau abwesend gewesen zu sein, denn in der "Erklärung"vom 18.9.1801 (Klassensteuerpatent) scheint" Frau Therese Dufrenye" als Nutznießerin des Landgutes Pernau auf.

Ebenso noch im Jahre 1803 "Wimsbach, Madame Therese Dufrenye, wegen Schloß Pernau an der Traun". Es ist aber unbekannt, wer diese Madame war oder in welcher Beziehung sie zu Herrn Anacker war.

Eine weitere nicht sehr rühmliche Begebenheit ist von ihm bekannt:

Der Schullehrer erhielt alle Jahre von der Herrschaft Pernau einen Metzen Korn. Der Herrschaftsinhaber Anacker verweigerte dies aber. Darüber beschwerte sich der Schullehrer Augustin Peyr am 14.9. 1801 in einer Eingabe an das Kreisamt: Der Herrschaftsinhaber habe gesagt :"Ich wüßte nicht, warum ich einem Schullehrer einen Metzen Korn schenken sollte, meine Vorbesitzer haben tun können was sie wollen, ich tu auch was ich will, zeige der Schullehrer dieses nur dem Kreisamte an, ich werde mich darüber schon äußern." Das Kreisamt aber befahl, dem Schullehrer 3 Metzen Korn innerhalb 3 Wochen zu reichen. Dieser Auftrag mußte dem Herrn von Anacker aber nach Vicenza nachgeschickt werden. Es wurde vom Pfleger um Verlängerung des Termins gebeten. Der Schullehrer erhielt als Ersatz für die 3 Metzen Korn für 3 Jahre 15 Gulden vom Pfleger Ignatz Gielge in Wimsbach, ausbezahlt am 13.1. 1804.

Die Tieffenthaller

1811 – 1907

Wolfgang Tieffenthaller

ist der erste nicht adelige Besitzer des Schlosses. Er wurde geboren in Wartberg an der Krems als Schneiderssohn und erlernte das Müllerhandwerk. Er war in verschiedenen Mühlen zu Wels und Wartberg tätig und heiratete die verwitwete Edlmüllerin in Steinhaus bei Wels, Franziska, geb. Weigerstorfer, ungefähr 1797. Er war 55 Jahre mit ihr verheiratet. Später kaufte er ein Haus in Wels, einen Teil des Schlosses Pollheim.Er übernahm die Lieferungen für das Militär zur Zeit der Franzosenkriege, zuerst nur Mehl, dann aber auch Getreide, Heu usw. und erwarb so ein beträchtliches Vermögen. 1811 kaufte er das Schloß Pernau, gab sein Müllergeschäft auf und bezog das Schloß. Er setzte aber seine Lieger- und Handelsgeschäfte von Pernau aus fort, er hatte eigene Schiffe und Schiffsleute auf der Traun.

Man sagt, er hätte sein Vermögen über den Staatsbankrott hinweggerettet, da er von der bevorstehenden Geldentwertung schon vorher in Kenntnis gesetzt worden sei. Jedenfalls verhalf er dem Schloß zu wirtschaftlicher Blüte. Die bisher ganz unbedeutende Schloßbrauerei brachte er in schwunghaften Gang, grub einen großen Keller, den "Märzenkeller" gegenüber der Stellensölde und richtete dort eine Sommerwirtschaft ein. Sein Sohn vergrößerte den Keller 1862. Für die Landwirtschaft kaufte er Gründe dazu und baute die Wirtschaftsgebäude außerhalb des Turmes straßenwärts. Er war der erste, der die Dampfmaschine einführte. Sein Beispiel regte auch die Bauern an zu modernerer Bewirtschaftung ihrer Gründe. Er starb am 27.8. 1852,82 Jahre alt. Sein Sohn

Josef Tieffenthaller

übernahm das Schloß noch zu Lebzeiten seines Vaters im Jahre 1849. Er hatte 2 Geschwister : Josepha, sie heiratete Herrn von Vay, Amalia heiratete Auditor-Rittmeister Fran Dovalil. Josef Tieffenthaller, der neue Schloßbesitzer, wurde hier im Schlosse am 15.4. 1819 geboren. Er war einige Jahre im Stiftsgymnasium Kremsmünster und ließ sich dann in einem Handelsgeschäft praktisch ausbilden.

1854 gab es einen traurigen Fall in der Familie: Die Nichte Kamilla Tieffenthaller, uneheliche Tochter seiner Schwester Josepha, vergiftete sich am 2.8.1854 mit Arsenik "wegen unglücklicher Liebe", sie empfing aber noch die Sterbesakramente.

Josef Tieffenthaller heiratete am 25. 11. 1856 Katharina Lampl, Gastwirts- und Fleischhauerstochter in Wels. Er führte die erfolgreiche Bewirtschaftung des Gutes weiter durch, vergrößerte den Grundbesitz durch weiteren Grundkauf, besonders in den Auen. Auch das Bauernhaus Heiglau, Eggenberg 10, kaufte er und nannte es "Trauneck". Er schaffte viele landwirtschaftliche Maschinen an, vergrößere 1862 den Märzenkeller und führte in der Brauerei Dampfbetrieb ein. Er erweiterte den Kreis der Bierabnehmer. Man rühmte ihn wegen seiner Wohltätigkeit und wegen seiner Sorge für das Wohl seiner Arbeiter.

Er hatte drei Kinder: Josef Franz, sein Nachfolger, Katharina Amalia, geb. 8.5.1859, gest. 4.8.1859 Franz Wolfgang, dieser war von Geburt an schwachsinnig und befand sich in einer Irrenanstalt.

Josef Franz Tieffenthaller

übernahm Pernau von seinem Vater im Jänner 1896. Sein Vater verließ das Gut , zog nach Wels und bezog mit seiner Frau jenes Haus , welches sein Vater noch als Müller gekauft und dann seiner Tochter Amalia, verh. Dovalil, als Heiratsgut gegeben hatte. Nach dem Tod dieser Amalia fiel das Haus wieder an die Tieffenthaller zurück.

Josef Franz, geb. zu Bernau(neue Schreibweise) am 29.8. 1857, besuchte die Realschule und ging dann zum Militär. Dort avancierte er bis zum Oberleutnant. Nach Hause zurückgekehrt, stand er seinem Vater bei der Bewirtschaftung des Gutes zu Seite bis er es selbst übernahm.

Er starb hier in Fischlham am 10. März 1907. Die Schulchronik berichtet :"Er war ein Freund der Schule".

Offensichtlich hinterließ er keine Erben, denn nach seinem Tode wurde das Schloß verkauft an die Theuer.

Die Theuer auf Schloß Bernau. 1907 – 1926

Die Theuer stammen aus Kriegsdorf in Schlesien bei Troppau. Sie besaßen dort ein Bauerngut. Die drei Söhne kamen durch den Bau der Semmeringbahn nach Wien, da sie sich mit dem Bauwesen vertraut gemacht hatten. Einer der drei Söhne , Karl, war mit Fanny, geb. Fritsch verheiratet. Dieser Ehe entstammten 3 Kinder: Julius, Fritz und Minna.

Julius studierte in München Malerei. Bei einem Besuch zu Hause lernte er Berta Fritsch kennen, die er später heiratete. Der Vater seiner Braut kaufte dem Ehepaar am 1.7. 1907 Schloß Bernau.

Julius Theuer

war finanziell unabhängig, baute in Wels ein Haus und betrieb nebenbei seine Malerei. Der Ehe entstammte ein Sohn:Erwin.

Erwin Theuer

studierte Archäologie, führte Grabungen durch und hielt Vorträge darüber. Er veröffentlichte ein Buch zur Vorgeschichte Oberösterreichs . Während des ersten Weltkrieges war er eingerückt. Der Vater schrieb ihm, ob er an der Brauerei, die damals mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, Interesse habe. Erwin verneint dies, so wurde die Brauerei aufgelassen.

Erwin Theuer starb hier 1925 an Leukämie, bald darauf wurde das Schloß verkauft an Hans Hatschek.

 

Die Hatschek auf Schloß Bernau

1926 – 1943, 1947 – 1975

Die Hatschek stammten aus der Nähe von Olmütz (heutige Tschechei).

Ludwig Hatschek

wurde dort am 9. 10. 1865 geboren. Er entstammte einer Industriellenfamilie, die in Olmütz eine Mälzerei betrieben hatte und später nach Linz übersiedelte. Hier errichteten sie eine Brauerei. Bei der Umwandlung des Betriebes in eine A.G. schied Ludwig aus, von seinem Anteil von 100 000 Fl erwarb er eine Papiermühle in Schöndorf bei Vöcklabruck. Er kaufte Maschinen zur Asbestwarenerzeugung und erwarb bei Reisen ins Ausland weitgehendes Fachwissen. 1900 reichte Ludwig Hatschek sein erstes Patent ein. Er verkaufte die gesamte Einrichtung des bisherigen Betriebes und baute mit dem Erlös seine Asbestzementfabrik auf. Der Name "Eternit" stammt von ihm und wurde in das Markenregister eingetragen. Fabriken wurden in Ungarn, Böhmen und Mähren errichtet und Lizenzen in alle Welt vergeben, 26 Patentprozesse mußten geführt werden.

1907 – 1908 wurde bei Gmunden eine eigene Portlandzementfabrik errichtet. Ludwig Hatschek starb am 15.7.1914. Einen Antrag der Regierung auf Erhebung in den Freiherrnstand hatte er nach Rücksprache mit seinem Sohn Hans abgelehnt.

Hans Hatschek

wurde in Linz am 18.8. 1890 geboren. 1912 sollte er eine Weltreise über Moskau, China und Indien antreten, aber nachdem er einige Monate in England verbracht hatte, kehrte er wegen der unheilbaren Krankheit des Vaters zurück. Er gab auch sein in München begonnenes Kunststudium auf und trat in das Geschäft ein. Er verehelichte sich 1920 mit Margarita Edle von Crippa.

Hans Hatschek kaufte das Schloß Bernau von den Eheleuten Theuer mit Kaufvertrag vom 29.1. um 350 000 S, Das Gut hatte eine Fläche von 168,5602 ha und Eigenjagdrecht.

Zum Gut gehörten laut Kaufvertrag:

Sölde am Stöllen, Nr.19

Sandsölde

Heiglsölde, Eggenberg 9

Weberhäusl, Nr. 21 Fischlham

Gasthaus Nr. 25, Fischlham, samt eingetragener Wirtsgerechtigkeit mit einer berechtigten Schießstatt

Gottlieb Fischer – Haus Nr. 1 in Zauset, samt damit verbundenen Fischereirechten

sowie etliche "ledige Grundstücke".

Bis 1938 wurden etliche Arrondierungstauschverträge abgeschlossen und einige Zukäufe getätigt. Mit Schenkungsurkunde vom 9.6.1938 geht der Besitz über an die Tochter

Angelika Hatschek

.

Mit zwangsweisem Tauschvertrag vom 20.12. 1943 geht der Besitz über an

Martin Bormann,

der als Strohmann für Adolf Hitler fungierte. Durch diesen Tauschvertrag wurde Schloß Bernau gegen Pulgarn vertauscht. Angelika Hatschek mußte dafür die Tauschaufgabe von 100 000 DM leisten. Gut Pulgarn gehörte vorher dem Stift St. Florian und wurde von den damaligen Machthabern enteignet. Nach Kriegsende wurde das Rückstellungsverfahren eingeleitet und am 16.12. 1947 durchgeführt. Die seinerzeitige Aufzahlung wurde rückerstattet.

Angelika Hatschek

wurde am 4.1.1924 geboren – sie hatte noch 2 Brüder, Fritz und Rupert- und heiratete am 13.5. 1950 Herrn Primarius Dr. Otto Putzer, Leiter des Krankenhauses in Vöcklabruck, über.

Obwohl der landwirtschaftliche Betrieb 1955/56 völlig modernisiert und umgestaltet wurde, wurde die Landwirtschaft bald verpachtet.

Angelika Hatschek übernahm die Patenstelle über die Volksschule Fischlham.

Sie starb am 19.12. 1975 nach einem mehr als ein Vierteljahrhundert dauernden schweren Leiden. Dadurch ging der Besitz an ihren Gatten,

Herrn Hofrat Dr. Otto Putzer über.

In der Folge verkaufte er den Besitz an die Familie Handlbauer.

 

Das Schloß Bernau

Die heutige Form des Gebäudes stammt nicht mehr aus der Gründungszeit, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts anzusetzen ist, sondern der Hauptsache nach aus dem Ende des 14. oder dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Im ersten Stock ist noch das frühgotische Kreuzgewölbe der ehemaligen Schloßkapelle erhalten.

Am 2.4.1609 brannte das Schloß ab. Von dieser Zeit stammt das heutige Aussehen., vielleicht stammt aus dieser Zeit auch die geschnitzte Holzdecke im Rittersaal. Der Saal selbst ist älteren Datums, denn er wurde unter dem Besitzer Wolf Christoph Jagenreutter um 1605 und 1607 von dem luthereischen Prädikanten zum Gottesdienste für die damals zahlreichen lutherischen Fischlhamer verwendet.

Ursprünglich waren mit dem Schloßgebäude folgende Baulichkeiten verbunden :Der Turm, das daran angebaute Gebäude (ehemals Bräuhaus, dann Käserei). Der rein landwirtschaftliche Teil wurde erst durch den Besitzer Wolfgang Tieffenthaller im 19. Jhdt . aufgeführt und 1955/56 durch die Besitzer Putzer – Hatschek modernisiert.

Bernau war immer ein Wasserschloß. Bis 1795 war der Verlauf des Flußbettes der Traun wesentlich näher am Schloß – gleich unterhalb der heutigen "Schloßmühlkurve"- aber bei einem Hochwasser in diesem Jahr suchte sich die Traun ein neues Bett, wodurch die vorher zu Lambach gehörige Ortschaft Zauset von Lambach abgeschnitten und in der Folge zu Fischlham eingepfarrt wurde.

In der Geschichte ist Bernau nie hervorgetreten, es wurde nie umkämpft oder belagert. Die Geschichten um unterirdische Gänge gehören in das Reich der Fabel.

Zur Zeit der Eyselsperg (1730- 1763) wird der zum Schloß gehörige Grundbesitz mit 71 Joch und 3 Quadratklafter ausgewiesen.

Um 1790 war Pernau noch in folgenden Orten Grundobrigkeit:

Losensteinleiten: Bernhard Oberhuber am Tödtengut zu Nickendorf

Unterwolfern: Math. Hundsberger am Hieselsailergütl

Maria Laa:Georg Hoiselbauer am Fuxschusterhaus

Hermannsdorf: Math. Sumer am Saxengütl

Hofkirchen:Wolf Bleimschein am Kölbleitnergut

Dambach:Johann Khünböck

Pieberbach: Wolf Krüllhurber

Kremsdorf:Joseph Knoll

Rapetswinkel: Joseph Knoll

Egendorf: Paul Brunner am Pauswickengut

Allhaming: Jos. Kühböck am Austauschlehnergut

Jos. Riezlmayr am Schusterhäusl

Sebast. Hörtenhuber am Sichlratnergut

Laimgruben .Sebast. Stockhamer am Maurergütl

Im Beichtregister von 1823 scheinen als im Schloß Bernau wohnend folgende Personen auf :

Wolfgang Tieffenthaler, Schlossbesitzer, Franziska, Ehefrau, Töchter Julie,Lebi,Amalia, Sohn Josef

Ferner:

Gärtner, Bräumeister und 3 Bräuhelfer, Müller, Kutscher, Mayr, Knecht, 2 Pferdeknecht, Binder und Gehilfe, 5 Knechte, Mühlbub, 5 Schafhüter, Köchin, Küchenmensch, Viehmensch, Viehmagd, Kindsmensch, Taglöhner, Bräuhelfer

 

Der Landgerichtsbezirk Pernau

wurde von Wolf Christoph Jagenreutter zu Pernau von Hans Joachim Aspan zu Wimsbach erkauft im Jahr 1612 und bis 1780 ausgeübt. Pernau hat allerdings die Gerichtsbarkeit nicht immer selbst ausgeübt, sondern auch gelegentlich an umliegende Landgerichte abgegeben. Die zum Gerichtsbezirk gehörenden Häuser und Ortschaften waren genau festgelegt, so gehörten auch Oberheischbach und neben dem Pfarrhof zu Steinerkirchen etliche Häuser der Ortschaft Steinerkirchen zum Landgerichtsbezirk Pernau. Der Landgerichtsbezirk Pernau hatte insgesamt 153 Häuser mit 887 Bewohnern. Von diesen waren aber nur 59 Häuser mit 323 Bewohnern der Gerichtsbarkeit von Pernau unterstellt, die anderen waren ihren zugehörigen Grundherrschaften zugewiesen.

Über zwei Prozesse aus der Jurisdictionsausübung des Landgerichtes Pernau liegen die Prozeßakten im Landesarchiv zu Linz.

Prozeß Catharina Dickhetmüllerin 1674

Interrogatoria

der Catharina Dickhetmüllerin über ihr in der Landgerichtsherrschaft Pernau begangenes Verbrechen.

Antworten

Fragen

Haiße Catharina Dickhetmüllnerin ja sey ledigs standts und Catholischer religion?

Wie Sye haiße, ob Sye nit ledigs standts, und Catholischer religion

2

2

22. Jahr

Wie alt Sye Seye?

3

3

2 ¾ Jahr hat Sye sich in Diensten die vorige Zeit über bey ihren Eltern zu Hauß under Lambach in heißl an der Hohleithen aufgehalten

Wo sye sich bis dato aufgehalten ?

4

4

Ja Sye habs woll gehört

Ob Sye nit vernomben, daß in ihrer Muotter Hauß ein todtes Khindt in garthen vergraben geweßen ?

5

5

Diß hat ihr Muotter gethan, sye habe es aber nit begehrt, auch nit darumben gebethen, die Muotter habe sye vorhero wie sye das Thodte Khindt in ihr des Mentschen aigen Pötten gefundten zwar gefragt, waß man damit thuen müßt, so hab sye gesagt sye waiß es nit

On Sye nit wiß, wehr solches gethann und ob es nit auf ihr aignes bitten beschehen?

6

6

Ja sey krankh gewest, habe zwar woll aufstehen: aber in die Khirchen nit gehen khünen

Ob sye nit selbiger Zeit khrank gelegen: auß dem Pöth nit aufstehen und in die Khirchen gehen khünen ?:

7

7

Ja! Ihr Muotter habs oft genug angered und gefragt, ob sye krankh seye, daß sey nit aufstehe, so hab sye geantwortet, es thue ihr alles sambt wehe, sye doch gleich woll wie obgehört aufgestanden

Ob nit ihr Muotter sye selber angeredt, was ihr sey, daß sie nit aufsteh?

8

8

Nachdem Sye am Sanbstag um halb mittag niederkomben und ihr Muotter daß todte Khind erst am Sunntag dar nach abents in ihrem Pött gefundten, so habe sye, ihr Muotter daßselbe sambt der nachgebuorth unwissent ihrer zwischen Beichtzeit in einen Khruog heineingethen, und in den Paumbgarten under ein haßlnuß staudten hinauß vergraben, welches sey ihr allererst am Monntag darauf vormittag gesagt und seye ihr schon recht gewesen

Ob nit hirauf ihr Muotter daß todte Khindt im Pöth gefunden? und dieselbe solches hernach in den Garten hinauß under ein haßlnußstaudten vergraben?

 

Das Gerichtsprotokoll besteht aus insgesamt 27 Fragen und Antworten. Der Inhalt ist zusammengefaßt folgender :

Die ledige Catharina Dicketmüllerin hat ihr eben geborenes Kind, einen Knaben, erwürgt Die

Leiche preßte sie in einen Krug und vergrub diese unter einer Haselnußstaude im Garten. Hunde haben diesen Krug ausgekratzt. Dies erfuhr der Pernauerische Hofamtmann und berichtete darüber im Schloß. Catharina und ihre Mutter wurden ins Gefängnis gesperrt und mehrmals vernommen. Dabei wurde auch die Folter angewandt ("Peinlich examiniert")

Nun wurde das Urteil festgelegt. Ein richterliches Gutachten, das im Original erhalten ist, bestätigt nochmals die Tatsachen der ehebrecherischen Unzucht - die allein der Frau zur Last gelegt wird, der beteiligte Mann wird nicht erwähnt - und den begangenen Kindsmord. Ferner werden die Arten der Strafen, die in verschiedenen "Rechten" niedergelegt sind, erörtert. Dies sind entweder das Pfählen, das Ertränken in Flüssen und Mooren, wobei der Täter- die Täterin- in einen ledernen Sack mit verschiedenen Tieren einzunähen ist, oder die Hinrichtung mit dem Schwert.

Am 12. März 1672 richtet Freiherr Veit Jakob Spindler von Hofegg an die Hochlöbliche Regierung ein Gnadengesuch. Er führt an :

Catharina sei ein Mensch von jungen Jahren, sie habe die Tat selbst einbekannt, bereue auch die Untat sehr, sie habe ihre Tat nicht aus Bosheit oder Feindschaft, sondern "aus zerrithen Verstand" getan Sie solle nun auf Grund der "Peinlichen Landtgerichtsordnung" und anderer Rechten vom Leben zum Tod "mit dem Sschwert" hingerichtet werden, weil sie ein schweres Gefängnis "in bandt und Eißen" nunmehr 2 Jahre ausgestanden, weil sie darüber "hart torquiert" (gefoltert) worden.

Über Erfolg oder Mißerfolg des Begnadigungsansuchens liegt leider nichts mehr vor, auch zum Ausgang des Prozesses fehlen weitere Akten.

Der Prozeß gegen Hans Georg Stix

Die Anzeige wurde am 16. 4. 1773 durch Mathias Zaunmayr, Stiefsohn der Gutsbesitzerin und Wittib Catharina Zaunmayerin in der Pfarre Kirchdorf bei der Herrschaftskanzlei Gschwandt gemacht. Sie beinhaltet:

Johann Georg Stix habe Getreide und Geld entwendet, ebenso eine Kuh, die dann später auf dem Wochenmarkt zu Wels "angefailt"wurde. Diese Diebstähle habe aber die Zaunmayerin dem Stix verziehen, doch er habe weiterhin gestohlen: 4 Metzen Korn und einige Hacken.Er habe auch den kleinen Buben "gestoßen und gewürget, daß er das Leben davon zu bringen genug zu thun gehabt." Stix wurde am 22.1. 1774 in Almegg verhaftet und gleich darauf verhört, am nächsten Tag wurde er an Bernau übergeben. Almegg berichtet dabei, daß in dem Häusl des Inquisiteurs nichts.Verdächtiges gefunden wurde außer einer "Kloibhacken"

Nun wurden von Pernau aus eine ganze Reihe von Berichten über Stix angefordert, von überall, wo er sich aufgehalten hatte, so vom Stadtrichter zu Wels, vom Hofrichter zu Kremsmünster, vom Pfleger zu Gschwandt, vom Bürgermeister zu Wels, vom Hofrichter zu Lambach, vom Pfleger zu Hall, vom Pfleger zu Freyling. Nach Einlangen aller Aussagen und Berichte wurde das erste landgerichtliche Examen vorgenommen. Es besteht aus 108 Fragen und ebensovielen Antworten. Obwohl Stix seine Diebereien zugibt, werden weiter Vernehmungen von Zeugen ausgeschrieben, die 40 Fragen und ebensoviele Antworten ergeben.

Recht interessant ist die Beschreibung des Täters in den Gerichtsakten :

"Dieser ist Nunmehro 25 Jahre alt, messet in der Länge 5.Schuech und 3 Zoll, hat graue Augen, LiechtbrauenHaar, detto Augen braun, und Barth, ist stark, Gesund, und etwas weißlichten Angesichts, seiner Größe nach wohlproportionierter Statur, nach seiner Eigenen Bekantnuß mit keinem unsichtbaren LeibesSchaden behaftet, außer in seinen Rechten Fueß ist ihm die Große Zehen dessen Vorgeben nach von einem Roß halbs abgetrettet, und weil hernach der Brand dazugekommen, würtlichen halbs weggehaillet worden, sonst ist er ein geduldiger, und wohlanständiger Mensch, hat seinen gutten Verstand, Tragt einen schwarz Lohernen, schon zimlich abgenuzten BauernRock, sonst stadt Knöpf mit Häfteln versehen, ein sehr abgetragenes Braun kartanenes Leibl mit Schwarz gebrant erdenen Knöpfeln, einen grünen wohlenen Hosentragern, einen sehr abgenuzt schwarz runden Hueth, schwarzen schlechten Flor um den hals, mitlmässig hohe Bundschuh mit Riemerl zugeschnirt, Blau Baumwollener Strümpf, und eine schwarze Lederne abgeflickte Hosen".

Der ganze Akt wird dem Gerichts-Advocaten bei der Landeshauptmannschaft in Österreich ob der Enns übergeben zur Kontrolle und um Bekanntgabe des "rechtlichen Bestrafungs-Gutachtens" gebeten am 30.6.1774. Der Delinquent ist in allen Punkten geständig, er schildert seine Diebstähle und Einbrüche bei der gerichtlichen Befragung sehr genau

Am 3. September 1774 ergeht das Urteil: "....daß Er Johann Georg Stix um seiner ausgeübt und soofft widerholt maistens auch übl qualifizierter Diebställen willen nur gar zu wohl verdienter Straff, anderen seines gleichen Dieben aber zum abschröcklichen Exempl und Beyspill zur gewöhnlichen Richtstatt geführet, und allda durch den Freymann mit dem Strang zum Todt hingerichtet werden solle; und dieses von Rechts wegen ..."

Gezeichnet Simon Rupert Aichinger , kk Land –und Baanrichter

Dieses Urteil erscheint uns Heutigen außerordentlich hart. Die Frau des Verurteilten Maria Stixin richtet ein Gnadengesuch an die kk Landeshauptmannschaft, das aber am 24.10. abgelehnt wurde. Schon wenige Tage später, am 30.10. 1774 wurde dem Scharfrichter (dem Freymann) aufgetragen, das Urteil hier in Pernau zu vollstrecken.

Wenige Jahre nach diesem Urteil und seiner Vollstreckung gab die Herrschaft Pernau das Landgericht auf, und verkaufte den Galgen und alle übrigen Requisiten. Die Gerichtsbarkeit im Landgerichtsbezirk Pernau wurde nicht immer vom Herrschaftinhaber ausgeübt, zeitweise übernimmt diese der Pfleger von Irnharting, der Pfleger von Steinhaus oder der von Wimsbach. So berichtet ein Schreiben des Schloßbesitzers Joseph von Anacker an das kk Kreisamt, daß er die Justizgeschäfte dem Justizbeamten Ignaz Gielge zu Wimsbach übergeben habe, "...da die wenigen Einkünfte nicht zureichen , und es auch nicht der Mühe lohnet, einen eigenen geprüften Justiziär zu halten ."

Über anfallende Kosten gibt das folgende Schriftstück Auskunft:

Reiseparticulare

über die Tatbestands Erhebung in Betref des zu Haitzing Pfarre Fischlham, Kommissariat Steinhaus im Landgerichtsbezirk Pernau an der Traun im Hause Nr.7 des Josef Hundstorfer in Pühret am am 24. ds. Mts. erfolgten Einbruch

Die Entfernung von Wels nach Haitzing beträgt zwei eine halbe Meile. (Erscheint gering gerechnet!)

Rittgeld für 2 Pferde a 30 kr zu Pferd und Meile 2 fl 30 kr

Postillions Trinkgeld 50 kr

Schmiergeld 8 kr

Insignengebühr 37 ½ kr

Wagenmeistergebühr 4 kr

die nämliche Gebühr zurück 4 fl 5 2/4 kr

Diäten für den Kriminalrichter 3 fl 12 kr

Diäten für den Kanzellist 1 fl 36

Summa 13 fl 3 kr

Wels, am 27. April 1849 Josef Obermüllner

Ein anderes Urteil des Landgerichts Pernau vom 11.4.1774 teilt uns zwar nicht mit, was der Delinquent Wolfgang Aicher angestellt hat, wohl aber daß er nach ausgestandenem Arrest noch 8 Tage zu einer Arbeit in Eisen angehalten und hernach auf freien Fuß gestellt werden solle.

Das Urteil gegen Michael Schuller wegen Betrugs lautete (28.2. 1814):" Der Inquisit hat durch 3 aufeinanderfolgende Tage jedesmal 1 Stunde lang auf eine Schandbühne, mit einer vor der Brust hangenden tafel mit der Aufschrift "Wegen Betrug durch einen gerichtlich angebotenen falschen Eid begleitet, auf fünf Jahre zum schweren Kerker verurtheilt" öffentlich ausgestellt zu werden".

Im Landgericht trafen des öfteren Steckbriefe gesuchter Personen ein. So einer kam am 1.7. 1776: Gesucht wurde Theresia Ergmayrin, vulgo Ostl. Sie sei "samt dem Eysn" entwichen.

Oder folgender:

Beschreibung über nachstehende Weibsperson, welche der Gemeine Johann Pauscher von Oberst Compe außer Land führen wollen.

Der Name ist unbekannt. Solche ist von mittlerer Statur, ohngefehr 24 Jahr alt, volkommen Angesicht, und hat sehr dicke Brüste, tragt ein braunes Leibl, einen braunen roth ausgeschlagenen kartonen Rock, einen grünen Hut mit rothem Band, schwarz lederne Schuh, ein weis und ein kartonenes Fürtuch, dann hat selbe eine Pelzhaube , ein Rothsack, nebst einen grünseidenen Beutel mit ungefähr 60 fl, tragt ein Schachtel mit gemachten Blumen zum Verkauf mit sich, und giebt sich für eine Salzburgerin aus, redet sehr viel und sehr bescheiden. Solche hat obbenannten Gemeinen versichert, daß sie schon mehrere Soldaten entführet, und ihr Bruder der ohngefähr 7 Stunden weit von Lambach ion einem Wald wohnete, hatte noch jedesmal die mit ihr dahingekommenen Deserteurs mit anderen Kleidern versehen.

Wels den 23 ten August 1785 Schindler, Oberst

Weiters:

Gesucht wird ein gewisser "Math Haager, Gemeiner in einer Pionier-Comp, der während dem Marsch nach den Niederlanden desertiert ist. "es wird angefragt, ob dieser haager unter pernauerscher Jurisdiktion stehe ( 30.3. 1791)

Der Landgerichtsbezirk wurde von einem "Diener" abgegangen und erhielt für die wöchentliche Durchstreifung des Landgerichtsbezirkes je Woche 10 s. Gelegentlich wurde auch ein " Generalstraiff" anbefohlen, da war die Entlohnung höher. Der Diener von Pernau scheint sich aber die Sache nicht allzu schwer gemacht zu haben, denn während eines Einbruches im Schloß hörte er nichts, da er seinen Rausch, den er sich bei der "Straiff" geholt hatte, ausschlafen mußte.

Eine interessante Eintragung in den Pernauer Gerichtsakten besagt am 23.7.1789 daß das Kreisamt die ausständigen halbjährlichen Verzeichnisse über die zum Schiffszug geeigneten Sträflinge binnen 5 Tagen verlangt. Das Landgericht Pernau berichtet aber am 28.7.1789 "daß sie mit einem zum Schiffszug geeigneten Sträfling nicht versehen seyn".

Und beim anbefohlenen Landstreif am 28, und 29. 4. 1789 wurde niemand Verdächtiger angetroffen.

Die Schlosskapelle

Seit wann diese Kapelle bestand, ist nicht nachzuweisen. Jedenfalls dürfte sie vor der 2. Hälfte des 15.Jhdts erbaut worden sein.

Im Stiftsarchiv von Kremsmünster findet sich ein Ablaßbrief vom 25.1.1486, in dem Kardinal Roderich samt vier weiteren Kardinälen einen Ablaß von von 100 Tagen allen jenen verleiht, die an den Festen Epiphanie, Ostern, Mariä Himmelfahrt und am Kirchweihtage nach Empfang der heiligen Sakramente die Kapelle im Schloß Pernau mit dem Altar Allerseelen besuchen und auch zur Hebung und Ausstattung dieser Kapelle, zu der Joannes Oberhaimer, dermaliger Besitzer des Schlosses , eine besondere Verehrung hegt und auf dessen Ansuchen dieser Ablaß verliehen wurde, hilfreich die Hand bieten.( d.h.spenden).

Es soll hier in Erinnerung gerufen werden, daß der eigentliche Besitzer von Pernau der Wahrmund Oberhaimer war, der mit besagtem Joannes Oberhaim, seinem Bruder, der auf der Burg Falkenstein an der Donau saß, räuberische Überfälle auf die auf der Donau fahrenden Kaufmannsschiffe unternahm. Es ist aktenkundig, daß sich Joannes (Hans) Oberhaim dafür einige Bauern zu Pernau kaufte, wahrscheinlich wird er deshalb als Besitzer von Pernau genannt .Das Dasein als Raubritter ließ sich also ganz gut mit der besonderen Verehrung der Schloßkapelle vereinen.

Diese Kapelle muß also geweiht gewesen sein, weil der Kirchweihtag gehalten wurde.

!569 wurde die Schloßkapelle durch Siegmund Jagenreutter restauriert. Diese Jahreszahl und der Namen der Schloßbesitzerfamilie wurde bei einer späteren Renovierung 1732 durch die Eyselsperg von den ausführenden Handwerkern bezeugt, auch daß sich an die Wand gemalte Bilder aus dem Alten und Neuen Testament darin befanden, der Altar hätte die 14 Nothelfer sowie die Jungfrau Maria und andere Heilige dargestellt.

Um 1730 wurde das Recht der Meßfeier in der Kapelle als "den pfarrlichen Rechten abträglich" bestritten, darüber entwickelte sich ein Streit, aber aus den vorhandenen Schriftstücken ist nicht eindeutig zu erkennen, ob es um das Recht der Meßfeier ging oder darum, ob die Kapelle konsekriert war. Tatsaächlich aber wurde in der Kapelle recht oft die Messe gelesen. Wann die Kapelle aufgelassen wurde, ist unbekannt. Als W. Tieffenthaller das Schloß kaufte, bestand die Kapelle nicht mehr

 

Die Schule in Fischlham

 

Wann genau in Fischlham mit einem Unterricht begonnen wurde, läßt sich nicht mehr feststellen. Aber 1590 wird schon ein "Schulmeister zu Vischlham" erwähnt. Es ist aber kaum etwas über ihn bekannt, auch läßt sich nicht mehr feststellen, ob er tatsächlich Unterricht gehalten hat. Im Visitationsbericht von 1598 ist erwähnt, daß die Pfarre keinen Schulmeister habe. Erst 1619 wird ein "krumper Schulmeister" erwähnt. Konkreteres nennt die Kirchenrechnung von 1677, welche festhält, daß der Schulmeister für seine Mühewaltung ein jährliches Deputat von 1fl 4s erhält "auf Widerruf".

In den Matriken wird der Lehrer in dieser Zeit meist "Mesner" genannt, weil er bis 1869 den Mesnerdienst mit besorgen mußte und aus diesem Dienst sein Haupteinkommen bezog. Erst später wurde er als "Schulmeister" tituliert. Ab 1868 wurde durch die neuen Schulgesetze die Trennung von Schule und Kirche durchgeführt. Den Lehrern wurde die Besorgung des Mesnerdienstes untersagt, aber die Beibehaltung des Organistendienstes gestattet. Die Aufschreibung der Messen und die Führung der Verkündbücher fiel nun dem Pfarrer selbst zu.

Bis 1785 wohnte der Lehrer, bzw.Mesner im Hause Fischlham NR. 4, dem "Pfarrhof". Dieses Haus war niedrig, es hatte ursprünglich nur das Erdgeschoß. 1733 wurde es um ein Stockwerk erhöht. Es diente als Lehrerwohnhaus und Schulgebäude. 1785 änderte sich alles. Die Pfarrer, die bis dahin die meiste Zeit in Steinerkirchen gewohnt hatten, hatten laut Regierungsverordnung vom 12.10. 1784 den Auftrag, sich am Ort ihres Wirkens auch häuslich niederzulassen. Dies ging aber nicht ohne Schwierigkeiten von sich:

Der von Kremsmünster bestimmte Professor P. Leo Peternader begab sich äußerst widerwillig in seine Pfarre Fischlham, fand hier aber keine Unterkunft, denn der alte Pfarrhof war nicht vorbereitet ebenso wenig wie das Schulhaus, das ja noch der Schulmeister bewohnte, somit hatte er Grund genug, wieder nach Steinerkirchen zu ziehen. Es kam deswegen zu einem ernsten Zerwürfnis mit den Fischlhamern, bei dem der Pfarrer in der Hitze des Gefechtes einige Fischlhamer verfluchte und vermaledeite. Die Fischlhamer richteten ein Kreishauptmann J,E. v. Sonnenstein.

Der Abt bekam hierauf eine Aufforderung, für einen Seelsorger in Fischlham eine Wohnung Gesuch an den Abt von Kremsmünster und eine Beschwerdeschrift an den bereitzustellen.

Als aber der neue Pfarrer P. Kajetan nach Fischlham kam, war der alte Pfarrhof noch immer nicht vorbereitet und das Schulhaus nicht geräumt. Letzterer Umstand führte zu einer erbitterten Fehde zwischen Pfarrer und Schulmeister. Vom Abt bekam aber P. Kajetan, der hitzigen Gemütes gewesen sein muß, einen Verweis, er möge seine Leidenschaften im Zaume halten und lernen sich selber zu überwinden. Aber erst nach vielen bösen Worten von beiden Seiten räumte der Schullehrer das Haus und erhielt einen anderen Posten, der Pfarrer zog in das ehemalige Schulhaus, welches nun der "neue Pfarrhof" war. Der neue Schullehrer erhielt eine Wohnung im sogenannten "neuen Mesnerhaus", das ursprünglich Wohnung des Totengräbers gewesen war (Fi. Nr 5). Dieses Haus blieb Lehrerwohnung bis 1908.

Für den Unterricht wurde die heutige "alte Schule" errichtet an der Stelle, an welcher P. Graser 1774 eine Zeugstätte mit einem Keller darunter erbaut hatte. Infolge Neubauten, welche die Gemeinde an diesem Lehrzi.mmer auf ihre Kosten hatte vornehmen lassen, ging das Eigentum desselben 1870 an die Schulgemeinde Fischlham über; die Bauarea, sowie der Keller darunter und die anstoßende Hütte (in welcher sich ein Verkaufsstand des Bäckers befand) -vor Jahren abgetragen- blieben immer im Eigentum der Kirche.

Die Schulchronik berichtet, daß am 15. Juli 1783 zum ersten Mal in dieser "alten Schule" unterrichtet wurde. Der Schulunterricht bestand vor 187o aus der 6-jährigen Wochenschule und der 3-jährigen Sonntagsschule, d.h. an einem Sonntag hatten die Knaben, am nächsten die Mädchen Unterricht. Die Wochenschule war immer halbtägig, dies ergab sich unter anderem daraus, daß vormittags andere Jahrgänge unterrichtet wurden als nachmittags.

Ab dem Jahre 1870 – nach Inkrafttreten des berühmten Reichsvolksschulgesetzes – begann die achtjährige Schulpfllicht, die Kinder mußten vom vollendeten 6. bis zum vollendeten 14. Jahr die Schule besuchen. Aber bald gab es verschiedene Erleichterungen. So mußten die Schüler des 7. und 8. Jahrganges den Unterricht nur an einem Halbtag der Woche für 3 Stunden, an Sonntagen 2 Stunden, einschließlich der Christenlehre, besuchen. Der Handarbeitsunterricht für Mädchen wurde am 1.10. 1883 eingeführt. Die erste Handarbeitslehrerin war Frau Theresia Mortl, die Ehefrau des damaligen Schulmeisters.

Für den Turnunterricht (nur für Knaben!) mietete die Gemeinde von der Pfarrkirche den Kirchenplatz um jährlich 17 kr.

Die Schulaufsicht wurde bis 1870 in erster Instanz vom Ortspfarrer ausgeübt, in der 2. Instanz vom Dechant und in 3. Instanz vom bischöflichen Ordinariat. Ab 1870 ging die gesamte Schulaufsicht in staatliche Hände über, die oberste Schulbehörde im Land war der Landesschulrat, die nächste der Bezirksschulrat und bis nach dem 2. Weltkrieg gab es auch noch Ortsschulräte, die dann abgeschafft wurden.

Die Schule in Fischlham war lange Zeit einklassig. Die zweite Klasse wurde erst am 20.11.1930 eröffnet, sie befand sich im "alten Schulhaus" am Kirchenplatz und wurde mit Lehrmitteln aus der 1908 erbauten Schule eingerichtet. Dafür erhielt diese neue Tafeln. Im Schulgebäude Fischlham Nr. 46 befand sich bis 1937 nur eine Klasse und die Leiterwohnung. In diesem Jahre wurde mit dem Ausbau des Gebäudes begonnen, das aber bis 1955 im Rohbau stehen blieb. Dann bekam die Schule Fließwasser, die Klassen erhielten eine Elektroheizung und ein Teil der ehemaligen Leiterwohnung wurde zur Schulwartwohnung umfunktioniert.

Die heutige moderne Schule stammt aus den Jahren 1966 bis 1970. Wenn man die reichliche und technisch hochstehende Ausstattung der heutigen Schulen betrachtet, ist es ganz interessant, das ärmliche Inventar aus einem Verzeichnis vom Jahre 1825 damit zu vergleichen

Fundus instructus des Lehrzimmers:

a ) ein Crucifix Bild von Wachsleinwand und Rahmen

b ) Die Schulgesetze in einer Glasrahme

c ) eine große und eine kleine wachsleinwandene Tafel, dann eine große hölzerne Tafel

d ) ein Pult für den Schullehrer zum Schreiben worin auch die Schulbücher für die armen

Kinder aufbewahrt werden, nebst einem Lehnstuhl

e ) Tintengefäße für die Kinder in den Schulbänken

f ) 8 Stück Evangelien

12 Stück zweite Theile desLesebuches

8 Stück erste Theile des Lesebuches

12 Stück Nahmenbücher

16 Stück kleine Katechismen

g ) In der Wohnung des Lehrers ist kein Fundus instruktus vorhanden

h ) eine Holzlage

Außerdem :

Vorhandene zum Schuldienste gehörige Schriften:

Die Pfarrbeschreibungsbücher von den laufenden Jahren 1822 zurück

Die Getreidesammlungsbücher von den Jahren 1796 zurück

Die Fleißverzeichnisse der Wochen- und Sonntagsschüler von den Jahren 1821 zurück

Ein Schulverordnungsprotokoll vom Jahre 1805

Ein Schulextrakt der schulbesuchenden Kinder von den Jahren 1790

Ein Kirchenstuhlregister

Ein großer Teil der in der Schule verwendeten Lehrmittel wurde vom oö.Volksbildungsverein gespendet. Die Gemeinde scheint finanziell nicht sehr leistungsfähig gewesen zu sein. Aber auch die Schloßbesitzersgattin, Frau Katharina Tieffenthaller, spendete Lehrmittel, so z. B. eine Wandkarte von Österreich-Ungarn am 27.11. 1887, aber auch für Armenbücher spendete sie jedes Jahr, ebenso Wolle für den Handarbeitsunterricht.

Eine nette Eintragung in der Schulchronik findet sich am 1.2. 1894: Zwei Schultafeln wurden beidseitig mit "Schieferschlämmung" von der Firma Wiedmann aus München angestrichen. Aber nach 4 Monaten war der ganze Anstrich wieder versschwunden.

Die Tradition der Bescherung armer Schulkinder und Unterstützung der Schule mit Lehrmitteln wurde auch von den neuen Schloßbesitzern Julius und Berta Theuer fortgeführt.

Einkünfte und Rechte des Schulmeisters um 1825

Unter die Rechte gehörten :

  1. Die Getreidesammlung von 16 Metzen 13 Maßl Korn und 2 Metzen 2 Maßl Weitzen

  2. Die jährliche Eyersammlung, welche laut Sammlungsbüchl in 3oo Eyern besteht, von welchen jedoch 60 Stück in den Pfarrhof Steinerkirchen jährlich müssen geliefert werden.

  3. Der Opferflachs vom St. Florianitag, welcher aber imBeysein der 2 Kirchenpröbste im Pfarrhof abgewogen wird, und wofür der Jungfer Köchin 2 Biegel abgereicht werden. Der Schullehrer aber jedes Pfundt mit 7 kr S.Sch. für die Kirche abzulösen hat.

  4. Das sogenannte Schmidlandl nebst der Graserey um dasselbe herum, samt dem kleinen eingeplankerten Küchengärtlein.

Ferner Einkünfte :

e) Schulgeld 106.- fl

f) Stollgebühren 16.- fl

g) Meßnersalarium für die Kirche zu Fischlheim und St. Georgen 59.- fl18 ½ kr

h) für die 4 Bittgänge a 30 kr 2.- fl

für das Kranzbinden am Fronleichnamstag 45 kr

für Meßnerverrichtungen an diesem Tage 45kr

Am St. Peterstag für die Musik und Messverrichtung 30 kr

Am Kirchweihfeste ebenfalls 30 kr

Beichtgeld für die Führung des Communicanten-Protokolls

von der Gemeinde 12 fl 15 kr

j) Schreibgebühr für die verkündeten Messen und Bitten das

Jahr hindurch ganz mit Ausnahme der Hälfte Bitten die am

ersten und zweiten im November abgelesen werden wovon

die zweite Hälfte der Hochwürdige Herr Pfarrer bezieht 12fl 12 kr

k) eine kleine Geldsammlung von einigen Söldnern und

Häuslern, welche in dem pfarrlichen Stuhlregister enthalten ist 2 fl 25 kr

l) für das Abschreiben des Pfarrbuches für den Hochwürden

Herrn Pfarrer von ebendemselben 2 fl

Summe 215 fl 55 ½ kr

Dagegen sind die Einkünfte des Pfarrers zur selben Zeit (ab 1810) geradezu als fürstlich zu bezeichnen. Er erhielt:

jährliches Intertenement vom 740 .- fl

jährliche Rente vom Pfarrhof Steinerkirchen 400.- fl

jährl. Deputat vom Pfarrgotteshaus 20 – fl

außerdem 12 Klafter weiche Scheiter, wofür er pro Klafter 2 fl zu zahlen hatte,

12 Eimer Wein, per Eimer 20 fl

und unentgeltlich 5 Metzen Weizen

18 Metzen Korn

4 Metzen Gerste

12 Metzen Hafer

sodaß sein Einkommen nach den damaligen Preisen 2091 fl betrug.

Nach Aufhebung von Zehent und Robot fielen allerdings für Stift und Pfarrhof die Hälfte der Einkünfte weg.

Interessant ist auch die Entwicklung der Schülerzahlen:

Jahr Schülerzahl

1755 83 1 klassig

  1. 101

  1. 123

  1. 134

  1. 135

  1. 81

1930 109 2 klassig

  1. 117

1947 150 (ab 1948) 3 klassig

1964 123 4 klassig

1968 133 5 klassig

  1. 138

1972 96 4 klassig Abgang in die

Hauptschule

  1. 78

  2. 58

  1. 44

 

 

Unsichere Zeiten

Interessante Eintragungen in den Pfarrmatriken

 

Daß die gute alte Zeit nicht besser war als spätere, zeigen manche Eintragungen in den Kirchenmatriken.

So wird häufig von Einbrüchen in die Kirche berichtet, so 1617, die Räuber erbrachen alle Kirchenkästen, raubten etliche Kelchtüchel und die Patene vom kleineren Kelch, bei einem Einbruch in die Sakristei 1640 entstand ein Schaden von 21 fl 1ß 18d, 1651. Diesmal berichtet Pfarrer Siegmund Mayr ziemlich ausführlich:

"In der Nacht zum 1, April haben böse Leut in der Pfarrkirche allhier bei dem Chorfenster neben dem Hochaltar , wenn man hineingeht auf der rechten Hand, das unterste Fensterteil eingebrochen, dabei heraußen und innen zwei Schwärtling angelehnt und im Hineinziehen der Schwärtling vielleicht den Vorhang damit bewegt und das Kruzifixbild, so auf dem Tabernakel steht, heruntergestoßen, daß der Kreuzstamm zerbrochen mitten auf dem Altar liegend gefunden worden. Auch ein Kerz von dem letzten Leuchter hinweggenommen, welches sie gebraucht und angezündet, damit sie sehen können. Von dannen auf die linke Seite des Hochaltares, drei Wachsstöcke, so wegen der bösen Krankheit geopfert, weggestohlen, hernach den Stock in der Kirche bei dem Läutturm die zwei Schlösser mit großer Macht und Gewalt hinweggenommen, zerbrochen, das kupferne Geschirrl samt dem Geld herausgenommen und das Geschirrl außer dem Freithoftor in einem Winkel stehend gefunden, auch die Kirchentür eröffnet und nach innen offen gelassen, wie dann die Kirche offen gefunden worden , als man zu morgens früh zum Gebetläuten gangen. Weiters ist nichts vermerkt oder geraubt worden."

Weitere Einbrüche waren: 1660, 1711 – diesmal wurden 100 fl Kirchengeld aus der Sakristei gestohlen, 1718 44 fl Kirchengeld und ein silberner Kelch, der aber wieder zurückkam.

Bei einem Einbruch 1722 kamen abhanden 29 fl2ß , 1731 erfolgte ein Einbruch in die Filialkirche St. Georgen, dabei wurden die Opferstöcke erbrochen und ausgeraubt. 1750 wurde das kostbarste Gerät der Pfarrkirche, eine silberne Monstranz gestohlen. 1863 und 1864 Einbrüche in folgenden Häusern verzeichnet: Schneiderbauer iKrämerSchickmayr in Forstberg, Silberbauer, Schloß Bernau, beim Wirt und beim Krämer zweimal.

Aber auch von Naturkatastrophen berichtet die Pfarrmatrik, die nicht nur wie sonst üblich Geburts- und Sterbefälle registrierte, sondern auch bemerkenswerte Ereignisse festhielt.

Durch die vielfach noch in Holz und Stroh ausgeführte Bauweise kam es häufig zu Bränden, der ausgedehnteste dürfte der von 1609 gewesen sein. Das Feuer brach im Schloß aus und ergriff Wirt, Fleischhauer, Bäcker, vermutlich auch Schmied sowie die beiden zur Pfarrkirche gehörigen Mesnerhäuser.

In der Folge gibt es nur spärliche Aufzeichnungen über Brände, aber im 19. Jahrhundert nahm sich ein Chronist die Mühe, ausführlicher darüber zu berichten.

So sind vermerkt :

- am 7.5.1883 brannte das Peterngütl in Seetal (Nr 11) aus unbekannter Ursache, Vieh mit Ausnahme der Schweine gerettet,

- am 7.8.1885 wurde das Amerlhäusl (Ornharting 1) durch Blitzschlag ein Raub der Flammen

- am 28.4.1886 brannte das Weberhäusl am Bühel (Fischlham 13) durch Blitzschlag beim ersten Gewitter des Jahres,

- am 31,5,1886 brannte ebenfalls durch Blitzschlag das Bäckerhaus in Fischlham(Nr. 27), alles Vieh mit Ausnahme des Pferdes ging zugrunde,

- am 29.10. 1886 wurde die Sandsölde (Fischlham 11) eingeäschert. Brandstifter war ein 11jähriger Schulbub, der in diesem Hause wohnte und brennende Zündhölzer auf das tief herabhängende Strohdach warf,

- am 29.10. 1887 brannten in Ornharting das Stöttingergut (Nr.5), das Jungbauerngut (Nr.3),und das Rauschergut (Nr.2) ab. Das Vieh wurde überall gerettet. Als Urheber dieses Brandes bezeichnete das Volksmund des Besitzer des Stöttingergutes, Andreas Übleis, der auch eingezogen, aber wegen Mangels an Beweisen von den Geschworenen "nicht schuldig" gesprochen wurde.

- am 19.1. 1893 , 5 Uhr früh brannte das Grashagengut in Ornharting (Nr.9) aus unbekannter Ursache ab, dabei gingen 2 Kühe und 2 Pferde zugrunde, auch viel Geld in Silber und Papier, das die alten, ledigen gebrechlichen Besitzer, Geschwister Sebastian und Anna Maria Littringer da und dort im Hause versteckt hatte, es zerschmolz und verbrannte. Die Besitzer selbst waren auch in großer Gefahr, sie mußten durch ein Fenster herausgezogen werden.

- am 26. Juli1893 brannte das Großstaudingergut (Forstberg 5) infolge Blitzschlag um 10 Uhr abends ab, Pferde und Schweine wurden gerettet, aber das Hornvieh ging zugrunde, da der Blitz in den Kuhstall gefahren war.

- am 21. 5. 1894 um halb zehn Uhr vormittags brannten das Gieringergut (Seebach 3) und das Hansbauerngut (Seebach 4) aus unbekannter Ursache ab, das Vieh wurde größtenteils gerettet

- am 8.9. 1895 halb 2 Uhr nachmittags brach im Schaubauerngut (Seebach 5) ein Feuer aus, gerade vor Beginn der Nachmittagsandacht zum Erntedankfest, als sich die Besitzer auf dem Wege zur Kirche befanden. Das Feuer war durch einen beim Bauern bediensteten 15-jährigen Burschen gelegt worden. Da nur eine Tochter im Hause war, wurde nur das Hornvieh mit knapper Not ausgebracht, Pferde und Schweine blieben im Feuer.

Welche wirtschaftlichen und menschlichen Probleme all diese Brände für die Betroffenen mit sich brachten, läßt sich aus den trockenen Berichten nur erahnen, da die wenigsten Besitzer über eine ausreichende Versicherung verfügten.

Aber auch von Wasserschäden berichtet die Pfarrmatrik.

So wird aus dem Jahr 1709 berichtet:"...hat ein solch undenkliches Wasser die halbe Schutzwehr nächst der Kirche eingerissen und bis über 2 Klafter in der Höhe und in der Mitte heraus zu Boden geworfen, also daß die großen Quaderstück teils verschüttet, teils 15 – 20 Schritt weit weggeschwemmt. Hat es ober und unter dieser Schutzmauer oben bis 4 Klafter, unten bis 6 Klafter lang in die Freithofmauer hineingebrochen, daß die Totenbeiner wirklich hervorschienen. Der Fahrtweg ist ganz verschüttet, dem Bach muß ein neues Rinnsal gegraben werden, damit die Leut arbeiten können. Die Gstöttn vom Graberhäusl bis zur Kirche, so eingefallen, muß durch Fachwerk versichert werden, die Stege neu hergestellt werden, ebenso die Zufuhr zum Mesnerhaus."

Aber schon am 31.7.1711 ereignete sich der zweite große Hochwasserschaden, bei welchem die Friedhofmauer in der Länge von 36 Klafter teils ganz eingerissen, teils schwer beschädigt wurde, ja selbst zwei Gräber wurden ganz weggerissen.. In der Folge wird immer wieder von Hochwasserschäden berichtet, so auch von Alm und Traun, so 1797 – damals suchte sich die Traun ein neues Bett- 1864, 1909.

Wie sahen unter diesen unsicheren Verhältnissen die Verkehrsmöglichkeiten aus ?

Erst um 1860 wurde die Hafeldbrücke erbaut.

Noch zu Beginn des 19.Jhdts bestand zwischen Fischlham und Lambach kene direkte Verbindung. Das Hafeld war von Nebenläufen von Alm und Traun durchzogen. Wie erwähnt, nahm nach einer Überschwemmung 1797 die Traun einen anderen Verlauf, wodurch Zauset zu Fischlham kam.

Wollte man früher nach Lambach, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder mit dem Überführer über die Alm, etwa dort wo sich heute der Almsteg befindet, oder über den Fußgehersteg bei der Stegmühle unterhalb vom Schloß Almegg. Für Fuhrwerke kam nur der Weg über Almegg und Stegmühle in Betracht. Es gab dort zwar. keine Brücke, aber eine Furt, d.h. ein flache Stelle. über welche man ans andere Ufer fahren konnte.

Nach 1797 dürfte die alte Zausetstraße zur Traun verlängert worden sein. Jedenfalls bestand bis 1820 eine Überfuhr über die Traun an der Stelle, an welcher sich jetzt die Brücke befindet.

Um 1860 erbaute der damalige Besitzer der Hafeldmühle, Josef Jäger, eine stabile Brücke aus Holz. Er erbaute auch das Mauthaus jenseits der Brücke und hob Maut ein.

1882 kaufte der Landesausschuß Linz die Brücke.

Diese bestand bis 1960. In diesem Jahr wurde die alte Holzbrücke durch die neue jetzige ersetzt.

Von Hagel und Mißernten blieb die Bevölkerung nicht verschont, auch metereologische Absonderlichkeiten sind dokumentiert: Am 29. April 1817 lagen noch Eis und Schnee, im Jahr 1845 herrschte im Mai noch so große Kälte, daß die Erde noch einen Schuh tief gefroren war.

Merkwürdigerweise blieb Fischlham weitgehend von Seuchen verschont. Zur Zeit des Pfarrers P.Plazidus Hall (1826 – 1833) erreichte eine Choleraepidemie zum ersten Male Österreich, Betstunden und Bittgänge wurden angeordnet. In Oberösterreich starben aber nur wenige Menschen an der Seuche. Schon 1713 mußten sämtliche Voksversammlungen, Prozessionen und Wallfahrten abgesagt werden, da die Pest das Land bedrohte.. In Steinerkirchen starben von August bis September 57 Personen, aber die Fischlhamer Matriken melden keinen einzigen Pestfall. Auch die Ruhr, die 1607 in Eberstalzell 37 Todesopfer forderte,, ergriff in Fischlham nur 2 Personen. 1859 allerdings raffte die Ruhr in Hafeld 10 Personen hinweg, im übrigen Gemeindegebiet starben insgesamt ebenfalls 10 Personen. Vermutlich trug die schlechte Trinkwasserqualität daran Schuld.

Eine kulturhistorisch interessante Eintragung in die Matrik betrifft eine "Dienerhochzeit". Am 27.2.1651 ist ein "Diener"- gemeint ist ein Gerichtsdiener- zu Pernau mit der Tochter eines "Dieners" zu Offenhausen getraut worden. Bei den Eltern beider Brautleute fehlt das Prädikat "ehrbar", welches zu jener Zeit den ärmsten und geringsten Eltern der ärmsten und geringsten Brautleute gegeben wurde. Auch scheinen sonst in dieser Zeit immer 3 Trauzeugen auf, bei dieser Trauung nur einer und das war der "Abdecker von Wimsbach".

Bis tief ins 18. Jahrhundert hinein wurden Gerichtsdiener, Wasenmeister und Henker für ehrlos gehalten und waren aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Eine andere interessante Eintragung liefert die Taufmatrik von 1762 :

"Am 12. November wurde ein Kind unbekannter Eltern getauft, welches bei der St. Johannis-Kapelle nächst dem Schlosse Pernau gefunden worden war durch die Dienstleute des Schlosses. Weil es bei dieser Kapelle gefunden wurde, nannte man es bei der Taufe Joannes Nepomuk und mit dem Zunamen "Kapeller"."

 

Das Revolutionsjahr 1848

 

fand zunächst nur wenig Echo in der Pfarrchronik. Am bemerkenswertesten ist eine Klage über den Reichstag in Wien, weil er den Zehent aufgehoben hatte.

In den Märztagen 1848 revoltierten die Studenten in Wien, die Abdankung des Staatskanzlers Metternich wurde erzwungen, ebenso eine neue Verfassung für die westlichen österreichischen Länder. Der Aufstand wurde vom Militär niedergeschlagen. Auf diese Ereignisse bezieht sich eine Eintragung im Verkündbuch von 1848, welche besagt, daß am 25. März auf Befehl des Bischofs von Linz "wegen überstandener Gefahr und eingetretener Ruhe" um 2 Uhr nachmittags nach dem Gottesdienste eine Danksagung mit Te Deum abgehalten wurde.

Die von Kaiser Ferdinand in den Märztagen erlassene Verfassung wurde widerrufen und dafür eine neue konstituierende Volksversammlung bewilligt. Dieser Reichstag hob sämtliche Untertänigkeitsverhältnisse auf, ebenso Dienst, Robot und Zehent. Endlich waren die Bauern frei, aus Untertanen waren Staatsbürger geworden. Kaiser Ferdinand dankte ab und sein 18-jähriger Neffe Franz Josef bestieg den Thron.

Als gravierendste Neuerung für Fischlham fand 1850 die erste Wahl einer Gemeindevertretung und eines Bürgermeisters statt.. Dies war eine sehr feierliche Angelegenheit. Die Wahl fand unter dem Vorsitz des Amtsverwesers der Bezirkshauptmannschaft Wels statt. Gewählt wurden 12 Gemeindeausschüsse, die mit Ausnahme des Pfarrers sämtliche Bauern waren. Bei der von den Ausschüssen vorgenommenen Vorstandswahl wurden gewählt :

zum Bürgermeister : Josef Fischer, Großlaher

zum ersten Gemeinderat Peter Littringer, Lex

zum zweiten Gemeinderat: Josef Hochleithner, Schickmayr.

Nach der Wahl begab sich der Ausschuß mit dem neugewählten Bürgermeister und einem großen Teil der Pfarrgemeinde zur Kirche. Beim Portal wurde der Zug vom Pfarrer empfangen und zum Hochaltar geleitet. Dort nahm der Amtsleiter dem Bürgermeister und den zwei Gemeinderäten den Eid ab.Umrahmt wurde das Ganze von feierlichen Böllerschüssen.:

 

Die neue Zeit

 

hielt auch auf anderen Gebieten ihren Einzug.

1868 fand die Trennung von Kirche und Staat statt: Die Schulaufsicht ging in weltliche Hände über, der Dechant wurde als Schulaufseher abgesetzt, seine Funktion übernahm der Bezirksschulinspektor, den Lehrern wurde die Besorgung des Mesnerdienstes untersagt, der Organistendienst blieb weiterhin gestattet. Die Katecheten erhielten einen Platz im Ortsschulrat, durften aber nur in Sachen des Religionsunterrichtes mitstimmen. Deswegen verbot der Bischof dem Klerus den Eintritt in den Ortsschulrat.

Der Fischlhamer Lehrer Franz Bautraxler kündigte den Mesnerdienst, blieb aber weiterhin Organist. Der Totengräber wurde nun Mesner. Des weiteren wurde für die Ehe allein das bürgerliche Gesetzbuch als zuständig erklärt, Neuerungen, die von der Kirche nicht unwidersprochen blieben.Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt. Das Reichsvolksschulgesetz vom 1.3. 1869 behielt seine Gültigkeit hundert Jahre lang. Allerdings beschloß der O.Ö. Landtag mit seiner konservativen Mehrheit gewisse "Härten" dieses Gesetzes zu entschärfen, so wurde den Pfarrern ein Sitz im Ortsschulrat zugebilligt.

Verschiedene bauliche Veränderungen und Reparaturen in der Kirche wurden durchgeführt, wobei eine der besonderen Umstände wegen bemerkenswert ist :

1888 wurde die Turmkuppel mit 1.100 Schindeln ausgebessert, ebenso die Kreuzkuppel und die Laterne. In letzterer hatte sich ein Bienenschwarm eingenistet, der nun in seiner Ruhe gestört wurde und die beiden Arbeiter überfiel. Beide wurden jämmerlich zerstochen, einer mußte anschließend 3 Tage das Bett hüten.

Die historischen Ereignisse jener Zeit, wie die Kriege gegen Piemont 1859 und gegen Preußen 1866 fanden ihren Niederschlag in bischöflich verordneten Betstunden, ebenso der Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889und die Ermordung der Kaiserin Elisabeth 1898.

Interessant ist auch die anläßlich der Schulinspektion in Fischlham erlassene Verordnung 1899, daß die Schüler der 5. und 6. Schulstufe statt der Schiefertafeln Papier zu verwenden hätten, wobei der Wunsch angeschlossen wurde, daß nach Möglichkeit auch schon Schüler der 4. Schulstufe Papier benützen mögen!

Da die räumlichen Verhältnisse in der alten Schule unzumutbar waren und den gesetzlichen Bestimmungen nicht mehr entsprachen, wurde am 2.6. 1902 in der Sitzung des Ortsschulrates

beschlossen, ein neues Schulhaus für zwei Klassen zu erbauen. In der Folge wurde aber der Bezirksschulrat um Aufschub gebeten, dieser Verzögerungsantrag von 3 Jahren wurde auch angenommen. So mußten weiterhin 135 Schüler von einem Lehrer im alten Schulhaus unterrichtet werden. Tatsächlich wurde die neue Schule 1908 erbaut und erhielt zur Erinnerung an das 60-jährige Regierungsjubiläum des Kaisers den Namen "Kaiser Franz Josef I. Jubiläums-Volksschule".

Ein großes Problem waren damals die häufig und epidemisch auftretenden Kinderkrankheiten, gegen die man noch ziemlich machtlos war.

Immer wieder wird von Unterbrechungen des Unterrichts durch Diphterie und Scharlach berichtet. So erkrankten an einem Tage die 3 Kinder des Lehrers Franz Baumgartner daran. Schon am nächsten Tag starb der fünfjährige Richard. Die Schule blieb daraufhin 14 Tage geschlossen.

 

Der erste Weltkrieg

 

Die Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges verlief recht ruhig, die Chronik berichtet nur von gelegentlichen Mißernten auf Grund von Hochwasser oder Dürre, auch Brände traten immer wieder auf.

Mit der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo endet diese geruhsame Zeit. Österreich-Ungarn erklärte am 27.7. 1914 an Serbien den Krieg. Mit 1. September 1914 mußte der Schulleiter Johann Hagmüller einrücken. Er fiel am 2. November 1916.

Der erste Gefallene aus Fischlham war Herr Josef Scheibelberger, welcher am 6.2. 1915 in Galizien im 44. Lebensjahr an der Ruhr stirbt. Bereits am 15.4. 1915 kam vom Kriegsministerium der Aufruf, es möge in jeder Gemeinde Kupfer, Messing, Blei, Zinn und Zink gesammelt werden. Die Schulkinder sollten als Sammler fungieren. Hiebei entwickelten sie einen beträchtlichen Sammeleifer. Mit Hundegespannen und Leiterwägelchen schafften sie die beachtliche Menge von 479 kg heran. Im Juli 1915 war großer Sammeltag für Wolle, Kautschuk und Brombeerblätter (für Tee). Diese Sammlung ergab 107 Säcke Wollstoff und 2 Kisten Gummi.

Laufend wurden auch Geldspenden gesammelt. Für diesen Zweck spendete Pfarrer P. Kilian einen Wehrschild,der vom Tischlermeister Feltl aus Holz geschnitten und vom Schulleiter Stumpfoll bemalt wurde. In den auf dem Schild dargestellten Doppeladler wurden Nägel eingeschlagen, jeder Nagel hatte seinen Preis. Das am 17.8.1915 begonnene und am 13.3.1916 vollendete Werk brachte als Ertrag 243 Kr 26 h.

Wieder wird von Woll- und Brombeerblättersammlungen berichtet. Die Zeichen des Mangels machen sich schon auch auf dem Land bemerkbar. So mußte am 4.2.1917 der Ortsschulrat die Sperrung der Schule bis 19.2. 1917 anordnen, da es kein Brennmaterial gab, ebenso im November 1917. In der Folge wurde dann in der alten Schule unterrichtet, weil sich die leichter heizen ließ.

Die Sammlungen wurden weiter fortgesetzt, so wird von Stoffballen- und Wäschesammlungen berichtet, außerdem strickten die Schulkinder fleißig Socken für die Soldaten an der Front. Am 3.11. 1918 trat der Waffenstillstand in Kraft, der Krieg war zu Ende. Das Kriegerdenkmal Fischlham trägt die Namen von 28 Gefallenen und 4 Vermißten.

 

Fischlham in der ersten Republik

 

Eine Folge des verlorenen Krieges war nicht nur die Zerschlagung des großen Österreich-Ungarn, das kleine Restösterreich hatte auch mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Die Gemeinde gab, dem Beispiel vieler anderer folgend, ein vom Schloßbesitzer Herrn Julius Theuer entworfenes Notgeld heraus, um einen Teil der Gemeindeschulden zu decken. Die Inflation war aber nicht aufzuhalten. So ergab 1922 eine Schülersammlung für den "Deutschen Schulverein" den Betrag von 43 000 Kronen!

Als ob die allgemeine Wirtschaftsmisere nicht genug gewesen wäre, die Natur trug auch noch das Ihre bei: das Hochwasser im Jahr 1920 richtete ziemlichen Schaden an, der Almsteg und zwei Joch der Traunbrücke wurden weggerissen

In ganz Mitteleuropa grassierte 1919 die "Spanische Grippe". In Fischlham zählte man um Neujahr 1919 etwa 300 Grippekranke, zwischen 4. und 10. Jänner 1919 starben daran 10 Fischlhamer.

Die neue Zeit war aber nicht aufzuhalten. Am 15. Oktober 1920 erstrahlte das elektrische Licht zum ersten Mal in Fischlham! Am 18. April 1923 wohnten die Fischlhamer Schüler einer Filmvorführung in Lambach bei, Titel des Films "Vom Baum zur Zeitung". Ebenfalls nahmen die Schüler teil an einem Lichtbildervortrag über die "Urgeschichte des Menschen", den der Sohn des Schloßbesitzers, der Archäologe Erwin Theuer in der VS Steinerkirchen veranstaltete. Auf dem großen Feld hinter der Schule fand am 26. 1. 1926 ein Schlittenrennen statt. Am 5. 2. 1926 wurde durch eine Welser Firma die erste Radioempfangsstation in Fischlham aufgestellt. Sie war Eigentum des Schulleiters Oskar Mayer und benötigte eine 50m lange Antenne.

Im selben Jahr gab es hier 3 Großbrände mit erheblichem Schaden (Geibesberger, Dicketbauer und Trappl)

Auch die Natur spielte wieder verrückt :der Winter 1928/29 brachte sehr viel Schnee und eine tiefste Temperatur von –31 Grad, sodaß die Schule für mehrere Tage gesperrt werden mußte, im Juli gab es einen heftigen Sturm, der schweren Schaden an Gebäuden verursachte und etliche Obstgärten vernichtete.

Nun wurde aber Fischlham an die große Welt angebunden: Am 15. Mai 1930 wurde die Autobuslinie Eberstalzell –Steinerkirchen – Fischlham- Lambach eröffnet. Der Autobus fuhr täglich 3mal mit Ausnahme Dienstag diese Strecke und Samstag einmal nach Wels.

Endlich wird ab 20. 11. 1930 eine zweite Klasse in der Volksschule geführt. Für die entfernt wohnenden Kinder - 14 an der Zahl- wird täglich ein halber Liter warme Milch ausgegeben. Für die nötigen Anschaffungen spendete Schloßbesitzer Hatschek 100 Schillinge.

Das Fronleichnamsfest 1931 wurde verschönt durch die Teilnahme der neugegründeten Musikkapelle. Von den Unruhen des Jahres 1934bemerkte man in Fischlham nichts

Am 26. 1. 1938 war hier eine seltene und großartige Naturerscheinung zu beobachten: ein Nordlicht. Da dies in unseren Breiten äußerst selten ist, wurde es von vielen Leuten als Vorbote außerordentlicher oder unglücklicher Ereignisse betrachtet, nicht zu Unrecht, wie die Geschichte dann zeigte: 1938 hörte Österreich auf zu existieren.

Am 12. Juni 1939 besuchte Adolf Hitler unerwartet das Rauschergut in Hafeld, das einst seine Eltern für kurze Zeit besaßen. Ein Konvoi von 9 Autos fuhr dann auch noch zur alten Schule, die Hitler besucht hatte. Er lud dann auch alle Kinder von Fischlham mit ihren Lehrern und dem Bürgermeister zu einem Besuch in sein Anwesen auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden ein.. Dieser Ausflug fand am 26.6. statt, 3 große Autobusse holten die Eingeladenen ab. Nach der Audienz bei Hitler gab es Jause, Motorbootfahrt auf dem Königssee, Nachtmahl und Übernachtung in der Jugendherberge, Besichtigung des Obersalzberges Berchtesgaden, Mittagessen im Rasthaus Chiemsee und Heimfahrt über Salzburg nach Fischlham.

Der Führer bespricht mit dem Bürgermeister und den Lehrern die gigantischen Baupläne, die er für Fischlham hat. So sollen neben Schule, Kindergarten, Kindererholungsheim, Gemeinschaftshaus, Kino für 600 Personen, Turnhalle und Sportplatz auch Schwimmbad, Lehrerwohnungen und Parteizentrale erbaut werden. Vorgesehener Kostenrahmen: 1 Million Reichsmark, eine unvorstellbar hohe Summe. Den Baugrund im Ausmaß von 8 Joch mußte das Pfarramt Steinerkirchen um den Kaufpreis von 11000 RM an die Gemeinde Fischlham abtreten.

Es ist rätselhaft, wieso Hitler für Fischlham solche Pläne hegte. Er hatte kaum Beziehung zu diesem Orte, die Familie wechselte oftmals ihren Aufenthaltsort. Das Rauschergut erwarb Hitlers Vater laut Kaufvertrag am 4. 2. 1895 und verkaufte es im: Juni 1897. Zur Ausführung gelangten die Pläne nicht, am 1. 9. 1939 überfiel Deutschland Polen und der zweite Weltkrieg brach aus.

 

Krieg und Kriegsende in Fischlham

 

Die ersten Kriegsjahre sind dadurch gekennzeichnet, daß Fischlham als Durchgangslager für Flüchtlinge und Umsiedler dient. Aus luftkriegsgefährdeten Städten treffen Kinder hier ein und werden bei einzelnen Familien untergebracht, so langen am 25. 10. 1940 16 Kinder aus Berlin hier an, von denen noch 1941 9 die hiesige Schule besuchen.

Am 23.10.1940 kommen 250 Bessarabiendeutsche hier an, sie werden im Schloß untergebracht und wandern nach und nach in den Warthegau ab, aber bereits im Mai und Juni 1942 müssen Umsiedlerfamilien aus Bessarabien und der Dobrudscha aufgenommen werden.

Der 23. Februar 1944 bringt erstmals den Krieg in die allernächste Heimat. Im Raume um Lambach spielen sich Luftkämpfe ab, in deren Verlauf ein viermotoriger amerikanischer Langstreckenbomber auf Steinerkirchner Boden abstürzt. Die 8-köpfige Besatzung springt mit Fallschirmen ab, 3 dieser Besatzung gehen in Hafeld nieder. Einer von ihnen schießt aus geringer Höhe über dem Boden auf die dort arbeitenden Knechte des Bauernwolfen und es gelingt ihm, zu entfliehen, alle übrigen geraten in Gefangenschaft.

Mit dem Näherkommen der amerikanischen Truppen wurde auch hier auf dem Lande die Luftgefahr akut. Ein amerikanischer Bomber warf Brandbomben ab. Eine davon setzte die Gebaäude des Lexengutes in Ornharting in Brand. Das Vieh konnte gerettet werden, da die Nachbarn dem vorher stattgefundenen Luftkampf zugesehen und die Gefahr rechtzeitig bemerkt hatten.

Am 30. Mai 1944 wurde Wels von amerikanischen Fliegern angegriffen. Beim Abflug warfen sie Brandbomben mit etwa 25 Litern brennbarem Inhalt auf die friedliche Ortschaft Seeebach, über Hochleiten und den Schickhof ab. Eine Brandbombe fiel beim Untergut in Seebach Nr.8 (Alois Neuböck) hinter dem Stadl knapp neben die dort befindliche Wiedtriste , setzte zuerst diese in Brand und bald darauf stand das ganze Gebäude in Flammen. Zu Hause befand sich nur die Bäuerin mit den kleineren Kindern. Der Sohn Alois führte beim Nachbarn Kaufmann Mist und suchte vor den herabfallenden Bomben mit den Pferden Schutz im Walde, der Bauer aber war nach Wels gefahren und saß zu dieser Zeit im Luftschutzkeller. Das Vieh konnte gerettet werden bis auf etwas Geflügel und zirka 20 Kaninchen. Weitere Bomben, die in der Umgebung fielen, richteten zum Glück keinen Schaden an.

Am 9.12. kreisten wieder amerikanische Bomber über Seebach und warfen 9 Sprengbomben ab, deren Gewicht – nach Trichtergröße geschätzt- 250- 300 kg betrug. Da kein Fliegeralarm gegeben worden war, sahen die Hausleute beim Gruber in Seetal zu, bis die ersten Bomben nur einige Meter vom Haus entfernt fielen. Durch den Luftdruck entstand glücklicherweise nur Sachschaden, eine Hütte wurde zerstört, Sprünge am Haus und eine Verschiebung des Daches entstanden und sämtliche Fenster, die geschlossen waren, wurden zertrümmert.Beim Nachbar Waldl saßen die Hausleute ahnungslos beim Mittagessen, als eine Bombe den Stadel streifte und 2 Wagen zertrümmerte. Die geschlossenen Fenster flogen samt den Rahmen ins Haus.

Im weiteren Endverlauf des Krieges machten sich die feindlichen Flugzeuge sogar die Mühe, mit Maschinengewehren und Bordkanonen einzelne auf den Feldern arbeitenden Personen im Tiefflug anzugreifen, sodaß die Frühjahrsfeldbestellung 1945 erschwert und gefahrvoll war.

Aber die Propaganda gab sich zuversichtlich. So schreibt die Welser Zeitung am 2. März 1945:"Die große Wende steht bevor!" (Was ja dann stimmte, nur in einem anderen Sinn) Und am 13.4.:"Deutschlhand kapituliert nie!" Inzwischen kämpften aber die Russen schon in den Straßen von Wien, der Stephansdom brannte.

Um von diesem Chaos abzulenken, betrieb die Presse Greuelpropaganda, die Russen werden als "wilde Tiere in Menschengestalt" bezeichnet und es wird von "angelsächsischer und bolschewistischer Verfolgungswut" gesprochen. Dem gegenüber wird in jeder Nummer der Zeitung von Heldentaten der Hitlerjugend berichtet, so von einem 16-Jährigen, der 9 Panzer abgeschossen habe und von einem 12-Jährigen, der wegen Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde.

In Fischlham wurde im November 1944 der sogenannte "Volkssturm" gegründet, der sollte eine Kampfeinheit zur Verteidigung der Heimat sein, rekrutiert aus Alten, Invaliden und sehr Jungen. Er kam aber glücklicherweise nicht mehr zum Einsatz.

Die Unterbringung und der Durchzug von Flüchtlingen, bzw. Umsiedlern nahm kein Ende. Das Siedlungsgebiet der Bessarabiendeutsche lag zwischen Donaumündung und Dnjestr am Schwarzen Meer. Das Gebiet mußte 1940 an Sowjetrußland abgetreten werden und die etwa 80.000 Deutschen wurden nach einem deutsch-sowjetischen Vertrag ausgesiedelt. Ein Großteil von ihnen wurde in den Warthegau umgeleitet, also in jenes Gebiet im Osten Deutschlands das man den Polen abgenommen hatte. Die Menschen wurden hin und her geschoben wie auf einem Brettspiel.

Das Schloß reichte bald nicht mehr als Lager aus, die Schule wurde als Lager benötigt und der Unterricht fand in der alten Schule und im Saal des Gasthauses Butz statt.

Das Ernährungsproblem wurde immer drückender. Die Bauern waren als Selbstversorger zwar nicht dem Hunger preisgegeben, hatten aber strenge Ablieferungsvorschriften. Durch diese wurde festgesetzt, wie viel Getreide, Fleisch und Eier sie selbst verbrauchen durften und wieviel sie abzuliefern hatten.

Manche werden sich aber noch an "Schwarzschlachtungen" erinnern, die in größter Heimlichkeit bei Nacht und Nebel durchgeführt werden mußten, da ein Bekanntwerden strengste Strafen nach sich gezogen hätte.

Die Bauern waren auch von "Hamsterern" überschwemmt, die versuchten, Lebensmittel ohne Lebensmittelkarten auf dem Land bei den Bauern zu kaufen oder gegen Sachwerte einzutauschen. In den Städten hungerten die Menschen, dort mußten die Normalverbraucher mit 600 bis 1000 Kalorien täglich auskommen – unmittelbar nach Kriegsende betrug der Tagessatz in manchen Städten nur mehr 300 Kalorien täglich. Zum Vergleich: ein normaler Esser verbraucht heute etwa 2500 Kalorien täglich. Die Lebensmittelkarten galten für 4 Wochen. Aber in der Zuteilungsperiode vom 5.2. bis 4.3. wurden die Normalverbraucher von der amtlichen Mitteilung erfreut, daß die Lebensmittelkartenperiode um eine Woche verlängert sei, das heißt, man mußte mit den für 4 Wochen vorgesehenen Lebensmitteln 5 Wochen auskommen.

Dafür lieferte die Welser Zeitung ein Rezept :

2 Kartoffeln schälen und reiben, mit trocken geröstetem schwarzem Mehl, Salz, Magermilch oder Wasser vermengen und in Maggiwürfelsuppe eintropfen. Zum Ausprobieren heute empfohlen ! Ich erinnere mich selbst daran, Kuchen aus schwarzem Mehl, Magermilch und Saccharin erzeugt zu haben. Daß am 23.2.1945 ein Einbruch in die Käserei Laub im Schloß erfolgte, darf niemanden wundern.

Außerdem gab es Kleider - und Raucherkarten. Für 4 Wochen wurden für Männer 60 Zigaretten aufgerufen, also 115 pro Woche, für Frauen die Hälfte. Dabei waren gerade für Nichtraucher die Zigaretten äußerst wichtig. entweder man schickte sie den Männern, Vätern, Brüdern ins Feld, solange das noch möglich war, oder man benötigte sie als Zahlungsmittel für irgendwelche Dienstleistungen. Die "Zigarettenwährung" war wesentlich wichtiger als Geld, von dem jeder genug hatte, sich aber dafür nichts kaufen konnte. Die Zeitung behauptete am 25. 1. 1945 allerdings siegessicher: "Inflation ist ausgeschlossen".

Das nahende Ende kündigte sich immer mehr an. Im Februar 45 wurden sämtliche privaten Reisen verboten. Die Züge trugen zwar die Aufschrift: "Räder müssen rollen für den Sieg" aber in den vollgepferchten ungeheizten Wagen befanden sich Flüchtlinge, Verwundete und Soldaten ohne Munition . Außerdem mußte man auf der Fahrt von Lambach nach Linz oder umgekehrt damit rechnen, daß der Zug mindestens einmal auf freiem Feld stehen blieb und sämtliche Passagiere sich in Ackerfurchen oder Bombentrichtern zu verstecken hatten, bis die feindlichen Tiefflieger wieder abgezogen waren und der Zug die Fahrt fortsetzen konnte.

Die Luftabwehr hatte schon längst zu existieren aufgehört. Im März 45 wurden vom Flugplatz Wels 8 Junkersmaschinen nach Wimsbach verlegt, wo sie nur notdürftig getarnt in der Nähe der Almbrücke standen. Wenige Tage darnach, am Palmsonntag, dem 25.3., suchten 12 amerikanische 2-motorige Bomber das Terrain systematisch ab und schossen die Maschinen in Brand. Die feindlichen Piloten dürften einen Hinweis auf den neuen Standort der deutschen Maschinen bekommen haben. Die Wracks lagen noch im Sommer 1947 dort, bis im Zuge des beginnenden Wiederaufbaus die Schrottverwertung einsetzte.

Während Zeitungen und Radio immer noch in "Unerschütterlichem Glauben an den Endsieg" schwelgten, trafen hier jetzt auch 260 obdachlose ausgebombte Flüchtlinge aus westdeutschen Großstädten ein und mußten ebenfalls untergebracht und verpflegt werden. Wer genauere, verläßliche Informationen erhalten wollte, hörte nachts unter der Bettdecke die deutschsprachige Sendung des Londoner Rundfunks, wurde man aber dabei erwischt, drohte die Einlieferung in ein Konzentrationslager, hatte man nachweislich Informationen des Feindsenders verbreitet, wurde die Todesstrafe verhängt.

In Fischlham wurde jeder verfügbare Raum zur Unterbringung von Flüchtlingen beschlagnahmt. Am 14. April wurde die Schule endgültig geschlossen, um Flüchtlinge unterzubringen, sie lagerten außerdem in Scheunen und Ställen. Im ganzen waren im Frühjahr 45 in der Gemeinde Fischlham, die damals etwas über 800 Einwohner hatte, mehr als 670 Fremde untergebracht! Für die meisten Flüchtlinge bedeutete Fischlham nur Durchzugsstation, aber es dauerte oft jahrelang, bis sie eine neue Heimat fanden. Noch im Schuljahr 1947/48 besuchten 21 Flüchtlingskinder die hiesige Volksschule. Diese hatte damit ihre Höchstschülerzahl erreicht, nämlich 150 Kinder, die von 2 Lehrern unterrichtet wurden.

Die Lebensmittelmengen konnte man nur auf Grund der ausgegebenen Lebensmittelkarten beziehen. Sie galten für 4 Wochen, die Zuteilung wurde jeweils pro Woche aufgerufen. Aber in der Zuteilungsperiode vom 5. 2. bis 4. 3. wurden die Normalverbraucher von der amtlichen Mitteilung erfreut, daß die Lebensmittelkartenperiode um eine Woche verlängert sei, man mußte also mit den für 4 Wochen vorgesehenen Mengen 5 Wochen auskommen.

Dafür lieferte die WZ ein Kochrezept: "Kartoffeleintropf":

2 Kartoffeln schälen und reiben, mit trocken geröstetem schwarzen Mehl, Salz, Magermilch oder Wasser vermengen und in Würfelsuppe eintropfen. Zum Ausprobieren heute empfohlen. Daß am 23.2. ein Einbruch in die Käserei Laub im Schloß erfolgte, darf einen nicht wundern.

Außerdem gab es Kleider- und Raucherkarten.

Für 4 Wochen wurden für Männer 60 Zigaretten aufgerufen- also 15 pro Woche, für Frauen die Hälfte. Dabei waren gerade für Nichtraucher die Zigaretten äußerst wichtig :entweder die Frauen schickten sie ihren Männern, Brüdern, Vätern ins Feld, solange das noch möglich war; oder sie benötigten sie als Zahlungsmittel für irgendwelche Dienstleistungen. Die "Zigarettenwährung" war wesentlich wichtiger als Geld, von dem jeder genug hatte, sich aber dafür nichts kaufen konnte. Die Zeitung behauptete am 25. 1. 1944 allerdings siegessicher: "Inflation ist ausgeschlossen!" Auch der schwere Luftangriff auf Wels am 20.3. wird nur sehr kleingedruckt mit wenigen Zeilen erwähnt. Der Bericht spricht von einer Reihe von Toten Aus den Todesanzeigen auf der letzte Seite unter der Überschrift "Gefallen für Führer, Volk und Vaterland" konnte man 41 Opfer des Angriffes ablesen..

Wichtig für die damaligen Zeitungsleser war die Bekanntgabe der Zeiten, in denen der Strom abgesperrt war.

Als verzweifelter Versuch, die Lage auf dem Brotgetreidesektor in den Griff zu bekommen, muß folgende Verordnung gelten: Ab 1. 4. 1945 ist die Haltung von Gänsen, Enten, Trut- und Perlhühnern verboten, Hühner dürfen nur von Getreideselbstversorgern gehalten werden und ab 1. 6. dürfen Hühnerhalter für jede zum Haushalt gehörige Person nut mehr eine Henne halten!

Diese letztere Verordnung kam allerdings nicht, mehr zur Durchführung.

Inzwischen näherten sich die letzten Rückzugsgefechte - hauptsächlich zwischen Amerikanern und Waffen-SS - unserer engeren Heimat. Obwohl von einer Front nicht mehr die Rede sein konnte, versuchten am 4. Mai noch Abteilungen der Waffen-SS den von Westen her anrückenden Amerikanern bei der Traunbrücke Widerstand zu leisten. Die Brücke sollte von einem Sprengkommando gesprengt werden, die Brückenwache im Haus Graben Nr.8. hatte sich bereits aus dem voraussichtlichen Sprengbereich zurückgezogen, das Sprengkommando ließ sich aber im letzten Augenblick durch Einheimische von der Sinnlosigkeit des Vorhabens überzeugen.

Die Amerikaner beschießen das linke Traunufer und schießen dabei in Graben 3 Häuser in Brand, worauf sich die SS über die Traunbrücke zurückzieht. Dabei lassen sie in Graben 2 Gefallene zurück, die erst nach 5 Tagen mit einem verstorbenen Einheimischen von der Leichenbestattung abgeholt und begraben werden. Auch die Amerikaner haben Tote zu beklagen, die aber gleich weggebracht werden.

Trotz des Verbotes von Sprengungen wird von einer anderen SS-Einheit am Abend desselben Tages die Brücke über den Mühlbach bei der Schloßmühle gesprengt, aber die 15 m entfernte Wegbrücke nach Zauset bleibt unbeschädigt. Die SS zieht sich vor den nachrückenden Amerikanern auf die Höhenrücken beim Weißenmaurer, Ornharting, Heitzing und Eggenberg zurück. Eine heftige Schießerei von Maschinengewehren und leichter Artillerie treibt die Leute in den Keller beim Weißenmaurer. Als die 11 Insassen des Kellers merkten, daß das Haus lichterloh brannte, versuchten sie trotz der Kampfhandlungen das Feuer zu löschen. Es war aber nicht möglich, das Vieh zu retten, da die Beschießung durch die Amerikaner bis gegen Mitternacht anhielt. Die SS zog sich gegen Steinerkirchen zurück.

Die wenigen Leute, in deren Hände an diesem denkwürdigen 4. Mai eine Zeitung gelangte, konnten dort lesen: Im Kampf um die Reichshauptstadt Berlin ist der Führer inmitten seiner tapferen Soldaten gefallen.

Man versuchte also auch jetzt noch verzweifelt, den Schein aufrecht zu erhalten und das Volk darüber zu täuschen, daß Berlin verloren war und Hitler Selbstmord begangen hatte. Am nächsten Morgen waren die Amerikaner in Fischlham. Sie durchsuchten die Häuser nach Soldaten, Waffen und Munition.

Einige Tagen vorher war in Ornharting eine Kompanie "Organisation Todt" einquartiert worden, das war eine militärisch organisierte Formation für Bau- und Schanzarbeiten. Diese Leute waren mit Gewehren und Handgranaten bewaffnet, ergaben sich aber kampflos. Sie hatten die Waffen im Vorhaus des Jungbauerngutes aufgestapelt.. Die Amerikaner ließen die Waffen vor das Haus tragen und verbrennen, erlaubten aber vorher noch dem Hofbesitzer, die Lederriemen von den Gewehren abzuschneiden. Leder war äußerst kostbar- in den letzten Kriegsjahren hatte man sich mit Schuhen aus Leinen und Holz behelfen müssen und als Ersatz für Riemen war nicht einmal ordentlicher Spagat zu haben, nur Papierschnüre, die sich in der Feuchtigkeit auflösten.

Diese OT-Kompanie wurde in das große Gefangenenlager in die Hofau in Lambach (unterhalb des Bahnhofberges) abgeführt. Das gleiche Schicksal traf eine Kompanie Reichsarbeitsdienst. Alle jungen Männer hatten vor dem Militärdienst ein halbes Jahr Reichsarbeitsdienst zu leisten. Die Kompanie war beim Buchinger in Seebach einquartiert und wurde – obwohl unbewaffnet in das Gefangenenlager nach Lambach abtransportiert. Die allgemeine Auflösung von Gesetz und Ordnung machte sich bemerkbar. Zwangsgverpflichtete Arbeiter aus Polen, Ukraine und Weißrußland, entlassene Sträflinge und ehemalige Wehrmachtsangehörige durchstreiften die Gegend.

So trieb sich mehrere Wochen, nach einer Verwundung hinkend, der Flakgefreite Eduard Fischer aus Danzig in der Gegend umher und hielt sich zuletzt beim Rathmair in Forstberg auf. Ob Fischer sein richtiger Name war, ließ sich nicht feststellen, da er 3 Ausweise, auf verschiedene Namen lautend, bei sich trug. Einer dieser Ausweise trug sein Lichtbild und lautete auf den Namen Fischer. Er dürfte verheiratet gewesen sein, denn er zeigte gelegentlich Bilder seiner Frau und seines Kindes. Er konnte sich in mehreren Sprachen verständigen. Als die Amerikaner am 5. Mai 45 auf dem Rathhof erschienen, begrüßte er sie auf englisch und beteiligte sich an der Durchsuchung des Hauses. Er erschien dann, vom ersten Stock kommend, mit einem schwarzen Anzug, an dem eine goldene Kette baumelte über dem Arm und erklärte der verängstigten Bäuerin, er brauche ihn. Er zog sich dann um und warf die Uniform weg.

Zwei Tage später erschien er wieder am Rathof und verlangte das Motorrad, angeblich um es vor der Beschlagnahme durch die Amerikaner zu bewahren. Er kam aber damit nicht weit, schon auf der Straße wurde er von 3 Ukrainern aufgehalten. Einer der Ukrainer war Pawel Swinatschuk, der schon fast 3 Jahre lang ohne irgendwelche Beanstandungen auf dem Rathof gearbeitet hatte. Zwischen Fischer und den Ukrainern entstand ein laut in ukrainischer Sprache geführter Streit, im Verlauf dessen Fischer blutig geschlagen und dann von Swinatschuk mit einem Militärgewehr erschossen wurde. Da sich von den Hausleuten niemand fand, um den Toten zu beerdigen, begruben ihn Swinatschuk und ein Helfer an Ort und Stelle. Nach einigen Wochen mußte Erde auf das seichte Grab geführt werden, da die Füße des Toten sichtbar wurden. Erst als im Jänner 1948 Oberlehrer Fischer diesen Fall an die Bezirkshauptmannschaft Wels meldete, wurde der Tote exhumiert und am 11.3.1948 am hiesigen Friedhof begraben.Swinatschuk beteiligte sich dann mit etlichen anderen an der Plünderung eines Lebensmittel- Transportzuges in der Station Lambach und erbeutete aus dem Postwagen eine große Menge von 100 Reichsmarkscheinen, außerdem besaß er 10 Uhren und ein Pferd. Lange aber konnte er sich dieses Reichtums nicht erfreuen, denn er geriet bei der Verteilung von Plünderungsgut mit anderen in Streit und kam dabei ums Leben.

Endlich erfolgte am 8. Mai 1945 die Kapitulation. Alle Zeitungen brachten die Proklamation der amerikanischen Militärregierung unter General Eisenhower. Sie beginnt mit den Worten: Österreicher, Österreichrinnen!

Zum ersten Mal seit sieben Jahren wird die Bevölkerung unserer Heimat wieder mit diesem Namen angesprochen.

Und am 9.5. schreibt die Welser Zeitung Wieder Licht über der Heimat, ein neues freies Österreich ist erstanden! Die Kirchenglocken läuteten, von den Menschen war ein schwerer Druck genommen. Aber wie sah es in dieser Heimat aus! Es herrschte Hunger, besonders in den Städten, Plünderungen und Einbrüche waren an der Tagesordnung, so wurden Neumüller, Tiefenbrunner und Schmied in Forstberg beraubt.

Die Amerikaner errichteten in Hafeld ein Kriegsgefangenenlager, das aber bald aufgelöst wurde.

Viele der entlassenen Soldaten bettelten dann bei den Bauern um Essen. Sie hatten in den ersten 4 Tagen ihrer Gefangenschaft überhaupt keine Verpflegung erhalten und der Rücktransport der Kriegsgefangenen und Flüchtlinge war nur sehr langsam zu bewältigen, da 27% aller Hochbauten der Bundesbahn und 41 % der Schienen zerstört waren. Auch machte sich auf den größtenteils dampfbetriebenen Strecken der Kohlenmangel empfindlich bemerkbar. Wer einen alten Wehrmachts-LKW erworben hatte und über Beziehungen zur Besatzungsmacht verfügte, sodaß er auch den nötigen Treibstoff bekam, transportierte Mensch, Vieh, Hausrat und was sonst noch einen Ortswechsel nötig hatte , zur Entlastung der Bahn innerhalb Österreichs. Im Schloß waren bis August 100 Amerikaner einquartiert.

3mal täglich erschütterten Sprengungen von Kriegsmaterial die Luft. Aber noch Jahre nach Kriegsende fanden spielende Kinder vereinzelte Handgranaten und wurden schwer verletzt, so Hans Wimmer und Walter Pfarl. Von 19 Uhr bis 6 Uhr herrschte Ausgangsverbot.

Die landwirtschaftliche Arbeit gestaltete sich schwierig, da die Kriegsgefangenen und zwangsverpflichteten Zivilisten aus Frankreich, Polen und der Ukraine nicht mehr zur Verfügung standen, von den Fischlhamer Männern aber sind bis zum Herbst 1945 70 noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt.

Nicht nur die Ernährung gestaltete sich schwierig, da ja noch immer Hunderte von Flüchtlingen hier untergebracht waren. Auch die Beschaffung von Bekleidung war problematisch. Aus alten Uniformen von Heimgekehrten wurden Hosen, Röcke und Patschen für Kinder geschneidert und manche Bäuerin holte das vergessene Spinnrad vom Dachboden und spann Watte zu Strickwolle.

Als im Herbst 1945 endlich die Schule wieder eröffnet wurde, fehlte es am Nötigsten. Kreide, Schwämme und Tafeltücher waren kaum aufzutreiben. Hefte gab es auf Bezugscheine, aber um überhaupt ein Mindestquantum zugeteilt zu bekommen, mußten von der Gemeinde 2 Kubikmeter Schleifholz aufgebracht werden. Damit bei der geringen Braunkohlezuteilung überhaupt der Unterricht in beiden Klassen den Winter über durchgeführt werden konnte, brachten die Kinder zusätzlich Holzscheite in die Schule mit. Während der kältesten Zeit fand der Unterricht für die beiden Klassen tageweise abwechselnd in einer Klasse statt.

Allmählich kehrten auch die Kriegsgefangenen in die Heimat zurück. Für viele Familien brachten sie aber die schmerzliche Gewißheit, daß ihr Warten auf die Heimkehr eines Angehörigen vergeblich war. Für die 6 Kriegsjahre des zweiten. Weltkrieges verzeichnet unser Kriegerdenkmal 23 Vermißte und 38 Gefallene.

Für die, die diese Zeit erlebten, mögen diese Erinnerungen schmerzlich sein, aber sie und alle später Geborenen mögen Dankbarkeit und Stolz empfinden für die ungeheure Aufbauarbeit, die seit dem Nullpunkt unserer Geschichte geleistet wurde, und sich der Verpflichtung bewußt sein, dieses unser Österreich, dessen kleiner Teil ja unsere Heimat Fischlham ist, frei, unabhängig und in Frieden zu bewahren.

 

Der Weg in die Zukunft

 

Die folgenden Ereignisse mögen nur mehr angedeutet werden, späteren Chronisten bleibe es vorbehalten, diese Zeit so zu schildern, wie sie im Licht zeitlicher Distanz objektiv dokumentiert werden kann.

Der Unterricht an der Volksschule beginnt am 17.9.1945, am 8. 10. 1945 tritt der ehemalige Luftwaffenoberleutnant Erwin Fischer den Schuldienst hier an und wird zum Leiter der Schule ernannt, er übte diese Tätigkeit bis zu seinem Tode 1979 aus.

Am 21. Oktober stirbt Pfarrvikar P. Kilian Jäger von Waldau, er war 38 Jahre Pfarrer in Fischlham.

Am 17.12. 1945 wird mit den Arbeiten an der Traunbrücke begonnen. Die alte Holzbrücke war den Anforderungen schon lange nicht mehr gewachsen, die Joche oberhalb des Normalwasserspiegels waren stark angefault. Zuerst wird ein Notsteg gebaut und dann mitdem Abtragen begonnen. Die Länge der Brücke beträgt 98,5 m, die Breite 6 m. Ende Oktober fahren die ersten Autos darüber, die offizielle Fertigstellung ist aber erst am 13.3.1947. Während der Bauzeit wird der Verkehr über Wimsbach und Steinerkirchen umgeleitet.

Am Sonntag, 22.12. 1946 findet eine Weihnachtsfeier der amerikanischen Armee für Kinder von 5 bis 12 Jahren im Gasthaus Butz statt. Es gab für die Kleinen Zuckerl, Kekse, Schokolade, eine Zahnbürste, Zahnpasta, ein Taschentuch, belegte Brote und je ein Spiel. Die Süßigkeiten bereiteten besondere Freude, vielen der Kinder waren sie völlig unbekannt.

Der Winter 1945/46 war ungewöhnlich mild, der Frühling setzte bald ein und ab Ende März regnete es nicht mehr bis zum 3. August. Der folgende Winter war sehr streng, um Neujahr wurden -27° gemessen. Kohlenmangel machte sich bemerkbar. Der Unterricht begann erst am 19.1.1946. Das Tafelwasser war ständig in den Klassen gefroren. Der Unterricht wurde bis Ostern zwecks Kohnlenersparnis wechselweise in einer Klasse geführt. Die Beschaffung von Federn und Schreibpapier war schwierig, auch war teilweise die Bekleidung der Schüler mangelhaft. Durch das amerikanische Rote Kreuz erhielt die Schulleitung 8 Paar Schuhe zur Verteilung, leider waren es nur Halbschuhe.

Das Schloßgasthaus wurde wieder eröffnet, Pächter waren Herr und Frau Gruber. Wegen der Kinderlähmungsepidemie in weiten Teilen Oberösterreichs wurde der Schulbeginn auf 29.9. 1946 verlegt. Hier trat aber nur ein einzelner Fall auf.

Seit 17. Oktober 1949 (Bis Juni 1955) gibt es für die Schulkinder in der Mittagszeit ein warmes Essen. Die Lebensmittel stellt die UNICEF zur Verfügung, gekocht wird durch die Frau des Schulleiters, bis zu 120 Portionen täglich.

Landtags- und Nationalratswahl am 9.10.1949: ÖVP 269, SPÖ 142, VDU 113, KPÖ 9 Gemeinderatswahl: ÖVP 269, SPÖ 145, VDU 88.

In der Binderwerkstätte Mistlberger werden Fässer für die Volksrepublik China hergestellt.(Inhalt 300 bis 700 Liter). Erzeugnisse aus unserer Gemeinde treten also eine weite Reise an.

Seit Februar 1949 besteht in Fischlham der 4-H-Klub, das ist ein landwirtschaftlicher Klub, welcher der Fortbildung der bäuerlichen Jugend dient. Initiatoren sind die Amerikaner, die auch Geld für diesen Zweck bereitstellen. Über die durchgeführten Aktivitäten werden Aufzeichnungen geführt. Beim Wettbewerb um das bestgeführte Buch erhält der Schüler Johann Neuböck aus der 3. Klasse (Oberstufe) den Landespreis.

Der 4-H-Klub bekommt bedeutenden Besuch: Mr. Philip Gustafson, einer der führenden Journalisten der USA, besucht in Begleitung von Mr. Mayfield und Mr. Stickney Fischlham. Unter der Führung des Klubberaters Oberlehrer Fischer besichtigt die Gruppe mehrere Projekte und hat Gelegenheit, in einigen Höfen Einblick in das bäuerliche Leben zu nehmen.

Ein tragischer Unfall ereignet sich im Frühjahr 1950 Der Schiffmann bei der Traunbauleitung Johann Hackl, Fischlham 30, verunglückt beim Ziehen einer mit Faschinen vollgeladenen Zille. Das Seil reißt und die Zille wird in Richtung Hafeldbrücke getrieben. Hackl, der nicht schwimmen konnte, sprang in Panik aus der Zille und ertrank. Der Leichnam wurde erst einige Wochen später bei der Welser Wehr angetrieben.

Im Mai dieses Jahres wird die Reparatur des Kirchendaches und der Friedhofmauer durchgeführt. Gleichzeitig beginnt eine neue Bautätigkeit in Fischlham: Maria Traunbauer und Schneidermeister Hager errichten je ein Einfamilienhaus, Schustermeister Hüttner beginnt mit einem Neubau. Die Freiwillige Feuerwehr Fischlham stellt eine Theatergruppe auf. Zur Aufführung gelangte das Stück "Der Gmoalump" von K. Stöger unter der Leitung des Oberlehrers Fischer. Die Einnahmen zugunsten der Feuerwehr betragen S 3000 (brutto).

Die für die Schülerausspeisung im Schuljahr 1940/50 verarbeiteten Mengen waren

Fett 130, kg Mehl 354, kg

Trockenmilch 392 kg Reis 86 kg

Brotaufstrich 50.kg Suppen 24 kg

Zucker 172 kg Pudding 3 kg

Käse 26 kg

Kakao 47 kg

Die Mahlzeiten werden in der Küche der Oberlehrerwohnung hergestellt, den dazu nötigen riesigen Kochtopf stellt Herr Major i.R. Jahn zur Verfügung. Armenschüler bezahlen 0,50 S pro Woche, die anderen 1,50 S.

Amerikanische Schüler aus Miami/Florida spenden über den 4-H-Klub für österreichische Kinder Spielsachen. 22 Schüler werden beteilt, es entscheidet jeweils das Los.

Erste landwirtschaftliche Exkursion: Anfang Juli fährt der Oberlehrer mit 26 Bauern und Bäuerinnen ins Innviertel. Zweck der Fahrt war, Musterhöfe zu besichtigen und die landschaftlichen Schönheiten des Innviertels kennen zu lernen. Mitte August 1950 fahren etliche Jugendliche aus Fischlham ins Lager der katholischen Jugend am Wolfgangsee. Drei Teilnehmer erhielten die Erlaubnis, den Sparber zu besteigen. Auf dem Rückweg stürzt der 14jährige Klaus Alexander aus Hafeld tödlich ab.

Anfang September 1950 finden hier größere Manöver der Amerikaner und Franzosen statt. Panzer fuhren auf und Flugzeuge griffen in die "Kämpfe" ein. Natürlich wurde verschiedener Flurschaden angerichtet.

Im April 1951 wird die Pfarrkirche mit Blausäure vergast, um der drohenden Vernichtung der Fischerkanzel durch den Holzwurm Einhalt zu gebieten.

Für den "Tag der Blasmusik" wird vom Sender "Rot-Weiß-Rot" eine Tonbandaufnahme der hiesigen Blasmusikkapelle gemacht, Als Aufnahmestudio diente die erste Klasse der Volksschule. Am 22. 4. 1951 wird die Aufnahme in der Reihe "Frühschoppenkonzert" gesendet.

1950/51 werden auf dem Feld neben der Schule Getreidesortenversuche durch den 4-H-Klub durchgeführt und nach der Aberntung genau ausgewertet., Hilfe dabei leistete die Bezirksbauernkammer in der Person des Dipl. Ing. Hazod. Der Klub führt auch für Mädchen Trachtennähkurse durch sowie zahlreiche Exkursionen. Auch an Mähwettbewerben beteiligen sich Mitglieder.

2 Amerikaner und 5 Reichsdeutsche besuchten die Gemeinschaftsaufgaben des 4-H-Klubs, dabei erregt die Kückenaufzucht des Mitgliedes Johann Neublick, Seebach, besondere Bewunderung.

Im Schloßgasthof wird ein Volkstanzkurs unter der Leitung des Oberlehrerehepaares durchgeführt. 72 junge Leute nehmen daran teil, sogar einige aus den Nachbarorten.

Die Zahl der Traktore steigt immer mehr. Zum Frühjahrsanbau verwenden bereits etwa 20 Bauern solche Maschinen.

Da sich der Kartoffelkäfer sehr stark ausgebreitet hat, muß durch die Gemeinde, bzw. Bauernschaft, eine Spritze angeschafft und die Felder werden total bespritzt werden.

Ein voller Erfolg war die dreimalige Aufführung von Anzengrubers "Meineidbauer" durch die Theatergruppe der Feuerwehr Mitte Dezember 1952. Die Darsteller waren :Steinhuber Max, Pichelsberger Margarete, Hager Robert, Neuböck Josef, Heidinger Franz, Pichelsberger Hilda, Fischer Irmgard, Lindinger Maria. Die Leitung hatte Erwin Fischer.

Aber auch die Schulkinder führen schon durch etliche Jahre vor Weihnachten Hirtenspiele , Reigen und Lieder im Gasthaus Butz öffentlich auf.

.Am 6. Mai 1952 treffen 415 Eintagsküken für die Mitglieder des landwirtschaftlichen Jugendwerkes(4H.Klub) in Fischlham ein. Die Kücken waren per Flugzeug direkt aus den USA gekommen. Darüber wurde ein Film gedreht, Regisseur war der später sehr bekannte Georg Tressler. Während der Dreharbeiten darf im ganzen Gemeindegebiet kein Elektromotor laufen, die Scheinwerfer des Filmteams verbrauchen die ganze elektrische Energie für die Innenaufnahmen. Der Film bekam den Titel "Hansl und die 200 000 Kücken" Auch der Rundfunk kam zu einer Reportage nach Fischlham.

Das Feuerwehrdepot kann am 22.5. 1955 eingeweiht werden. Auch an der Schule geht die neue Zeit nicht spurlos vorüber. Wasserinstallation, Elektroheizung, Lehrmittelzimmer, Garderobe und Schulwartwohnung werden geschaffen. Die Verlegung der Leiterwohnung in das ehemalige Gemeindehaus Fischlham 47 wird möglich durch eine großzügige Spende des Schloßbesitzers Hans Hatschek, zu welchem der Oberlehrer besonders gute Beziehungen unterhielt, die auf dem gemeinsamen Interesse für Heimatkunde, Geschichte und Astronomie basierte. Hans Hatschek stirbt am 4.6.1956 in Fischlham.

Das Landjugendwerk wird von einer Gruppe der steirischen Landjugend besucht. Nach dem Austausch von Erfahrungen verbringen die Gruppen einen geselligen Abend mitsammen, nach Übernachtung auf einzelnen Höfen fahren sie in Richtung Salzburg weiter.

Die im Jahre 1919 gegründete E-Werksgenossenschaft Hafeldmühle wird am 31.3.1957 aufgelöst. Das Werk kann den vermehrten Strombedarf nicht mehr decken und muß bereits geraume Zeit Fremdstrom von der OKA beziehen. Die Stromversorgung geschieht seither zur Gänze von der OKA, die sofort das gesamte veraltete Leistungsnetz erneuerte.

Die Kuppel des Kirchturms wies seit der Kriegszeit Einschußschäden auf, die eine umfassende Reparatur notwendig machten. Teile des Kupferdaches sowie Holzsegmente werden erneuert.

Weitere Neuerungen: im Sommer 1957 wurde mit dem Ausbau der Bundesstraße 144 (Lambach-Sattledt) begonnen, die als Zubringer zur Autobahn dienen wird. Die Straße, die bis jetzt noch Schotterstraße war, wurde auf 8m verbreitert und erhielt eine 12 cm dicke Asphaltschicht. Die neue Zeit war nicht mehr aufzuhalten.

 

Strukturwandel im Dorf

 

Die nun folgenden 50 Jahre brachten mehr Veränderungen als vorangegangene Jahrhunderte. So registriert das Häuserverzeichnis von 1755 129 Häuser mit 713 Bewohnern, 90 Jahre später, 1844 , ist keine allzu große Veränderung festzustellen: 150 Häuser mit 918 Einwohnern.

Die Häuser teilten sich auf wie folgt: 55 Bauern, 32 Söldner (Kleinbauern), 36 Häusler, die meist Kleingewerbe treibende bewohnten, so gab es 4Binder, 6 Weber, 10 Zimmerleute, 11 Maurer, 1 Wagner, 1 Tischler, 5 Schuster, 4 Schneider, 1 Bäcker, 1 Fleischhauer, 5 Müller, 1 Bräuer, 1 Gastwirt, 2 Krämer,4 Fischer, 1 Chirurg.

Diese ländliche, vorwiegend durch die Landwirtschaft bestimmte Struktur blieb bis nach dem 2. Weltkrieg bestehen. Die Bevölkerungszahl wuchs von 1844 bis 1951 nur um 78 Personen auf 994 Einwohner. Auch die Bautätigkeit war Jahrhunderte lang äußerst gering, so sind von 1919 bis 1944 nur 17 Neubauten zu verzeichnen, vom Ende des 2. Weltkrieges an bis zur Jahrtausendwende aber 270! (In der Dekade von 1971 bis 198o allein 73 Neubauten). Die Volkszählung von 1991 weist aber von den 360 Häusern nur mehr 60 als Sitz eines landwirtschaftlichen Betriebes aus.

Somit ist der Wandel von einer Bauerngemeinde zur Wohngemeinde weitgehend vollzogen. Da die Bauernhöfe nur mehr dem Besitzerehepaar Arbeitsplätze bieten, wandern die Nachkommen in andere Berufe ab, es entsteht eine große Zahl von Auspendlern, für 1991 sind 378 ausgewiesen. Die Notwendigkeit weiterführender Schulbildung wird erkannt und genutzt, so sind für 1991 14 Schüler für die allgemeinbildende höhere Schule, für berufsbildende mittlere und höhere Schulen 22 und für Hochschule und Akademie 6 Schüler verzeichnet. Diese jungen Leute wandern in der Folge wegen mangelnder Arbeitsplätze ab, kommen aber vielfach später als Häuslbauer wieder zurück. So ist auch die weiterhin große Zunahme von Häusern (um die Jahrtausendwende ca 400 Gebäude) und Einwohnern (im selben Zeitraum 1233 Einwohner in der Gemeinde.) zu erklären.

Mit dem Wandel der Gesellschaftsstruktur ging auch das Verhalten der Bevölkerung einher. Der Begriff der "Freizeit" war bis nach dem Kriege weitgehend unbekannt, gewinnt aber zunehmend an wesentlicher Bedeutung. Ursprünglich beschränkte sich das Leben in der arbeitsfreien Zeit auf den familiären, nachbarschaftlichen und dörflichen Bereich, Feuerwehr, Musikkapelle und Kriegerverein gaben den Rahmen für gesellige Festlichkeiten. Der Zuwachs an Mobilität brachte eine Ausweitung der Kommunikation mit Nachbarorten und ein Ansteigen der Vereinstätigkeiten. So existieren neben den gemeinnützigen Institutionen Feuerwehr und Musikverein die zweckorientierten Vereinigungen wie Ortsbauernschaft, Jagdkonsortium, Imkerverein und Siedlerverein und die den beiden dominierenden Parteien angegliederten Pensionistengruppen sowie ASKÖ und ÖAAB.

Eine besondere gesellschaftliche Bedeutung kommt der Turn- und Sportunion mit ihren 6 Sektionen zu, die dank einer guten Infrastruktur ein großes Freizeitangebeot nicht nur für Kinder und Jugendliche darstellt. Nicht zuletzt geht auch von der Pfarre eine Reihe von Impulsen aus, die mit der Errichtung von Pfarrbücherei und Spielothek sowie Veranstaltungen des Katholischen Bildungswerkes das kulturelle Angebot erweitert und ergänzt.

Alles in allem ist zu sagen, daß sich der Strukturwandel positiv ausgewirkt hat und durch das große Angebot an geselligen und kulturellen Möglichkeiten der Verstädterung und geistigen Landflucht nachhaltig entgegengewirkt wird.

Auch auf dem Bildungs-und Gesundheitssektor sind positive Veränderungen eingetreten, so verfügt Fischlham nun über einen eigenen Zahnarzt und einen eigenen Gemeindearzt.

Der Ausbau der Schule und die Anbindung an die Hauptschule Steinerkirchen wurden bereits erwähnt. Daß in Fischlham aber ein eigener Arzt praktizierte, hat bereits jahrhundertelange Tradition.

Ärzte in Fischlham

 

Der erste Arzt- damals noch unter der Berufsbezeichnung "Bader"- wird erwähnt am 6.5.1584, allerdings nicht wegen seiner medizinischen Fähigkeiten oder Erfolge, sondern als einer der Rädelsführer bei der Absetzung des Pfarrers Stephan Khreyl

Die erste medizinische Hilfeleistung wird in einem Vaterschaftsprozeß erwähnt a. 24.5.1632, und zwar habe "der Bader zu Vischelhaimb" der Geschwängerten ein "Tränkhl" gegeben, weil sie unter Blutungen und Kopfweh gelitten habe.

Von 1640 an werden laufend in den Matriken "Bader in Pernau" erwähnt. Von 1691 bis 1820 wirkte hier die Dynastie der Metz durch 4 Generationen als Bader. Der letzte hier tätige "Chirurg" war Johann Kapeller, er wirkte von 1849 bis 1896 in Fischlham. Dann hatte Fischlham keinen eigenen Arzt mehr bis zum Ende des 20 ten Jahrhunderts.

Daß aber das Einkommen eines Baders nicht allzu schlecht war, beweist eine Arztrechnung aus dem Nachlaß des Pfarrers P. Ildefons Schmid vom 23.3.1870: "1Fl für Senftmehl Salbe und 2 Gänge". Zum Vergleich : ein Tagwerker erhielt für 4 Tage Arbeit 1Fl 60 Kr.

 

Hitler und Fischlham

 

Was über Kindheit und Jugend Hitlers während der Nazizeit publiziert wurde, ist legendäre Verherrlichung. Alle Angaben stützen sich auf Hitlers "Mein Kampf" und haben daher historisch und biographisch kaum einen Wert. Merkwürdig ist nur, daß in allen Publikationen der Rolle Fischlhams im Leben Hitlers eine unverhältnismäßig große Bedeutung eingeräumt wird. Dabei lebte die Familie Hitler nur knapp 2 Jahre hier. Aber noch Jahre nach dem Krieg kamen "Pilger", die sich nach der "Hitlerschule" und nach dem Wohnhaus der Familie erkundigten.

So beobachtete mein Mann, Direktor Erwin Fischer, eines Tages, es dürfte Anfang der Fünfzigerjahre gewesen sein, daß ein mit Fotoapparat bewaffneter Reporter um die " Kaiser-Franz –Josef- Jubiläumsschule" schlich und eifrig Aufnahmen machte. Nach etwa 2 Wochen kam ein Brief aus London, in dem besagter Reporter um nähere Auskunft bat, da ihm beim eingehenderen Studium der Unterlagen verschiedene Ungereimtheiten aufgefallen waren. Als ihm mein Mann dann ein Foto der tatsächlichen alten Schule übersandte, war er sehr dankbar.

Auch das Wohnhaus der Familie erweckte noch lange Zeit Interesse. Es wurde 1895 von Alois Hitler erworben und 1897 wieder verkauft. Die Beschäftigung mit Kleintierhaltung und Bienenzucht hatte sich als nicht sehr erfolgreich gezeigt Das Haus war damals größtenteils aus Holz gebaut und mit Stroh gedeckt. Da das Haus in den nächsten 20 Jahren elf verschiedene Besitzer hatte, veränderte sich sein Aussehen sehr und war zuletzt eher ein kleines Landhaus vermögenderer Leute, noch nach dem Kriege waren vor dem Haus noch die Reste eines Tennisplatzes sichtbar. Jedenfalls bekamen Besucher bestimmt kein authentisches Bild von den Hitlerschen Wohnverhältnissen.

Mit dem seltsamsten Fall von Legendenbildung aber wurde ich im Jahre 1984 konfrontiert. Ein Linzer Gymnasialprofessor ersuchte mich, einem gewissen Juden Mandl nachzuforschen, der Besitzer des Schlosses Bernau gewesen sei – oder Pächter, oder Verwalter. Er sei 1939 in das KZ Dachau gekommen und dort hingerichtet worden. Der verstorbene Pfarrer (welcher ?) und die einstige Hebamme hätten berichtet, daß Frau Hitler, Adolfs Mutter,. im Dienste bei Mandl war und schwanger wurde. Daraufhin hätte Mandl die Hochzeit mit Alois Schicklgruber bzw. Hitler ausgerichtet und auch Zahlungen geleistet, um seine Vaterschaft zu vertuschen. Das Gerede darüber sei in Fischlham aber allgemein gewesen.

Nun zu den Tatsachen :

Als die Familie Hitler in Hafeld / Fischlham Einzug hielt, bestand sie aus folgenden Personen: Vater Alois, 59 Jahre alt, Pensionist, Mutter Klara, 35 Jahre, Tochter Angela(aus der zweiten Ehe Alois Hitlers, 13 Jahre alt, ebenso wie Sohn Alois,14 Jahre, der die Realschule in Linz besuchte), Sohn Adolf aus der dritten Ehe –der spätere "Führer". Er war das vierte Kind aus der dritten Ehe seines Vaters, die drei Kinder vor ihm starben früh. Sohn Edmund ,1 Jahr, auf ihn folgte noch die in Fischlham geborene Tochter Paula, ferner die Tante Johanna. Klara Pölzl, Adolfs Mutter, war niemals irgendwo in Dienst außer bei ihrem späteren Ehemann Alois Schicklgruber, bzw. Hitler, der sie nach dem Tod seiner zweiten Frau zu seinen beiden ersten Kindern, die noch klein waren, als Hilfe ins Haus holte. Außerdem bestand zwischen Braunau, dem Geburtsort Adolfs, und Schloß Bernau keinerlei Verbindung. Also die ganze Geschichte entbehrt jeder kleinsten Wahrscheinlichkeit.

Die Lebensgeschichte des Vaters Alois, der ja ursprünglich Schicklgruber hieß, enthält allerdings einige Merkwürdigkeiten. Die erste sachlich fundierte Biografie Hitlers schrieb 1956 Dr. Franz Jetzinger, der in mehr als zehnjähriger Arbeit gegen hundert einwandfrei echte Dokumente und Belege sammelte, meist amtliche und gerichtliche. Dr. Jetzinger veröffentlichte die Ergebnisse dieser Arbeit in dem 1956 im Europa-Verlag Wien erschienenen Buch "Hitlers Jugend". Er war Abgeordneter des O.Ö. Landtages und Mitglied der Landesregierung bis zu seiner Verhaftung und Inhaftierung 1938. Die folgenden Berichte stützen sich auf dieses Buch.

Hitlers Ahnen waren in Döllersheim in Niederösterreich beheimatet, seine Großmutter Maria Anna Schicklgruber war die eheliche Tochter des Johann Schicklgruber, Bauer in Strones Nr.1 und dessen Frau Theresia, geb. Pfeisinger. Sie lebte zunächst auf dem elterlichen Hof und ging dann nach Graz in einen Haushalt in Dienst. Sie wurde schwanger und kehrte zur Geburt des Kindes in ihre Heimat zurück. Dort kam am 7.6. 1837 ihr Sohn Aloys Schicklgruber zur Welt, Geburt unehelich, Vater keiner dokumentiert..

Fünf Jahre später heiratete Maria Anna den Witwer Johann Georg Hiedler, Inwohner und Müllergeselle. Er war "vazierend", den elterlichen Hof bewirtschaftete der um 15 Jahre jüngere Bruder Johann Nepomuk Hiedler, der den Buben Aloys Schicklgruber zu sich nahm . Das Ehepaar Hiedler-Schicklgruber verarmte völlig, nach fünfjähriger Ehedauer starb Maria Anna ( 1847). Der Name Schicklgruber findet sich in den Döllersheimer Matriken nicht mehr, wahrscheinlich hat der Bruder auf dem väterlichen Hof abgehaust und ist weggezogen. Johann Georg Hiedler zieht wieder in sein Heimatdorf Spital und ist dort 1857 im Alter von 65 Jahren gestorben.

Alois Schicklgruber geht mit 13 Jahren nach Wien und lernt dort das Schuhmacherhandwerk, mit 18 Jahren (1855) wird er in die k.k. Finanzwache aufgenommen. Nun beginnt eine beachtliche Karriere für den jungen Mann: 1864 wird er in den Zolldienst übernommen, kommt 1871 nach Braunau am Inn und wird 1875 zum Zollamtsoffizial befördert. 1877 überrascht er die Leute seines Dienstortes Braunau mit der Mitteilung, daß er nicht mehr Schicklgruber , sondern Hitler heiße.

Die "Legitimierung" erfolgte wie folgt: Etwa im Spätherbst 1876 kam Jophann Georg Hiedler in Begleitungvon 3 Männern aus Spital zum Pfarrer von Döllersheim und erklärte, der nunmehrige Zollbeamte Schicklgruber sei der voreheliche Sohn seines verstorbenen Bruders Johann Georg, die anwesenden Männer könnten dies bezeugen, der Herr Pfarrer möge die nachträgliche Legitimierung vornehmen. Der schon recht betagte Pfarrer tat dies wie folgt: In der Geburtseintragung des Alois strich er den Namen Schicklgruber durch, ohne einen anderen Namen hinzuschreiben, die Eintragung "unehelich" strich er ebenfalls durch und schrieb daneben "ehelich". Die leerstehende Rubrik "Vater" füllte er folgendermaßen aus: Georg Hitler, Inwohner in Spital, und darunter: laut hiesigem Trauungsbuch haben die Kindeseltern die Ehe am 10. Mai 1842 geschlossen (das geschah 1876).

In die Rubrik Anmerkungen schrieb er: "Daß der als Vater eingetragene Georg Hitler, welcher den gefertigten Zeugen wohl bekannt, sich als der von der Kindesmutter Anna Schicklgruber angegebene Vater des Kindes Alois bekannt und die Eintragung seines Namens in das hiesige Taufbuch nachgesucht habe, wird durch die Gefertigten bestätigt."

Die Zeugen waren des Schreibens unkundig und unterfertigten mit je 3 Kreuzen, Datum war keines angegeben. Die Mutter war zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre, der angebliche Vater 20 Jahre tot. Die Zeugen waren alle Verwandte des Nepomuk Schicklgruber. Das Pfarramt Döllersheim verständigte pflichtgemäß die zuständige Bezirkshauptmannschaft von der erfolgten Namensänderung und diese verständigte die Gemeinde Braunau, weil diese Alois Hitlers (Schicklgruber) Heimatgemeinde war. Die Gründe für die Namensänderung sind unbekannt, vielleicht erachtete Alois Schicklgruber die uneheliche Geburt für seine Karriere als hinderlich.

Daß aber die merkwürdigen Vorgänge der Legitimierung später Anlaß zu Spekulationen über die Herkunft Hitlers, bzw. seines Vaters Alois boten, ist naheliegend. Neuere Forschungen, so Brigitte Hamann in "Hitlers Wien", kommen zu dem Schluß, daß Alois Schicklgrubers Mutter nie in Graz als Dienstmädchen war und von dort auch keine Alimente bezahlt wurden. Dokumente darüber seien keine vorhanden.

Das Gerücht darüber sei von Adolf Hitlers Halbbruder Alois aus der zweiten Ehe des Vaters (die erste blieb kinderlos), bzw von dessen Sohn William Patrick in die Welt gesetzt worden. Allerdings behauptete William Patrick nicht, daß Hitlers Großvater ein jüdischer Rechtsanwalt in Graz gewesen sei. Aber da Adolf Hitler nie mit seiner familiären Vergangenheit konfrontiert werden wollte, gelangen dem William Patrick mit dem Hinweis auf Alois Schicklgrubers Taufpapiere durchaus einige Erpressungen, denn Hitler hatte zu behaupten versucht, Alois sei nicht das Kind seines Vaters, sondern ein Findelkind, das in der Familie aufgezogen worden war. Mit diesem Halbbruder Alois war allerdings nicht viel Staat zu machen, er hatte seine irische Frau und den Buben William Patrick im Stich gelassen, in Deutschland wieder geheiratet und war wegen Bigamie verurteilt worden.

Die Behauptung, Hitlers Großvater sei ein jüdischer Rechtsanwalt in Graz gewesen, stammt in erster Linie von Dr. Hans Frank, dem ehemaligem Generalgouverneur in Polen und Hitlers persönlicher Anwalt. Dieser schrieb kurz vor seiner Hinrichtung als Kriegsverbrecher im Jahre 1945 seine Erinnerungen nieder ("Im Angesicht des Galgens"), in denen er behauptete, daß Hitlers Großmutter vor der Geburt des Kindes bei einem jüdischen Rechtsanwalt in Graz als Köchin gewesen sei, vom Sohn des Hauses geschwängert wurde und von dort auch 14 Jahre lang Alimente bezogen habe. Hitler habe von dieser Sache gewußt, aber behauptet, aus den Erzählungen seiner Großmutter erfahren zu haben, daß sein Vater nicht aus dieser Verbindung stammte. Die Großmutter starb allerdings 42 Jahre vor Hitlers Geburt.

Nach dem "Anschluß" wetteiferten die Waldviertler Gemeinden um Döllersheim um die Verwandtschaft mit Hitler und ließen überall Gedenktafeln zur Erinnerung an Hitlers Vorfahren anbringen. Aber im November 1938 erteilte Hitler den Befehl, diese Tafeln umgehend zu entfernen. Schon ab August 1938 wurde in diesem "Ahnengau des Führers" ein Truppenübungsplatz errichtet, der größte in Westeuropa. Die Bevölkerung wurde ausgesiedelt, die Dörfer verfielen. Hitler zeigte also entgegen dem in der Nazi-Ideologie hochgehaltenen Ahnenkult keinerlei Bindung an seine Vorfahren und deren Heimat., obwohl er als Knabe mehrmals die Ferien mit seiner Mutter auf dem Hof der Großeltern mütterlicherseits verbrachte - der Hof, der dem Hitlerhof benachbart war.

Um so merkwürdiger ist die angeblich so starke Bindung an Fischlham. Der Zollamtsoberoffizial Alois Hitler (Schicklgruber), also Adolf Hitlers Vater, wurde 1892 von Braunau nach Passau versetzt, wo er im April 1895 in Pension ging. Nun erfüllte er sich einen lang gehegten Wunsch: er kaufte mit Kaufvertrag vom 4.2.95 das Rauschergut in Hafeld, Gemeinde Fischlham, wo er sich in Bienenzucht und Kleintierhaltung versuchte. Zum Haus gehörten 3,8 ha Grund. Alois Hitler verstand es aber nicht, die Möglichkeiten des Grundes zu nutzen und wirtschaftete passiv, sodaß er das Anwesen bereits im Juni 1897 wieder verkaufte. Für Adolf begann hier am 1.5.1895 die Schulpflicht in der einklassigen Volksschule Fischlham- Schulbeginn war damals im Mai.

Nach dem Einmarsch der Hitlertruppen 1938 wurden sofort alle an der Schule vorhandenen Kataloge und Amtsschriften, die Eintragungen über Hitler enthielten, beschlagnahmt und entfernt. Nur im Gestionsprotokoll vom Februar 1897 ist unter der Nr. 16 die Meldung an den Bezirksschulrat Wels vermerkt :"Adolf Hitler an Scharlach erkrankt".

Am 12.6.1939 besuchte Adolf Hitler unerwartet das Rauschergut in Hafeld und die alte Schule in Fischlham, anschließend lud er alle Schulkinder von Fischlham mit ihren Lehrern und den Bürgermeister zu einem Besuch auf den Berghof auf dem Obersalzberg ein. Am 26.6. 1939 holten 3 große Postomnibusse die Eingeladenen ab. Besichtigung des Berghofes, Motorbootrundfahrt auf dem Königsee, Übernachtung in der Jugendherberge, Fahrt zum Chiemsee waren die Programmpunkte.

Bei dem Besuch in Fischlham entwickelte Hitler seine Pläne für Fischlham: Bau eines Gemeinschaftshauses mit Kindererholungsheim, Kindergarten, Schule, Lehrerwohnungen, Gemeindekanzlei, Bücherei, Tonfilmtheater für 600 Personen, Räume für Parteidienststellen, Turnhalle mit Sportplatz und Schwimmbad - alles um die voraussichtlichen Baukosten von 1,000 000 Reichsmark, ein damals gigantischer Betrag. Den Baugrund mußte das Pfarramt Steinerkirchen im Ausmaß von 8 Joch um den Kaufpreis von 11.000 Reichsmark an die Gemeinde Fischlham abtreten.

Aber am 1.9. 1939 überfällt Deutschland Polen und der zweite Weltkrieg bricht aus.